Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Doch all' diese Unannehmlichkeiten sind noch sehr gering die wahre Qual beginnt gegen das Ende der Reise. Des Kapitän's Geliebte ist sein Schiff. Auf dem Meere gestattet er ihr das bequeme Negligee; aber im Hafen muß sie geputzt und geschmückt erscheinen. Keine Spur der weiten Reise, der Stürme, der glühenden Sonnenhitze darf man an ihr gewahren. Da beginnt denn ein unaufhörliches Hämmern, Hobeln und Sägen; jeder Sprung, jede Fuge und Beschädigung wird ausgebessert und am Ende das ganze Schiff mit Oelfarbe übermalt. Am ärgsten ist das Gehämmer, wenn die Fugen des Deckes ausgebessert und mit Theer eingelassen werden. Dies ist beinahe unerträglich. Aber genug von den Unannehmlichkeiten. Ihre Beschreibung soll nur dazu dienen, jene, die noch nie zur See gereist sind, einigermaßen vorzubereiten. Leute, die in Seehäfen wohnen, bedürfen dieser Andeutungen freilich nicht, denn die hören ja täglich davon sprechen; nicht so wir armen Binnenstädter. Wir wissen oft kaum, wie ein Segel- oder Dampfschiff aussieht, viel weniger, wie man darauf lebt. Ich spreche aus Erfahrung, und weiß nur zu gut, was ich bei meiner ersten Seereise litt, weil ich, von nichts unterrichtet, außer einiger Wäsche und Kleidung, nichts mit mir nahm. Nun zu dem weiteren Verlaufe meiner Reise. Am 28. Juni Abends schifften wir uns ein, und am 29. vor Sonnenaufgang wurden die Anker gelichtet. Die Reise begann eben nicht sehr ermuthigend; wir hatten höchst flauen, beinahe gar keinen Wind, jeder Fußgänger ward, im Vergleiche zu uns, ein Schnellläufer wir legten Doch all’ diese Unannehmlichkeiten sind noch sehr gering die wahre Qual beginnt gegen das Ende der Reise. Des Kapitän’s Geliebte ist sein Schiff. Auf dem Meere gestattet er ihr das bequeme Negligée; aber im Hafen muß sie geputzt und geschmückt erscheinen. Keine Spur der weiten Reise, der Stürme, der glühenden Sonnenhitze darf man an ihr gewahren. Da beginnt denn ein unaufhörliches Hämmern, Hobeln und Sägen; jeder Sprung, jede Fuge und Beschädigung wird ausgebessert und am Ende das ganze Schiff mit Oelfarbe übermalt. Am ärgsten ist das Gehämmer, wenn die Fugen des Deckes ausgebessert und mit Theer eingelassen werden. Dies ist beinahe unerträglich. Aber genug von den Unannehmlichkeiten. Ihre Beschreibung soll nur dazu dienen, jene, die noch nie zur See gereist sind, einigermaßen vorzubereiten. Leute, die in Seehäfen wohnen, bedürfen dieser Andeutungen freilich nicht, denn die hören ja täglich davon sprechen; nicht so wir armen Binnenstädter. Wir wissen oft kaum, wie ein Segel- oder Dampfschiff aussieht, viel weniger, wie man darauf lebt. Ich spreche aus Erfahrung, und weiß nur zu gut, was ich bei meiner ersten Seereise litt, weil ich, von nichts unterrichtet, außer einiger Wäsche und Kleidung, nichts mit mir nahm. Nun zu dem weiteren Verlaufe meiner Reise. Am 28. Juni Abends schifften wir uns ein, und am 29. vor Sonnenaufgang wurden die Anker gelichtet. Die Reise begann eben nicht sehr ermuthigend; wir hatten höchst flauen, beinahe gar keinen Wind, jeder Fußgänger ward, im Vergleiche zu uns, ein Schnellläufer wir legten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0012" n="5"/> <p> Doch all’ diese