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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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gegenüberzustellen. Noch weniger dachte er daran, die sentimentalischen ppe_501.002
Züge, die er schließlich auch bei den Griechen finden mußte, ppe_501.003
als Einwirkung rassischer Fremdkörper zu erklären. Erst neuerdings ppe_501.004
ist man darauf gekommen, das Dionysische und das Apollinische, ppe_501.005
deren Zwiespalt Nietzsche im Griechentum erkannte, auf eine ppe_501.006
Kreuzung orientalischen und nordischen Blutes zurückzuführen und ppe_501.007
damit eine Typenbildung aus dem Raum zu begründen, die allerdings ppe_501.008
noch mit mancherlei ungeklärten Hypothesen arbeiten muß.

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Eine Zuteilung verschiedenartiger Dichtertypen an bestimmte Rassen, ppe_501.010
die bis zur restlosen Deckung von Rassentypus und Dichtertypus ppe_501.011
führen würde, ist durch die Verschiedenheit der Denk- und Ordnungsgrundsätze ppe_501.012
ebenso erschwert wie durch Zahlenverhältnis und ppe_501.013
Veränderlichkeit. Während alle psychologische Typenbildung sich ppe_501.014
aus dem Dualismus des relativierenden Vergleichs entwickelt, ist die ppe_501.015
physiologische Mannigfaltigkeit der Rassen von vornherein pluralistisch ppe_501.016
aufgebaut. Muß die Zahl der Idealtypen des Dichters für den ppe_501.017
Gebrauch gegensätzlicher Charakteristik möglichst gering gehalten ppe_501.018
werden, so bleibt die Zahl der Rassen, wenn man ihre Entfaltung seit ppe_501.019
Urzeiten und ihre Vermischung im Lauf der Jahrtausende in Rechnung ppe_501.020
zieht, kaum übersehbar.

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Dabei ist zu bemerken, daß die psychologische Typenbildung, obwohl ppe_501.022
sie von Raum und Zeit absieht, in räumlicher und zeitlicher ppe_501.023
Nachbarschaft die günstigsten Vergleichs- und Unterscheidungsmöglichkeiten ppe_501.024
findet, während die Typisierung der Rassen von den entferntesten ppe_501.025
Gegensätzen ihren Ausgang nehmen muß. Die primitivsten ppe_501.026
Rassenmerkmale, die zuerst ins Auge springen, sind die Farben von ppe_501.027
Haut, Haar und Auge. Nach ihnen trennen sich die Bevölkerungen ppe_501.028
der Erdteile. Bei den Europa bewohnenden weißen Rassen gelangt ppe_501.029
man weiter von Körperbau und Schädelmessung zu den charakteristischen ppe_501.030
Ausdrucksbewegungen, zum Seelenleben, zu den Künsten, ppe_501.031
zur Sprache und Literatur, Weltanschauung und Philosophie. An ppe_501.032
diesem letzten Punkt, der zur feinsten Differenzierung des Denkens ppe_501.033
einlädt, setzt die Strukturpsychologie ein und bedient sich der vergleichsweise ppe_501.034
gewonnenen Typen zur Ausdehnung ihres Bereichs auf ppe_501.035
immer ferner liegende Felder. Beide Bewegungen haben also eine ppe_501.036
entgegengesetzte Richtung: im einen Fall führen sie von der Ferne ppe_501.037
zur Einzelanalyse, im andern von der Nahbeobachtung zur Verallgemeinerung.

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Die Begriffe liegen trotz unverkennbarer Analogien auf verschiedenen ppe_501.040
Ebenen, und es besteht die Gefahr, daß die einander entgegengesetzten ppe_501.041
Bewegungen aneinander vorbeigehen. Erstrebt die Rassenpsychologie

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gegenüberzustellen. Noch weniger dachte er daran, die sentimentalischen ppe_501.002
Züge, die er schließlich auch bei den Griechen finden mußte, ppe_501.003
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Eine Zuteilung verschiedenartiger Dichtertypen an bestimmte Rassen, ppe_501.010
die bis zur restlosen Deckung von Rassentypus und Dichtertypus ppe_501.011
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Veränderlichkeit. Während alle psychologische Typenbildung sich ppe_501.014
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Urzeiten und ihre Vermischung im Lauf der Jahrtausende in Rechnung ppe_501.020
zieht, kaum übersehbar.

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Dabei ist zu bemerken, daß die psychologische Typenbildung, obwohl ppe_501.022
sie von Raum und Zeit absieht, in räumlicher und zeitlicher ppe_501.023
Nachbarschaft die günstigsten Vergleichs- und Unterscheidungsmöglichkeiten ppe_501.024
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Gegensätzen ihren Ausgang nehmen muß. Die primitivsten ppe_501.026
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man weiter von Körperbau und Schädelmessung zu den charakteristischen ppe_501.030
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zur Sprache und Literatur, Weltanschauung und Philosophie. An ppe_501.032
diesem letzten Punkt, der zur feinsten Differenzierung des Denkens ppe_501.033
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Die Begriffe liegen trotz unverkennbarer Analogien auf verschiedenen ppe_501.040
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/525>, abgerufen am 22.11.2024.