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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Leitung das große Unternehmen eines Handschriftenarchivs ins ppe_071.002
Leben gerufen worden, das die Beschreibungen sämtlicher deutschen ppe_071.003
Handschriften bis 1520 und die der poetischen Handschriften auch ppe_071.004
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großen Inventarisation einmal veröffentlicht werden, so ist für die ppe_071.007
Geschmacksgeschichte zu ersehen, daß es nicht durchaus die größten ppe_071.008
Werke der deutschen Dichtung gewesen sind, die die weiteste Verbreitung ppe_071.009
gefunden haben. Dann schlägt auch eine neue Stunde für die ppe_071.010
Literaturwissenschaft; erst dann kann eine deutsche Literaturgeschichte ppe_071.011
des Mittelalters geschrieben werden, die auf der gesamten Überlieferung ppe_071.012
beruht, ohne daß sie mit der Vollständigkeit eines Nachschlagewerkes ppe_071.013
die Darstellung zu belasten brauchte.

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Die Handschriften der Neuzeit haben eine andere Bedeutung für ppe_071.015
die Forschung; sie bilden nicht mehr, wie vor der Erfindung des Buchdrucks, ppe_071.016
die eigentliche Form der Veröffentlichung; vielmehr stellen ppe_071.017
sie das dar, was ihr vorausging: ungedruckt gebliebene Vorarbeiten ppe_071.018
und unausgeführte Entwürfe, die in die Werkstatt der Dichter Einblick ppe_071.019
gewähren und in frühe Stadien des Werdens zurückführen. Vor ppe_071.020
fast einem halben Jahrhundert hat der Philosoph Wilhelm Dilthey, ppe_071.021
der seine große Schleiermacher-Monographie aus dem handschriftlichen ppe_071.022
Material aufbaute, zur Gründung von Literaturarchiven in ppe_071.023
Deutschland aufgefordert, um Dichter- und Gelehrtennachlässe zu ppe_071.024
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Gründung der Berliner Literaturarchiv-Gesellschaft zur Folge gehabt, ppe_071.026
die aber bei ihren geringen Mitteln auf Schenkungen angewiesen war ppe_071.027
und keine zentrale Bedeutung gewinnen konnte. Dagegen haben ppe_071.028
die großen Dichtergedächtnisstätten wie das Goethe- und Schiller- ppe_071.029
Archiv, das Nietzsche-Archiv, das Rilke-Archiv in Weimar, das Schwäbische ppe_071.030
Schiller-Museum in Marbach, das Freie Deutsche Hochstift in ppe_071.031
Frankfurt am Main, die Grillparzer-Sammlung der Stadt Wien, die ppe_071.032
Gottfried-Keller-Stiftung in Zürich ebenso wie ähnliche Anstalten in ppe_071.033
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großen Nationalbibliotheken der Landeshauptstädte wie Berlin, Wien, ppe_071.036
München, Paris, London, Washington und altberühmte Universitätsbibliotheken ppe_071.037
wie Oxford, Cambridge, Upsala, Heidelberg haben die ppe_071.038
mittelalterlichen Bestände ihrer Handschriftenabteilungen durch Erwerb ppe_071.039
neuzeitlicher Manuskripte großzügig ergänzt. Daneben gibt es ppe_071.040
große Privatsammlungen, die wie der einzigartige Goethe-Tempel Kippenbergs ppe_071.041
in Leipzig ihren Erwerb durch Katalog und Jahrbücher der

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/95>, abgerufen am 25.11.2024.