Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Pareo und dem kurzen Hemde keine weiteren Kleider auf dem Körper hatten. Einen häßlichen Anblick gewährte in diesem Anzuge einer der Chefs, der mit der Elephantiasis*) behaftet war. Ich sah diesen Abend die Königin Pomare zum erstenmal. Sie ist eine Frau von 36 Jahren, groß und plump gebaut, doch noch ziemlich gut erhalten. (Ueberhaupt fand ich, daß die Weiber hier weniger schnell verblühen als unter andern heißen Himmelsstrichen.) Das Gesicht ist nicht übel und ein äußerst gutmüthiger Zug spielt um Mund und Kinn. Sie war in ein Kleid oder vielmehr in eine Art Blouse von himmelblauem Atlas gehüllt, um welche kostbare schwarze Blonden in doppelten Reihen genäht waren. In der Ohren trug sie große Jasminblüthen, im Haare einen Blumenkranz -- in der Hand hielt sie höchst zierlich ein feines Taschentuch, das schön gestickt und mit breiten Spitzen besetzt war. Für diesen Abend hatte sie ihre Füße in Strümpfe und Schuhe gezwungen (sonst geht sie barfuß). Der ganze Anzug war ein Geschenk des Königs von Frankreich. Der Königin Gemahl, jünger als sie, ist der schönste Mann auf Taiti. Die Franzosen nennen ihn scherzweise: Prinz Albert von Taiti, nicht nur seiner Schönheit wegen, sondern auch, weil er, wie Prinz Albert in England, nicht König, sondern nur "Gemahl der *) Die Elephantiasis äußert sich auch hier gewöhnlich an den Füßen bis an die Schenkel hinauf. Diese Theile des Körpers sind dann hoch angeschwollen, voll Schuppen und Finnen, so daß man sie wahrlich für Elephanten-Füße halten könnte.
Pareo und dem kurzen Hemde keine weiteren Kleider auf dem Körper hatten. Einen häßlichen Anblick gewährte in diesem Anzuge einer der Chefs, der mit der Elephantiasis*) behaftet war. Ich sah diesen Abend die Königin Pomare zum erstenmal. Sie ist eine Frau von 36 Jahren, groß und plump gebaut, doch noch ziemlich gut erhalten. (Ueberhaupt fand ich, daß die Weiber hier weniger schnell verblühen als unter andern heißen Himmelsstrichen.) Das Gesicht ist nicht übel und ein äußerst gutmüthiger Zug spielt um Mund und Kinn. Sie war in ein Kleid oder vielmehr in eine Art Blouse von himmelblauem Atlas gehüllt, um welche kostbare schwarze Blonden in doppelten Reihen genäht waren. In der Ohren trug sie große Jasminblüthen, im Haare einen Blumenkranz — in der Hand hielt sie höchst zierlich ein feines Taschentuch, das schön gestickt und mit breiten Spitzen besetzt war. Für diesen Abend hatte sie ihre Füße in Strümpfe und Schuhe gezwungen (sonst geht sie barfuß). Der ganze Anzug war ein Geschenk des Königs von Frankreich. Der Königin Gemahl, jünger als sie, ist der schönste Mann auf Taiti. Die Franzosen nennen ihn scherzweise: Prinz Albert von Taiti, nicht nur seiner Schönheit wegen, sondern auch, weil er, wie Prinz Albert in England, nicht König, sondern nur „Gemahl der *) Die Elephantiasis äußert sich auch hier gewöhnlich an den Füßen bis an die Schenkel hinauf. Diese Theile des Körpers sind dann hoch angeschwollen, voll Schuppen und Finnen, so daß man sie wahrlich für Elephanten-Füße halten könnte.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="161"/><hi rendition="#aq">Pareo</hi> und dem kurzen Hemde keine weiteren Kleider auf dem Körper hatten. Einen häßlichen Anblick gewährte in diesem Anzuge einer der Chefs, der mit der Elephantiasis<note place="foot" n="*)">Die Elephantiasis äußert sich auch hier gewöhnlich an den Füßen bis an die Schenkel hinauf. Diese Theile des Körpers sind dann hoch angeschwollen, voll Schuppen und Finnen, so daß man sie wahrlich für Elephanten-Füße halten könnte.</note> behaftet war.</p> <p> Ich sah diesen Abend die Königin Pomare zum erstenmal. Sie ist eine Frau von 36 Jahren, groß und plump gebaut, doch noch ziemlich gut erhalten. (Ueberhaupt fand ich, daß die Weiber hier weniger schnell verblühen als unter andern heißen Himmelsstrichen.) Das Gesicht ist nicht übel und ein äußerst gutmüthiger Zug spielt um Mund und Kinn. Sie war in ein Kleid oder vielmehr in eine Art Blouse von himmelblauem Atlas gehüllt, um welche kostbare schwarze Blonden in doppelten Reihen genäht waren. In der Ohren trug sie große Jasminblüthen, im Haare einen Blumenkranz — in der Hand hielt sie höchst zierlich ein feines Taschentuch, das schön gestickt und mit breiten Spitzen besetzt war. Für diesen Abend hatte sie ihre Füße in Strümpfe und Schuhe gezwungen (sonst geht sie barfuß). Der ganze Anzug war ein Geschenk des Königs von Frankreich.</p> <p> Der Königin Gemahl, jünger als sie, ist der schönste Mann auf Taiti. Die Franzosen nennen ihn scherzweise: <hi rendition="#g">Prinz Albert von Taiti</hi>, nicht nur seiner Schönheit wegen, sondern auch, weil er, wie Prinz Albert in England, nicht <hi rendition="#g">König</hi>, sondern nur „<hi rendition="#g">Gemahl der </hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [161/0168]
Pareo und dem kurzen Hemde keine weiteren Kleider auf dem Körper hatten. Einen häßlichen Anblick gewährte in diesem Anzuge einer der Chefs, der mit der Elephantiasis *) behaftet war.
Ich sah diesen Abend die Königin Pomare zum erstenmal. Sie ist eine Frau von 36 Jahren, groß und plump gebaut, doch noch ziemlich gut erhalten. (Ueberhaupt fand ich, daß die Weiber hier weniger schnell verblühen als unter andern heißen Himmelsstrichen.) Das Gesicht ist nicht übel und ein äußerst gutmüthiger Zug spielt um Mund und Kinn. Sie war in ein Kleid oder vielmehr in eine Art Blouse von himmelblauem Atlas gehüllt, um welche kostbare schwarze Blonden in doppelten Reihen genäht waren. In der Ohren trug sie große Jasminblüthen, im Haare einen Blumenkranz — in der Hand hielt sie höchst zierlich ein feines Taschentuch, das schön gestickt und mit breiten Spitzen besetzt war. Für diesen Abend hatte sie ihre Füße in Strümpfe und Schuhe gezwungen (sonst geht sie barfuß). Der ganze Anzug war ein Geschenk des Königs von Frankreich.
Der Königin Gemahl, jünger als sie, ist der schönste Mann auf Taiti. Die Franzosen nennen ihn scherzweise: Prinz Albert von Taiti, nicht nur seiner Schönheit wegen, sondern auch, weil er, wie Prinz Albert in England, nicht König, sondern nur „Gemahl der
*) Die Elephantiasis äußert sich auch hier gewöhnlich an den Füßen bis an die Schenkel hinauf. Diese Theile des Körpers sind dann hoch angeschwollen, voll Schuppen und Finnen, so daß man sie wahrlich für Elephanten-Füße halten könnte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |