ppe_303.001 Aktivität prädestiniert zu Drama und Erzählung, schwache zur ppe_303.002 Lyrik.
ppe_303.003 Pfahler macht sogar den Versuch, durch ein primitives Schulbeispiel ppe_303.004 die Erbbestimmung einer Dichterfamilie zu veranschaulichen: der ppe_303.005 Vater besaß starke vitale Energie, enge fixierende Aufmerksamkeit, ppe_303.006 starke Perseveration, starke Ansprechbarkeit des Gefühls nach der ppe_303.007 Unlustseite und konnte infolgedessen zum Tragiker werden; der Sohn ppe_303.008 hatte von der Mutter weite fluktuierende Aufmerksamkeit, schwache ppe_303.009 Perseveration, starke Ansprechbarkeit des Gefühls nach Lustseite mitbekommen ppe_303.010 und schrieb infolgedessen Romane; der Enkel aber hat das ppe_303.011 Grundfunktionsgefüge des Großvaters geerbt, nur sind Aufmerksamkeit ppe_303.012 und Gefühlsansprechbarkeit zurückgetreten, so daß er nun als ppe_303.013 Gelehrter auf dem Felde der Naturwissenschaft seine Gaben bewähren ppe_303.014 kann. Namen sind nicht genannt, und es bleibt zweifelhaft, ob der ppe_303.015 Fall, der an sich möglich ist, aus der Erfahrung stammt; es ist kein ppe_303.016 großer Tragiker bekannt, dessen Sohn Romane schrieb und dessen ppe_303.017 Enkel Naturforscher wurde; vielmehr macht die Mannigfaltigkeit des ppe_303.018 Lebens immer einen Strich durch solche Rechnungen, und die Lebenstragik ppe_303.019 hat den meisten tragischen Dichtern männliche Nachkommen ppe_303.020 versagt oder, wie im Fall Schiller, bei gesunder Erbfolge keine weitere ppe_303.021 dichterische Bewährung gebracht.
ppe_303.022 d) Genialität
ppe_303.023 Literarhistoriche Genealogie wird zur Genialogie, wenn sie den ppe_303.024 Ursprüngen der Dichtergabe nachgeht. Die Erbforschung, die aus dem ppe_303.025 Erfahrungsstoff der Literaturgeschichte Schlüsse ziehen will, ist indessen ppe_303.026 auf sehr lückenhaftes Material angewiesen. Eine so große Rolle ppe_303.027 das Zwillingsmotiv in der Dichtung spielt, so wenig ist ein Fall eineiiger ppe_303.028 Zwillinge, die nach Erbgesetzen als Dichter die gleiche Entwicklung ppe_303.029 hätten nehmen müssen, bekannt. Anders liegt es bei den Musikern, ppe_303.030 unter denen der Vater Johann Sebastian Bachs einen ganz gleich gearteten ppe_303.031 Zwillingsbruder hatte. Geschwister ungleichen Lebensalters, ppe_303.032 wie sie um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts besonders häufig ppe_303.033 gleiches Erbgut bedeutsam vertraten (Humboldt, Schlegel, Hardenberg, ppe_303.034 Tieck, Brentano, Eichendorff), haben sich meist (mit Ausnahme ppe_303.035 der Gebrüder Grimm) nach den Unterschieden ihrer Anlagen und Charaktere ppe_303.036 auseinander gelebt.
ppe_303.037 Es wäre zu untersuchen, wie weit die Verschiedenheit der Gaben ppe_303.038 und Charaktere in solchen Fällen mit dem Übergewicht des väterlichen ppe_303.039 oder mütterlichen Erbteils zusammenhängt. Es ist behauptet worden,
ppe_303.001 Aktivität prädestiniert zu Drama und Erzählung, schwache zur ppe_303.002 Lyrik.
