Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Königin" genannt wird. Er hatte eine französische Generalsuniform an, die ihm sehr gut ließ, um so mehr da er sich recht gut darein zu schicken wußte; nur durfte man seine Füße nicht beobachten, sie waren gar zu plump und häßlich geformt. Außer diesen beiden hohen Personen befand sich noch ein königliches Haupt in der Gesellschaft, der König Otoume, Besitzer einer der benachbarten Inseln. Dieser sah höchst komisch aus: er hatte über weite, aber kurze weiße Beinkleider einen Männer-Rock von schwefelgelbem Kattun, der ganz gewiß von keinem Pariser Künstler gemacht war, denn er erschien als eine wahre Musterkarte von lauter Fehlern. Dieser König ging barfuß. Die Gesellschafts-Damen der Königin, vier an der Zahl, die Frauen und Töchter der Chefs waren meist in Blousen von weißem Mouslin gekleidet. Sie hatten auch Blumen in den Ohren und Kränze in den Haaren. Ihr Benehmen, ihre Haltung war im Durchschnitt zum Erstaunen gut. Ja, drei der jungen Damen tanzten sogar mit Offizieren die französische Quadrille, ohne die Figuren zu verfehlen. Nur war ich stets für ihre Füße bange, denn außer dem königlichen Ehepaar trug Niemand Schuhe oder Strümpfe. -- Einige alte Weiber erschienen in europäischen Damenhüten. Junge Weiber brachten ihre Kinder mit, sogar die ganz kleinen, denen sie, um sie zur Ruhe zu bringen, ohne Umstände vor aller Augen die Brust reichten. Ehe man zu Tische ging, verlor sich die Königin in ein Nebengemach, um einige Cigarren zu rauchen; ihr Gemahl vertrieb sich die Zeit am Billard. Königin“ genannt wird. Er hatte eine französische Generalsuniform an, die ihm sehr gut ließ, um so mehr da er sich recht gut darein zu schicken wußte; nur durfte man seine Füße nicht beobachten, sie waren gar zu plump und häßlich geformt. Außer diesen beiden hohen Personen befand sich noch ein königliches Haupt in der Gesellschaft, der König Otoume, Besitzer einer der benachbarten Inseln. Dieser sah höchst komisch aus: er hatte über weite, aber kurze weiße Beinkleider einen Männer-Rock von schwefelgelbem Kattun, der ganz gewiß von keinem Pariser Künstler gemacht war, denn er erschien als eine wahre Musterkarte von lauter Fehlern. Dieser König ging barfuß. Die Gesellschafts-Damen der Königin, vier an der Zahl, die Frauen und Töchter der Chefs waren meist in Blousen von weißem Mouslin gekleidet. Sie hatten auch Blumen in den Ohren und Kränze in den Haaren. Ihr Benehmen, ihre Haltung war im Durchschnitt zum Erstaunen gut. Ja, drei der jungen Damen tanzten sogar mit Offizieren die französische Quadrille, ohne die Figuren zu verfehlen. Nur war ich stets für ihre Füße bange, denn außer dem königlichen Ehepaar trug Niemand Schuhe oder Strümpfe. — Einige alte Weiber erschienen in europäischen Damenhüten. Junge Weiber brachten ihre Kinder mit, sogar die ganz kleinen, denen sie, um sie zur Ruhe zu bringen, ohne Umstände vor aller Augen die Brust reichten. Ehe man zu Tische ging, verlor sich die Königin in ein Nebengemach, um einige Cigarren zu rauchen; ihr Gemahl vertrieb sich die Zeit am Billard. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0169" n="162"/> Königin</hi>“ genannt wird. Er hatte eine französische Generalsuniform an, die ihm sehr gut ließ, um so mehr da er sich recht gut darein zu schicken wußte; nur durfte man seine Füße nicht beobachten, sie waren gar zu plump und häßlich geformt.</p> <p> Außer diesen beiden hohen Personen befand sich noch ein königliches Haupt in der Gesellschaft, der König <hi rendition="#g">Otoume</hi>, Besitzer einer der benachbarten Inseln. Dieser sah höchst komisch aus: er hatte über weite, aber kurze weiße Beinkleider einen Männer-Rock von schwefelgelbem Kattun, der ganz gewiß von keinem Pariser Künstler gemacht war, denn er erschien als eine wahre Musterkarte von lauter Fehlern. Dieser König ging barfuß.</p> <p> Die Gesellschafts-Damen der Königin, vier an der Zahl, die Frauen und Töchter der Chefs waren meist in Blousen von weißem Mouslin gekleidet. Sie hatten auch Blumen in den Ohren und Kränze in den Haaren. Ihr Benehmen, ihre Haltung war im Durchschnitt zum Erstaunen gut. Ja, drei der jungen Damen tanzten sogar mit Offizieren die französische Quadrille, ohne die Figuren zu verfehlen. Nur war ich stets für ihre Füße bange, denn außer dem königlichen Ehepaar trug Niemand Schuhe oder Strümpfe. — Einige alte Weiber erschienen in europäischen Damenhüten. Junge Weiber brachten ihre Kinder mit, sogar die ganz kleinen, denen sie, um sie zur Ruhe zu bringen, ohne Umstände vor aller Augen die Brust reichten.</p> <p> Ehe man zu Tische ging, verlor sich die Königin in ein Nebengemach, um einige Cigarren zu rauchen; ihr Gemahl vertrieb sich die Zeit am Billard.</p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0169]
Königin“ genannt wird. Er hatte eine französische Generalsuniform an, die ihm sehr gut ließ, um so mehr da er sich recht gut darein zu schicken wußte; nur durfte man seine Füße nicht beobachten, sie waren gar zu plump und häßlich geformt.
Außer diesen beiden hohen Personen befand sich noch ein königliches Haupt in der Gesellschaft, der König Otoume, Besitzer einer der benachbarten Inseln. Dieser sah höchst komisch aus: er hatte über weite, aber kurze weiße Beinkleider einen Männer-Rock von schwefelgelbem Kattun, der ganz gewiß von keinem Pariser Künstler gemacht war, denn er erschien als eine wahre Musterkarte von lauter Fehlern. Dieser König ging barfuß.
Die Gesellschafts-Damen der Königin, vier an der Zahl, die Frauen und Töchter der Chefs waren meist in Blousen von weißem Mouslin gekleidet. Sie hatten auch Blumen in den Ohren und Kränze in den Haaren. Ihr Benehmen, ihre Haltung war im Durchschnitt zum Erstaunen gut. Ja, drei der jungen Damen tanzten sogar mit Offizieren die französische Quadrille, ohne die Figuren zu verfehlen. Nur war ich stets für ihre Füße bange, denn außer dem königlichen Ehepaar trug Niemand Schuhe oder Strümpfe. — Einige alte Weiber erschienen in europäischen Damenhüten. Junge Weiber brachten ihre Kinder mit, sogar die ganz kleinen, denen sie, um sie zur Ruhe zu bringen, ohne Umstände vor aller Augen die Brust reichten.
Ehe man zu Tische ging, verlor sich die Königin in ein Nebengemach, um einige Cigarren zu rauchen; ihr Gemahl vertrieb sich die Zeit am Billard.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/169>, abgerufen am 16.07.2024. |