Unannehmlichkeiten sind noch sehr gering die wahre Qual beginnt gegen das Ende der Reise. Des Kapitän’s Geliebte ist sein Schiff. Auf dem Meere gestattet er ihr das bequeme Negligée; aber im Hafen muß sie geputzt und geschmückt erscheinen. Keine Spur der weiten Reise, der Stürme, der glühenden Sonnenhitze darf man an ihr gewahren. Da beginnt denn ein unaufhörliches Hämmern, Hobeln und Sägen; jeder Sprung, jede Fuge und Beschädigung wird ausgebessert und am Ende das ganze Schiff mit Oelfarbe übermalt. Am ärgsten ist das Gehämmer, wenn die Fugen des Deckes ausgebessert und mit Theer eingelassen werden. Dies ist beinahe unerträglich.</p> <p> Aber genug von den Unannehmlichkeiten. Ihre Beschreibung soll nur dazu dienen, jene, die noch nie zur See gereist sind, einigermaßen vorzubereiten. Leute, die in Seehäfen wohnen, bedürfen dieser Andeutungen freilich nicht, denn die hören ja täglich davon sprechen; nicht so wir armen Binnenstädter. Wir wissen oft kaum, wie ein Segel- oder Dampfschiff aussieht, viel weniger, wie man darauf lebt. Ich spreche aus Erfahrung, und weiß nur zu gut, was ich bei meiner ersten Seereise litt, weil ich, von nichts unterrichtet, außer einiger Wäsche und Kleidung, nichts mit mir nahm.</p> <p> Nun zu dem weiteren Verlaufe meiner Reise. Am <hi rendition="#aq">28</hi>. Juni Abends schifften wir uns ein, und am 29. vor Sonnenaufgang wurden die Anker gelichtet. Die Reise begann eben nicht sehr ermuthigend; wir hatten höchst flauen, beinahe gar keinen Wind, jeder Fußgänger ward, im Vergleiche zu uns, ein Schnellläufer wir legten </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0012]
Doch all’ diese Unannehmlichkeiten sind noch sehr gering die wahre Qual beginnt gegen das Ende der Reise. Des Kapitän’s Geliebte ist sein Schiff. Auf dem Meere gestattet er ihr das bequeme Negligée; aber im Hafen muß sie geputzt und geschmückt erscheinen. Keine Spur der weiten Reise, der Stürme, der glühenden Sonnenhitze darf man an ihr gewahren. Da beginnt denn ein unaufhörliches Hämmern, Hobeln und Sägen; jeder Sprung, jede Fuge und Beschädigung wird ausgebessert und am Ende das ganze Schiff mit Oelfarbe übermalt. Am ärgsten ist das Gehämmer, wenn die Fugen des Deckes ausgebessert und mit Theer eingelassen werden. Dies ist beinahe unerträglich.
Aber genug von den Unannehmlichkeiten. Ihre Beschreibung soll nur dazu dienen, jene, die noch nie zur See gereist sind, einigermaßen vorzubereiten. Leute, die in Seehäfen wohnen, bedürfen dieser Andeutungen freilich nicht, denn die hören ja täglich davon sprechen; nicht so wir armen Binnenstädter. Wir wissen oft kaum, wie ein Segel- oder Dampfschiff aussieht, viel weniger, wie man darauf lebt. Ich spreche aus Erfahrung, und weiß nur zu gut, was ich bei meiner ersten Seereise litt, weil ich, von nichts unterrichtet, außer einiger Wäsche und Kleidung, nichts mit mir nahm.
Nun zu dem weiteren Verlaufe meiner Reise. Am 28. Juni Abends schifften wir uns ein, und am 29. vor Sonnenaufgang wurden die Anker gelichtet. Die Reise begann eben nicht sehr ermuthigend; wir hatten höchst flauen, beinahe gar keinen Wind, jeder Fußgänger ward, im Vergleiche zu uns, ein Schnellläufer wir legten
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