Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Im Laufe des Tages schifften wir an den Vogeleilanden vorüber, und zwei Tage darauf, am 25. April sahen wir schon eine der Gesellschafts-Inseln, Maithia. Am folgenden Morgen, am 39. Tage unserer Reise, befanden wir uns im Angesichte Taiti's und der gegenüber liegenden Insel Emao, auch Moreo genannt. Die Einfahrt in den Hafen Taiti's, Papeiti, ist eine der gefährlichsten; Corallenrisse umgeben ihn gleich einer Festung; wild zischend und brausend schlägt die Brandung von allen Seiten auf, und für die Einfahrt bleibt nur ein schmaler Raum offen. Ein Lootse kam uns entgegen, und obwohl der Wind so ungünstig war, daß die Segel alle Augenblicke umgestellt werden mußten, führte er uns doch glücklich in den Hafen ein. Als wir später an's Land gestiegen waren, wünschte man uns herzlich Glück dazu; man hatte unsere Einfahrt mit Angst verfolgt und bei der letzten Wendung des Schiffes schon sehr gefürchtet, es auf eine Corallenbank laufen zu sehen. Dies Unglück wiederfuhr einem der französischen Kriegsschiffe, das nun schon seit mehreren Monaten hier vor Anker liegt und mit der Ausbesserung des Schadens beschäftiget ist. Noch war der Anker nicht gefallen, so umgaben uns schon ein halb Dutzend Piroguen (Kähne) mit Indianern, die von allen Seiten auf das Deck kletterten und uns Früchte und Muscheln anboten, aber nicht wie einst, gegen rothe Lappen oder Glasperlen, -- diese goldenen Zeiten für die Reisenden sind vorüber -- sie verlangten Geld und waren in ihrem Handel so gewinnsüchtig und geschickt wie die civilisirtesten Europäer. Ich bot einem der Indianer Im Laufe des Tages schifften wir an den Vogeleilanden vorüber, und zwei Tage darauf, am 25. April sahen wir schon eine der Gesellschafts-Inseln, Maithia. Am folgenden Morgen, am 39. Tage unserer Reise, befanden wir uns im Angesichte Taiti’s und der gegenüber liegenden Insel Emao, auch Moreo genannt. Die Einfahrt in den Hafen Taiti’s, Papeiti, ist eine der gefährlichsten; Corallenrisse umgeben ihn gleich einer Festung; wild zischend und brausend schlägt die Brandung von allen Seiten auf, und für die Einfahrt bleibt nur ein schmaler Raum offen. Ein Lootse kam uns entgegen, und obwohl der Wind so ungünstig war, daß die Segel alle Augenblicke umgestellt werden mußten, führte er uns doch glücklich in den Hafen ein. Als wir später an’s Land gestiegen waren, wünschte man uns herzlich Glück dazu; man hatte unsere Einfahrt mit Angst verfolgt und bei der letzten Wendung des Schiffes schon sehr gefürchtet, es auf eine Corallenbank laufen zu sehen. Dies Unglück wiederfuhr einem der französischen Kriegsschiffe, das nun schon seit mehreren Monaten hier vor Anker liegt und mit der Ausbesserung des Schadens beschäftiget ist. Noch war der Anker nicht gefallen, so umgaben uns schon ein halb Dutzend Piroguen (Kähne) mit Indianern, die von allen Seiten auf das Deck kletterten und uns Früchte und Muscheln anboten, aber nicht wie einst, gegen rothe Lappen oder Glasperlen, — diese goldenen Zeiten für die Reisenden sind vorüber — sie verlangten Geld und waren in ihrem Handel so gewinnsüchtig und geschickt wie die civilisirtesten Europäer. Ich bot einem der Indianer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0158" n="151"/> <p> Im Laufe des Tages schifften wir an den Vogeleilanden vorüber, und zwei Tage darauf, am 25. April sahen wir schon eine der Gesellschafts-Inseln, <hi rendition="#b">Maithia</hi>.</p> <p> Am folgenden Morgen, am 39. 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Im Laufe des Tages schifften wir an den Vogeleilanden vorüber, und zwei Tage darauf, am 25. April sahen wir schon eine der Gesellschafts-Inseln, Maithia.
Am folgenden Morgen, am 39. Tage unserer Reise, befanden wir uns im Angesichte Taiti’s und der gegenüber liegenden Insel Emao, auch Moreo genannt. Die Einfahrt in den Hafen Taiti’s, Papeiti, ist eine der gefährlichsten; Corallenrisse umgeben ihn gleich einer Festung; wild zischend und brausend schlägt die Brandung von allen Seiten auf, und für die Einfahrt bleibt nur ein schmaler Raum offen.
Ein Lootse kam uns entgegen, und obwohl der Wind so ungünstig war, daß die Segel alle Augenblicke umgestellt werden mußten, führte er uns doch glücklich in den Hafen ein. Als wir später an’s Land gestiegen waren, wünschte man uns herzlich Glück dazu; man hatte unsere Einfahrt mit Angst verfolgt und bei der letzten Wendung des Schiffes schon sehr gefürchtet, es auf eine Corallenbank laufen zu sehen. Dies Unglück wiederfuhr einem der französischen Kriegsschiffe, das nun schon seit mehreren Monaten hier vor Anker liegt und mit der Ausbesserung des Schadens beschäftiget ist.
Noch war der Anker nicht gefallen, so umgaben uns schon ein halb Dutzend Piroguen (Kähne) mit Indianern, die von allen Seiten auf das Deck kletterten und uns Früchte und Muscheln anboten, aber nicht wie einst, gegen rothe Lappen oder Glasperlen, — diese goldenen Zeiten für die Reisenden sind vorüber — sie verlangten Geld und waren in ihrem Handel so gewinnsüchtig und geschickt wie die civilisirtesten Europäer. Ich bot einem der Indianer
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/158>, abgerufen am 16.07.2024. |