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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Mit der Typenpsychologie setzt sich Rothacker ins Einvernehmen, ppe_383.002
indem er Kinder, Frauen, Pykniker, Integrierte und Künstler mehr ppe_383.003
aus dem Unbewußten, der Seele und dem Herzen heraus leben läßt, ppe_383.004
als es den Schizoiden oder gar dem modern-rational-technischen Menschentyp ppe_383.005
gegeben ist. Mit der Rassenpsychologie wird ein Zusammenhang ppe_383.006
hergestellt, indem die Passivität der slawischen oder der orientalischen ppe_383.007
Seele zu dem aktiven Wirklichkeitssinn und Ich-Bewußtsein ppe_383.008
des nordischen Leistungsmenschen in Gegensatz gebracht wird. Freilich ppe_383.009
ist auch der Typ des Romantikers, der als schizothym und nordisch ppe_383.010
anzusprechen ist, ebenso wie der dämonische Mensch, der im ppe_383.011
fälischen Wesen eine besondere Grundlage zu finden scheint, der ppe_383.012
Übermacht des Unbewußten ausgeliefert. Ehe zu einer Schematisierung ppe_383.013
geschritten werden kann, bedarf es weiterer Klärung.

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Ähnlich wie Brentano und wie Goethe ("Nicht hab' ich sie, sie ppe_383.015
haben mich gedichtet") gab Grillparzer dem Gefühl der Passivität ppe_383.016
in seinem "Selbstbekenntnis" Ausdruck:

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Du nennst mich Dichter? Ich verdien es nicht, ppe_383.018
Ein anderer sitzt, ich fühl's, und schreibt mein Leben, ppe_383.019
Und soll die Poesie den Namen geben, ppe_383.020
Statt Dichter fühl' ich höchstens mich Gedicht.

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Gleichwohl haben in Grillparzers Weltbild die dunkeln und unbewußten ppe_383.022
Elemente nicht die uneingeschränkte Herrschaft; vielmehr ppe_383.023
mischen sich rationale Züge ein, etwa wie in seinem Traumspiel, das ppe_383.024
hie und da durch wache Momente der Wirklichkeitsbesinnung unterbrochen ppe_383.025
wird. Es verdankt einem Aufklärungsroman Voltaires seine ppe_383.026
Fabel. Überhaupt scheint die österreichische Nachklassik der Biedermeierzeit ppe_383.027
in demselben Maße auf einem Zusammenfluß von Aufklärung ppe_383.028
und Romantik zu beruhen, wie die Weimarer Klassik als ppe_383.029
Synthese von Aufklärung und Sturm und Drang gelten darf, indem ppe_383.030
sie das irrationale Chaos des Gefühlslebens durch das Maß und den ppe_383.031
normierenden Formsinn des aufklärerischen Neuhumanismus bändigte.

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Für Goethes Weltbild hat Ewald A. Boucke das Charakteristischste ppe_383.033
im Wechselspiel und Ausgleich antagonistischer Tendenzen wie Natur ppe_383.034
und Geist, Erfahrung und Idee, Anschauung und Begriff gefunden. ppe_383.035
Diese dynamische Polarität, die auch ein Gleichgewicht von Rationalismus ppe_383.036
und Irrationalismus in sich schließt, war auf Herders ppe_383.037
Pandynamismus zurückzuführen und berührte sich mit Kant, um ppe_383.038
später in der Begegnung mit Schellings Naturphilosophie neue Bestätigung ppe_383.039
zu finden. Ferdinand Weinhandls Buch über die Metaphysik ppe_383.040
Goethes hat darüber hinaus die Goethe eigensten Begriffe des ppe_383.041
Urphänomens und des Symbols in den Mittelpunkt gestellt und ist

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Ähnlich wie Brentano und wie Goethe („Nicht hab' ich sie, sie ppe_383.015
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in seinem „Selbstbekenntnis“ Ausdruck:

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Du nennst mich Dichter? Ich verdien es nicht, ppe_383.018
Ein anderer sitzt, ich fühl's, und schreibt mein Leben, ppe_383.019
Und soll die Poesie den Namen geben, ppe_383.020
Statt Dichter fühl' ich höchstens mich Gedicht.

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Gleichwohl haben in Grillparzers Weltbild die dunkeln und unbewußten ppe_383.022
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Für Goethes Weltbild hat Ewald A. Boucke das Charakteristischste ppe_383.033
im Wechselspiel und Ausgleich antagonistischer Tendenzen wie Natur ppe_383.034
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/407>, abgerufen am 25.11.2024.