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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Vorstellungen und Eindrücke des sinnlich-räumlichen Weltbildes die ppe_381.002
Bausteine, und die metaphysische Ganzheit gibt die Höhendimension ppe_381.003
als emporstrebende Zielrichtung; aber in der Mitte liegt der Innenraum, ppe_381.004
der im verstehenden und nachlebenden Gestalten von Kulturproblemen, ppe_381.005
Persönlichkeiten und Mythen die Aufgaben der Formung ppe_381.006
stellt. Gleichwohl kann, je nach der Beschaffenheit des Typus, auch ppe_381.007
ein Übergewicht des im sinnlich-räumlichen Weltbild befangenen ppe_381.008
Realismus oder der nach letzter Wirklichkeit und Ganzheit strebenden ppe_381.009
Metaphysik gegeben sein.

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Teilbegriffe des Weltbildes nehmen in jeder der drei Sphären eine ppe_381.011
andere Problemgestalt an. Der Schicksalsgedanke, dessen rassische ppe_381.012
Bedingtheit oben (S. 375 f.) besprochen wurde, erscheint in der ersten ppe_381.013
Sphäre als mechanische Kausalität oder als blindes Fatum; in der ppe_381.014
zweiten Sphäre nimmt er die Form einer vom Charakter unlösbaren ppe_381.015
Immanenz an ("In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne"); im ppe_381.016
dritten Bereich gibt es eine finale Kausalität, einen Weltwillen und ppe_381.017
eine Transzendenz göttlicher Fügung. Wenn die Geschichtsauffassung ppe_381.018
im Weltbild des ersten Kreises materialistisch ist und wirtschaftliche ppe_381.019
Faktoren als ausschlaggebende Schicksalsmächte betrachten ppe_381.020
kann, so ist sie deshalb dichterischer Gestaltung nicht unzugänglich, ppe_381.021
wie etwa Bernard Shaw beweist; nur setzt sie sich in diesem ppe_381.022
Fall ironisch auseinander mit dem Gegenbild des zweiten Kreises, ppe_381.023
ohne das sie nicht denkbar ist, mit der heroischen Auffassung, die ppe_381.024
alles entscheidende Geschehen auf das Wirken großer Männer zurückführt; ppe_381.025
doch bleibt sie unberührt von der Teleologie des metaphysischen ppe_381.026
Weltbildes.

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Der Wille ist im ersten Kreis äußerlich, im zweiten innerlich ppe_381.028
determiniert, im dritten frei oder gottgelenkt. Das Göttliche des sinnlich-räumlichen ppe_381.029
Weltbildes erscheint in vielerlei Gestalten, die wie ppe_381.030
Griechenlands Götter oder die der Germanen als versinnbildlichte ppe_381.031
Naturkräfte sich darstellen; innerhalb der seelischen Sphäre waltet ppe_381.032
Gott im eigenen Gewissen des Menschen ("Nehmt die Gottheit auf ppe_381.033
in euren Willen, und sie steigt von ihrem Weltenthron"); metaphysische ppe_381.034
Spekulation führt dagegen zur Allheit Gottes hin. Doch ppe_381.035
läßt das dichterische Weltbild verschiedenartige Erscheinungsformen ppe_381.036
nebeneinander bestehen, wie bei Goethe zu zeigen ist, der sich als ppe_381.037
Künstler zum Polytheismus, als Naturforscher zum Pantheismus, als ppe_381.038
sittlicher Mensch zum persönlichen Gott bekannte.

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Die Begriffe von Recht und Vergeltung, von Gut und Böse ppe_381.040
können im ersten Kreis durch Naturzweckmäßigkeit bestimmt sein, ppe_381.041
im zweiten durch die Autonomie eines kategorischen Imperativs,

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Vorstellungen und Eindrücke des sinnlich-räumlichen Weltbildes die ppe_381.002
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Gott im eigenen Gewissen des Menschen („Nehmt die Gottheit auf ppe_381.033
in euren Willen, und sie steigt von ihrem Weltenthron“); metaphysische ppe_381.034
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/405>, abgerufen am 25.11.2024.