Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.prächtigen Palmen und andern Riesenbäumen der heißen Zone, darunter offene Palmenhütten und eine Schaar fröhlicher Indianer, die sich versammeln, um den herrlich herannahenden Abend nach ihrer Art zu feiern. Sie bilden von einer der Hütten einen Kreis, in dessen Mitte zwei herkulische, halbnackte Indianer sitzen, die auf kleine Trommeln nach dem Takte tapfer schlagen. Fünf ähnliche Kolosse sitzen vor ihnen und machen mit dem Oberkörper die schrecklichsten und heftigsten Bewegungen -- ganz besonders mit den Armen, Händen und Fingern; von letzteren wissen sie jedes Glied einzeln zu bewegen. Es schien mir, als wollten sie durch diese Geberden vorstellen, wie sie den Feind verjagen, seiner Feigheit spotten, sich ihres errungenen Sieges freuen u. s. w. Dabei stoßen sie fortwährend ein mißtönendes Geheul aus und verzerren die Gesichter auf das gräßlichste. Im Anfange wüthen die Männer ganz allein auf dem Schauplatze, bald aber stürzen zwei weibliche Gestalten aus den Reihen der Zuseher hervor und tanzen und toben wie Besessene; -- je unanständiger, frecher und ausgelassener ihre Geberden und Bewegungen sind, desto stürmischer fallen die Beifallsbezeigungen aus. -- Die ganze Vorstellung währt höchstens zwei Minuten, die Pause der Ruhe nicht viel länger, worauf sie wieder auf's neue beginnen. Eine solche Unterhaltung dauert oft Stunden lang fort. Jünglinge nehmen selten Theil am Tanze. Eine große Frage ist, ob der Unsittlichkeit der Indianer durch das Benehmen der gebildeten Franzosen gesteuert wird?! So viel ich beobachtete oder auch von erfahrenen Leuten vernahm, mag vor der Hand wenig zu prächtigen Palmen und andern Riesenbäumen der heißen Zone, darunter offene Palmenhütten und eine Schaar fröhlicher Indianer, die sich versammeln, um den herrlich herannahenden Abend nach ihrer Art zu feiern. Sie bilden von einer der Hütten einen Kreis, in dessen Mitte zwei herkulische, halbnackte Indianer sitzen, die auf kleine Trommeln nach dem Takte tapfer schlagen. Fünf ähnliche Kolosse sitzen vor ihnen und machen mit dem Oberkörper die schrecklichsten und heftigsten Bewegungen — ganz besonders mit den Armen, Händen und Fingern; von letzteren wissen sie jedes Glied einzeln zu bewegen. Es schien mir, als wollten sie durch diese Geberden vorstellen, wie sie den Feind verjagen, seiner Feigheit spotten, sich ihres errungenen Sieges freuen u. s. w. Dabei stoßen sie fortwährend ein mißtönendes Geheul aus und verzerren die Gesichter auf das gräßlichste. Im Anfange wüthen die Männer ganz allein auf dem Schauplatze, bald aber stürzen zwei weibliche Gestalten aus den Reihen der Zuseher hervor und tanzen und toben wie Besessene; — je unanständiger, frecher und ausgelassener ihre Geberden und Bewegungen sind, desto stürmischer fallen die Beifallsbezeigungen aus. — Die ganze Vorstellung währt höchstens zwei Minuten, die Pause der Ruhe nicht viel länger, worauf sie wieder auf’s neue beginnen. Eine solche Unterhaltung dauert oft Stunden lang fort. Jünglinge nehmen selten Theil am Tanze. Eine große Frage ist, ob der Unsittlichkeit der Indianer durch das Benehmen der gebildeten Franzosen gesteuert wird?! So viel ich beobachtete oder auch von erfahrenen Leuten vernahm, mag vor der Hand wenig zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="157"/> prächtigen Palmen und andern Riesenbäumen der heißen Zone, darunter offene Palmenhütten und eine Schaar fröhlicher Indianer, die sich versammeln, um den herrlich herannahenden Abend nach ihrer Art zu feiern. Sie bilden von einer der Hütten einen Kreis, in dessen Mitte zwei herkulische, halbnackte Indianer sitzen, die auf kleine Trommeln nach dem Takte tapfer schlagen. Fünf ähnliche Kolosse sitzen vor ihnen und machen mit dem Oberkörper die schrecklichsten und heftigsten Bewegungen — ganz besonders mit den Armen, Händen und Fingern; von letzteren wissen sie jedes Glied einzeln zu bewegen. Es schien mir, als wollten sie durch diese Geberden vorstellen, wie sie den Feind verjagen, seiner Feigheit spotten, sich ihres errungenen Sieges freuen u. s. w. Dabei stoßen sie fortwährend ein mißtönendes Geheul aus und verzerren die Gesichter auf das gräßlichste. Im Anfange wüthen die Männer ganz allein auf dem Schauplatze, bald aber stürzen zwei weibliche Gestalten aus den Reihen der Zuseher hervor und tanzen und toben wie Besessene; — je unanständiger, frecher und ausgelassener ihre Geberden und Bewegungen sind, desto stürmischer fallen die Beifallsbezeigungen aus. — Die ganze Vorstellung währt höchstens zwei Minuten, die Pause der Ruhe nicht viel länger, worauf sie wieder auf’s neue beginnen. Eine solche Unterhaltung dauert oft Stunden lang fort. Jünglinge nehmen selten Theil am Tanze.</p> <p> Eine große Frage ist, ob der Unsittlichkeit der Indianer durch das Benehmen der gebildeten Franzosen gesteuert wird?! So viel ich beobachtete oder auch von erfahrenen Leuten vernahm, mag vor der Hand wenig zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0164]
prächtigen Palmen und andern Riesenbäumen der heißen Zone, darunter offene Palmenhütten und eine Schaar fröhlicher Indianer, die sich versammeln, um den herrlich herannahenden Abend nach ihrer Art zu feiern. Sie bilden von einer der Hütten einen Kreis, in dessen Mitte zwei herkulische, halbnackte Indianer sitzen, die auf kleine Trommeln nach dem Takte tapfer schlagen. Fünf ähnliche Kolosse sitzen vor ihnen und machen mit dem Oberkörper die schrecklichsten und heftigsten Bewegungen — ganz besonders mit den Armen, Händen und Fingern; von letzteren wissen sie jedes Glied einzeln zu bewegen. Es schien mir, als wollten sie durch diese Geberden vorstellen, wie sie den Feind verjagen, seiner Feigheit spotten, sich ihres errungenen Sieges freuen u. s. w. Dabei stoßen sie fortwährend ein mißtönendes Geheul aus und verzerren die Gesichter auf das gräßlichste. Im Anfange wüthen die Männer ganz allein auf dem Schauplatze, bald aber stürzen zwei weibliche Gestalten aus den Reihen der Zuseher hervor und tanzen und toben wie Besessene; — je unanständiger, frecher und ausgelassener ihre Geberden und Bewegungen sind, desto stürmischer fallen die Beifallsbezeigungen aus. — Die ganze Vorstellung währt höchstens zwei Minuten, die Pause der Ruhe nicht viel länger, worauf sie wieder auf’s neue beginnen. Eine solche Unterhaltung dauert oft Stunden lang fort. Jünglinge nehmen selten Theil am Tanze.
Eine große Frage ist, ob der Unsittlichkeit der Indianer durch das Benehmen der gebildeten Franzosen gesteuert wird?! So viel ich beobachtete oder auch von erfahrenen Leuten vernahm, mag vor der Hand wenig zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |