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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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etwas Eignes hineingelesen. Wenn auch ihre Ergebnisse nicht so weit ppe_388.002
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Kleistbilder, so scheint doch kaum ein sicherer Weg des Ausgleichs ppe_388.004
zu bestehen, wie ihn Gerhard Frickes Kritik der Gegensätze ppe_388.005
schließlich für Heinrich v. Kleist eingeschlagen hat.

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Allerdings liegen die Probleme des Kleistschen Weltbildes wesentlich ppe_388.007
anders. Der Introvertierte schrieb 1807 an die Frau seines Vetters: ppe_388.008
"Sie haben mich immer in der Zurückgezogenheit meiner ppe_388.009
Lebensart für isoliert von der Welt gehalten und doch ist vielleicht ppe_388.010
niemand inniger damit verbunden als ich." Gefühl und Schicksal ppe_388.011
wurden durch Gerhard Fricke als die zwei Brennpunkte des Kleistschen ppe_388.012
Weltbildes erfaßt, das im Erlebnis der heiligen und unbedingten ppe_388.013
Wirklichkeit des Ich seinen Existenzgrund findet. Damit ist die ppe_388.014
weiteste Spannung zwischen Irrationalismus und Wirklichkeitssinn ppe_388.015
bezeichnet. Sie schließt sich aber nicht erst zu einem theoretischen ppe_388.016
System zusammen, sondern selbst da, wo Ansätze zu einem solchen ppe_388.017
sich finden, wie in dem Aufsatz "Über das Marionettentheater", ist ppe_388.018
sie auf die Verkörperung eigener Seelenlage in menschlichen Charakteren ppe_388.019
und Situationen gerichtet; schon das Erlebnis zielt über das ppe_388.020
Weltbild hinaus auf dramatische Auseinandersetzung und auf die ppe_388.021
Phantasiekraft dichterischer Gestaltung.

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4. Phantasie, Traum-und Gefühlsleben
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a) Phantasie

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Wenn Wilhelm Dilthey in der Phantasie, die das Erlebnis nachbildet, ppe_388.025
das eigenste Gebiet des Dichters und den Mittelpunkt der ppe_388.026
Literaturgeschichte erblickte, so stellte er sich in offenen Widerspruch ppe_388.027
zu jener Psychologie, der es genügte, das Wesen der Einbildungskraft ppe_388.028
unabhängig von ihrer künstlerischen Funktion zu ergründen. ppe_388.029
Die Experimentalpsychologie ging dabei von festen Vorstellungen ppe_388.030
aus, in deren Veränderung durch Assoziation, Verschmelzung ppe_388.031
und Apperzeption ein klarer Mechanismus zu spielen schien.

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War die Phantasie in der spekulativen Ästhetik eines Fr. Th. ppe_388.033
Vischer metaphysisch als die "subjektive Existenz des Schönen" gedeutet ppe_388.034
worden, so ist sie umgekehrt in einem psychologischen Lehrbuch ppe_388.035
wie dem "Grundriß" von Oswald Külpe nur als "neue Anordnung ppe_388.036
und Verbindung der nämlichen Bewußtseinselemente, die bereits ppe_388.037
in der sinnlichen Wahrnehmung enthalten waren", also als eine ppe_388.038
Art Umgruppierung des Gedächtnisses erklärt. Ähnlich hatte Wilh.

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etwas Eignes hineingelesen. Wenn auch ihre Ergebnisse nicht so weit ppe_388.002
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Phantasiekraft dichterischer Gestaltung.

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4. Phantasie, Traum-und Gefühlsleben
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Wenn Wilhelm Dilthey in der Phantasie, die das Erlebnis nachbildet, ppe_388.025
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Vischer metaphysisch als die „subjektive Existenz des Schönen“ gedeutet ppe_388.034
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/412>, abgerufen am 25.11.2024.