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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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unter den Füßen zu verlieren und das Gewissen für unumstößliche ppe_018.002
Zuverlässigkeit zu verdrängen.

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Hier lag der Boden der kritischen Auseinandersetzung. Das starke ppe_018.004
neue Leben, das auf allen Gebieten der Geisteswissenschaft erwachte, ppe_018.005
das vom naturwissenschaftlich beengten Positivismus zu einem metaphysisch ppe_018.006
gerichteten Idealismus hindrängte, das den Übergang von ppe_018.007
der analytischen Methode zur synthetischen, von der Einzelbeobachtung ppe_018.008
zu großen Überblicken erstrebte und das zugleich der Möglichkeit ppe_018.009
tieferen Einblickes auf dem Wege der Intuition sich bewußt ppe_018.010
war, begründete sein Dasein zunächst mit schonungsloser Kritik an ppe_018.011
dem bisherigen Gange der Wissenschaft, also mit Methodologie, d. h. ppe_018.012
Prüfung der bisher eingeschlagenen Wege und des Wertes der bisher ppe_018.013
errungenen Ergebnisse.

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Ein großer Aufwand schien schmählich vertan, und kein anderes ppe_018.015
Zitat wurde lieber angewandt als die mephistophelische Ironie:

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Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben, ppe_018.017
Sucht erst den Geist herauszutreiben, ppe_018.018
Dann hat er die Teile in seiner Hand, ppe_018.019
Fehlt leider nur das geistige Band.
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Aber man brauchte nur ein paar Seiten in der Dichtung zurückzublättern, ppe_018.021
so stieß man auf das Faustwort, das der sich so absurd ppe_018.022
gebärdenden Jugend von den Alten entgegengehalten werden konnte:

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Was ihr den Geist der Zeiten heißt, ppe_018.024
Das ist im Grund der Herren eigner Geist, ppe_018.025
In dem die Zeiten sich bespiegeln.
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Was in diesem Zeitpunkt als Generationsgegensatz in Erscheinung ppe_018.027
trat, war im Grunde ein uralter, im Wesen des Gegenstandes gegebener ppe_018.028
Unterschied. Schon Friedrich Theodor Vischer hat zu einer ppe_018.029
Zeit, als noch kaum von literarhistorischer Disziplin die Rede war, ppe_018.030
jene spöttische Gruppierung der Faustausleger in die Stoffhuber ppe_018.031
Scharrer, Karrer, Brösamle und die Sinnhuber Deuterke, Grübelwitz, ppe_018.032
Hascherl vorgenommen, die künftige Spannungen vorausahnte.

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Das größte Werk der deutschen Dichtung, das zugleich überzeitliches ppe_018.034
Denkmal der Menschheit ist, kann nicht allein aus dem nationalen, ppe_018.035
zeitlichen und persönlichen Zusammenhang seiner Entstehung ppe_018.036
erklärt werden, sondern fordert eine absolute Deutung seines Sinnes. ppe_018.037
Wenn nun die philologischen Stoffhuber nach Kritik des Textes, ppe_018.038
Quellennachweisen und Einzelerklärungen, die den Wortgebrauch des ppe_018.039
Dichters und seiner Zeit zu Rate zogen, die Entstehungsgeschichte ppe_018.040
unter Datierung jeder einzelnen Szene und unter Erkenntnis aller

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/42>, abgerufen am 21.11.2024.