ppe_303.003 Pfahler macht sogar den Versuch, durch ein primitives Schulbeispiel ppe_303.004 die Erbbestimmung einer Dichterfamilie zu veranschaulichen: der ppe_303.005 Vater besaß starke vitale Energie, enge fixierende Aufmerksamkeit, ppe_303.006 starke Perseveration, starke Ansprechbarkeit des Gefühls nach der ppe_303.007 Unlustseite und konnte infolgedessen zum Tragiker werden; der Sohn ppe_303.008 hatte von der Mutter weite fluktuierende Aufmerksamkeit, schwache ppe_303.009 Perseveration, starke Ansprechbarkeit des Gefühls nach Lustseite mitbekommen ppe_303.010 und schrieb infolgedessen Romane; der Enkel aber hat das ppe_303.011 Grundfunktionsgefüge des Großvaters geerbt, nur sind Aufmerksamkeit ppe_303.012 und Gefühlsansprechbarkeit zurückgetreten, so daß er nun als ppe_303.013 Gelehrter auf dem Felde der Naturwissenschaft seine Gaben bewähren ppe_303.014 kann. Namen sind nicht genannt, und es bleibt zweifelhaft, ob der ppe_303.015 Fall, der an sich möglich ist, aus der Erfahrung stammt; es ist kein ppe_303.016 großer Tragiker bekannt, dessen Sohn Romane schrieb und dessen ppe_303.017 Enkel Naturforscher wurde; vielmehr macht die Mannigfaltigkeit des ppe_303.018 Lebens immer einen Strich durch solche Rechnungen, und die Lebenstragik ppe_303.019 hat den meisten tragischen Dichtern männliche Nachkommen ppe_303.020 versagt oder, wie im Fall Schiller, bei gesunder Erbfolge keine weitere ppe_303.021 dichterische Bewährung gebracht.
ppe_303.022 d) Genialität
ppe_303.023 Literarhistoriche Genealogie wird zur Genialogie, wenn sie den ppe_303.024 Ursprüngen der Dichtergabe nachgeht. Die Erbforschung, die aus dem ppe_303.025 Erfahrungsstoff der Literaturgeschichte Schlüsse ziehen will, ist indessen ppe_303.026 auf sehr lückenhaftes Material angewiesen. Eine so große Rolle ppe_303.027 das Zwillingsmotiv in der Dichtung spielt, so wenig ist ein Fall eineiiger ppe_303.028 Zwillinge, die nach Erbgesetzen als Dichter die gleiche Entwicklung ppe_303.029 hätten nehmen müssen, bekannt. Anders liegt es bei den Musikern, ppe_303.030 unter denen der Vater Johann Sebastian Bachs einen ganz gleich gearteten ppe_303.031 Zwillingsbruder hatte. Geschwister ungleichen Lebensalters, ppe_303.032 wie sie um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts besonders häufig ppe_303.033 gleiches Erbgut bedeutsam vertraten (Humboldt, Schlegel, Hardenberg, ppe_303.034 Tieck, Brentano, Eichendorff), haben sich meist (mit Ausnahme ppe_303.035 der Gebrüder Grimm) nach den Unterschieden ihrer Anlagen und Charaktere ppe_303.036 auseinander gelebt.
ppe_303.037 Es wäre zu untersuchen, wie weit die Verschiedenheit der Gaben ppe_303.038 und Charaktere in solchen Fällen mit dem Übergewicht des väterlichen ppe_303.039 oder mütterlichen Erbteils zusammenhängt. Es ist behauptet worden,
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Pfahler macht sogar den Versuch, durch ein primitives Schulbeispiel ppe_303.004
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starke Perseveration, starke Ansprechbarkeit des Gefühls nach der ppe_303.007
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Perseveration, starke Ansprechbarkeit des Gefühls nach Lustseite mitbekommen ppe_303.010
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Grundfunktionsgefüge des Großvaters geerbt, nur sind Aufmerksamkeit ppe_303.012
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Zwillingsbruder hatte. Geschwister ungleichen Lebensalters, ppe_303.032
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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