Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Bei Tische kam ich zwischen Prinz Albert von Taiti und den kanariengelben König Otoume zu sitzen. Beide waren in der Bildung schon so weit gekommen, mir die gewöhnlichen Tisch-Aufmerksamkeiten zu erweisen, als: das Glas mit Wasser oder Wein anzufüllen, die Speisen zu reichen, u. s. w. Man sah, daß sie sich Mühe gaben, die europäischen Sitten so viel als möglich zu erlernen. Nichts dest wenifer fielen doch dann und wann einiger der Gäster aus ihrer Rolle; -- so verlangte z. B. die Königin beim Dessert einen zweiten Teller, den sie mit Näschereien anfüllte und bei Seite stellen ließ, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Andere mußte man abhalten, dem edlen Champagnerwein nicht gar zu sehr zuzusprechen; doch ging die Unterhaltung im ganzen fröhlich und anständig zu Ende. In der Folge speiste ich mehrmals in Gesellschaft der königl. Familie beim Gouverneur. Die Königin erschien dabei in ihrer Landestracht, mit dem farbigen Pareo und dem Hemde, eben so der Gemahl, -- beide gingen barfuß. Der künftige Thronerbe, ein Knäblein von neun Jahren, ist mit der Tochter eines benachbarten Königs verlobt. Die Braut, einige Jahre älter als der Prinz, lebt am Hofe der Königin Pomare und wird in der christlichen Religion, in der taitischen und englischen Sprache unterrichtet. Im Hause der Königin geht es höchst einfach zu. Vor der Hand, bis das Steinhaus, das ihr vor dem französischen Gouvernement gebaut wird, fertig ist, bewohnt sie ein hölzernes Häuschen von vier Zimmern, welche zum Theil mit europäischen Möbeln versehen sind. Da auf Taiti Frieden geschlossen war, konnte man Bei Tische kam ich zwischen Prinz Albert von Taiti und den kanariengelben König Otoume zu sitzen. Beide waren in der Bildung schon so weit gekommen, mir die gewöhnlichen Tisch-Aufmerksamkeiten zu erweisen, als: das Glas mit Wasser oder Wein anzufüllen, die Speisen zu reichen, u. s. w. Man sah, daß sie sich Mühe gaben, die europäischen Sitten so viel als möglich zu erlernen. Nichts dest wenifer fielen doch dann und wann einiger der Gäster aus ihrer Rolle; — so verlangte z. B. die Königin beim Dessert einen zweiten Teller, den sie mit Näschereien anfüllte und bei Seite stellen ließ, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Andere mußte man abhalten, dem edlen Champagnerwein nicht gar zu sehr zuzusprechen; doch ging die Unterhaltung im ganzen fröhlich und anständig zu Ende. In der Folge speiste ich mehrmals in Gesellschaft der königl. Familie beim Gouverneur. Die Königin erschien dabei in ihrer Landestracht, mit dem farbigen Pareo und dem Hemde, eben so der Gemahl, — beide gingen barfuß. Der künftige Thronerbe, ein Knäblein von neun Jahren, ist mit der Tochter eines benachbarten Königs verlobt. Die Braut, einige Jahre älter als der Prinz, lebt am Hofe der Königin Pomare und wird in der christlichen Religion, in der taitischen und englischen Sprache unterrichtet. Im Hause der Königin geht es höchst einfach zu. Vor der Hand, bis das Steinhaus, das ihr vor dem französischen Gouvernement gebaut wird, fertig ist, bewohnt sie ein hölzernes Häuschen von vier Zimmern, welche zum Theil mit europäischen Möbeln versehen sind. Da auf Taiti Frieden geschlossen war, konnte man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0170" n="163"/> <p> Bei Tische kam ich zwischen <hi rendition="#g">Prinz Albert</hi> von <hi rendition="#g">Taiti</hi> und den <hi rendition="#g">kanariengelben König Otoume</hi> zu sitzen. Beide waren in der Bildung schon so weit gekommen, mir die gewöhnlichen Tisch-Aufmerksamkeiten zu erweisen, als: das Glas mit Wasser oder Wein anzufüllen, die Speisen zu reichen, u. s. w. Man sah, daß sie sich Mühe gaben, die europäischen Sitten so viel als möglich zu erlernen. Nichts dest wenifer fielen doch dann und wann einiger der Gäster aus ihrer Rolle; — so verlangte z. B. die Königin beim Dessert einen zweiten Teller, den sie mit Näschereien anfüllte und bei Seite stellen ließ, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Andere mußte man abhalten, dem edlen Champagnerwein nicht gar zu sehr zuzusprechen; doch ging die Unterhaltung im ganzen fröhlich und anständig zu Ende.</p> <p> In der Folge speiste ich mehrmals in Gesellschaft der königl. Familie beim Gouverneur. Die Königin erschien dabei in ihrer Landestracht, mit dem farbigen Pareo und dem Hemde, eben so der Gemahl, — beide gingen barfuß. Der künftige Thronerbe, ein Knäblein von neun Jahren, ist mit der Tochter eines benachbarten Königs verlobt. Die Braut, einige Jahre älter als der Prinz, lebt am Hofe der Königin Pomare und wird in der christlichen Religion, in der taitischen und englischen Sprache unterrichtet.</p> <p> Im Hause der Königin geht es höchst einfach zu. Vor der Hand, bis das Steinhaus, das ihr vor dem französischen Gouvernement gebaut wird, fertig ist, bewohnt sie ein hölzernes Häuschen von vier Zimmern, welche zum Theil mit europäischen Möbeln versehen sind.</p> <p> Da auf <hi rendition="#aq">Taiti</hi> Frieden geschlossen war, konnte man </p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0170]
Bei Tische kam ich zwischen Prinz Albert von Taiti und den kanariengelben König Otoume zu sitzen. Beide waren in der Bildung schon so weit gekommen, mir die gewöhnlichen Tisch-Aufmerksamkeiten zu erweisen, als: das Glas mit Wasser oder Wein anzufüllen, die Speisen zu reichen, u. s. w. Man sah, daß sie sich Mühe gaben, die europäischen Sitten so viel als möglich zu erlernen. Nichts dest wenifer fielen doch dann und wann einiger der Gäster aus ihrer Rolle; — so verlangte z. B. die Königin beim Dessert einen zweiten Teller, den sie mit Näschereien anfüllte und bei Seite stellen ließ, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Andere mußte man abhalten, dem edlen Champagnerwein nicht gar zu sehr zuzusprechen; doch ging die Unterhaltung im ganzen fröhlich und anständig zu Ende.
In der Folge speiste ich mehrmals in Gesellschaft der königl. Familie beim Gouverneur. Die Königin erschien dabei in ihrer Landestracht, mit dem farbigen Pareo und dem Hemde, eben so der Gemahl, — beide gingen barfuß. Der künftige Thronerbe, ein Knäblein von neun Jahren, ist mit der Tochter eines benachbarten Königs verlobt. Die Braut, einige Jahre älter als der Prinz, lebt am Hofe der Königin Pomare und wird in der christlichen Religion, in der taitischen und englischen Sprache unterrichtet.
Im Hause der Königin geht es höchst einfach zu. Vor der Hand, bis das Steinhaus, das ihr vor dem französischen Gouvernement gebaut wird, fertig ist, bewohnt sie ein hölzernes Häuschen von vier Zimmern, welche zum Theil mit europäischen Möbeln versehen sind.
Da auf Taiti Frieden geschlossen war, konnte man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |