ppe_557.001 des mittelalterlichen Menschen in den Menschen der Neuzeit, die mit ppe_557.002 Eindringen und Umsichgreifen der griechischen Bildung, mit Wiedererweckung ppe_557.003 Platons, mit neuer Naturauffassung, mit Auswirkung der ppe_557.004 großen Erfindungen und Entdeckungen und mit religiöser Aufklärung ppe_557.005 ruckweise sich vollzieht.
ppe_557.006 Jakob Burckhardts "Kultur der Renaissance" und ungefähr gleichzeitig ppe_557.007 Georg Voigts "Wiederbelebung des klassischen Altertums", die ppe_557.008 das erste Jahrhundert des Humanismus behandelte, gliederten bereits ppe_557.009 die italienischen Humanisten in Generationen: zur ersten, die in ppe_557.010 Dante (geb. 1265) ihren Vorläufer hatte, gehörten Petrarca (1304), ppe_557.011 Boccaccio (1313) und Rienzo (1313), jene von der Idee der Wiederaufrichtung ppe_557.012 des alten Rom und seiner Herrlichkeit berauschten ppe_557.013 Poeten-Philologen, deren nationaler und persönlicher Ehrgeiz für ppe_557.014 Burckhardt durch das Symbol der Dichterkrönung auf dem Kapitol ppe_557.015 charakterisiert schien; zur nächsten Generation gehören die Schüler ppe_557.016 des Petrarca, die wie Coluccio Salutati (1330) und Luigi Marsiglio ppe_557.017 (1342) sein Werk in ciceronianischem Stil fortsetzten; eine folgende ppe_557.018 Generation wuchs schon im Zeichen der von Chrysoloras in Florenz ppe_557.019 eingebürgerten griechischen Studien auf und entwickelte sich mit ppe_557.020 Lionardo Bruni (1369), Poggio Bracciolini (1380), Enea Silvio (1405) ppe_557.021 zu jenem kosmopolitischen Humanismus, der auf dem Kostnitzer ppe_557.022 Konzil in Erscheinung trat; die unter Bessarion, Plethon, Georgios ppe_557.023 Trapezuntios, Gaza und Laskaris weiterentwickelten griechischen ppe_557.024 Studien wirkten sich dann in der neuplatonisch-kabbalistischen Naturphilosophie ppe_557.025 der Marsiglio Ficino (1430) und Pico von Mirandola ppe_557.026 (1466) aus. Sie fanden in Deutschland in Rudolf Agricola (1443), ppe_557.027 Johann Reuchlin (1455) und Johannes Trithemius (1462) ihre Generationsgenossen.
ppe_557.028
ppe_557.029 Deutlich scheidet sich in Deutschland eine erste Generation der ppe_557.030 Humanisten, die in Italien studiert hatte und in deutschen Übersetzungen ppe_557.031 das neue Bildungsgut verbreitete, wie Niklas v. Wyle ppe_557.032 (1410), Albrecht v. Eyb (1420), Heinrich Steinhövel (1420), von der ppe_557.033 zweiten, die an deutschen Universitäten einen neulateinischen Stil ppe_557.034 nationaler Färbung begründete, wie Wimpheling (1450), Conrad ppe_557.035 Celtis (1459), Jakob Locher (1471), Heinrich Bebel (1472). Das Bildungswerk ppe_557.036 der ersten Gruppe aber zog inzwischen weitere Kreise, ppe_557.037 sich verbreiternd im Bürgertum und Handwerkerstand, und ein Hans ppe_557.038 Sachs (1494) war, anders als die Meister, bei denen er lernte, bereits ppe_557.039 imstande, seine Bibliothek mit deutschen Übersetzungen antiker Geschichtsschreiber ppe_557.040 und Klassiker zu füllen. Drei Generationen später ppe_557.041 aber liest sein Handwerksgenosse, der Schuhmacher von Görlitz
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/581>, abgerufen am 22.11.2024.
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