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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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aber führt bereits die Zusammenfassung zu einer Einheit. Der Weg, ppe_278.002
der ausging von der im Text vorliegenden Leistung, führt weiter zu ppe_278.003
den anderen Texten gleichen Ursprungs und findet schließlich sein ppe_278.004
Ziel im Dichter. Der Dichter bildet den Abschluß der Perspektive, ppe_278.005
die Zusammenfassung und den Treffpunkt, auf den man von verschiedenen ppe_278.006
Seiten hingeführt wird; er bedeutet den Generalnenner ppe_278.007
für die "Gesammelten Werke", von denen jedes einzeln verstanden ppe_278.008
sein will, ehe aus ihrer Vielfältigkeit das Gesamtbild der literarischen ppe_278.009
Persönlichkeit sich ergibt. Der Durchbruch zu dieser wesenhaften ppe_278.010
Einheit, in der alle Schöpfungen ihren unmittelbaren Ursprung haben, ppe_278.011
kann als erste Etappe zusammenschauender Synthese betrachtet ppe_278.012
werden.

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Von da aus eröffnen sich im Blick auf Vorgänger, Gleichstrebende ppe_278.014
und Nachfolger die Perspektiven einer literarhistorischen Einreihung. ppe_278.015
Man kann auch tiefer schauen und weiter zurückgehen, indem man, ppe_278.016
wie Josef Nadler zur Begründung seiner Familien- und Stammestheorie ppe_278.017
ausgeführt hat, die Persönlichkeit als etwas von allgemeineren ppe_278.018
Mächten Abhängiges und Bewirktes betrachtet. Damit würde der ppe_278.019
Urheberbegriff zum Anfangsglied einer höheren Begriffsbildung.

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Vorerst aber müssen wir bei der vermittelnden Ursacheneinheit haltmachen, ppe_278.021
ohne bereits das nächsthöhere Ganze in jenen allgemeineren ppe_278.022
Mächten zu suchen. Alles geht durch den Dichter. Es gibt keine ppe_278.023
unmittelbare Abhängigkeit eines Werkes von einem anderen; sie ist ppe_278.024
nur mittelbar möglich, indem der Verfasser des einen dem Einfluß ppe_278.025
des anderen erlegen ist. Selbst ein Plagiat charakterisiert den Plagiator ppe_278.026
und wird nur durch seine Wesensart verständlich. Es gibt keine ppe_278.027
bestimmenden Einwirkungen von erziehenden Bildungsmächten, Standesauffassungen, ppe_278.028
gesellschaftlichen Anschauungen, Strömungen des ppe_278.029
Zeitgeistes und religiösen Erlebnissen, die nicht zunächst die Persönlichkeit ppe_278.030
des Schöpfers erfaßt hätten, ehe sie in seinen Werken zum ppe_278.031
Niederschlag kommen konnten. Auch die Zugehörigkeit zu Rasse, ppe_278.032
Volkstum, Stamm und Familie ist immer durch die Lebenseinheit des ppe_278.033
Einzelnen vermittelt.

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Dabei scheint das Leben des Dichters allerdings nur insoweit in ppe_278.035
Betracht zu kommen, als es dichterisch gestaltet ist oder wenigstens ppe_278.036
für die Gesamtheit der Werke einen Rahmen bildet, der sie in ihrer ppe_278.037
Folge und Gliederung überschauen läßt. Der Philosoph Benedetto ppe_278.038
Croce will deshalb überhaupt nicht die menschliche, sondern ausschließlich ppe_278.039
die dichterische Persönlichkeit, nicht das Grundwesen des ppe_278.040
Dichters, sondern nur die Entwicklung seiner Kunst zum Gegenstand ppe_278.041
der Untersuchung werden lassen. Im biographischen Prinzip sieht er

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Man kann auch tiefer schauen und weiter zurückgehen, indem man, ppe_278.016
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Mächten Abhängiges und Bewirktes betrachtet. Damit würde der ppe_278.019
Urheberbegriff zum Anfangsglied einer höheren Begriffsbildung.

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ohne bereits das nächsthöhere Ganze in jenen allgemeineren ppe_278.022
Mächten zu suchen. Alles geht durch den Dichter. Es gibt keine ppe_278.023
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bestimmenden Einwirkungen von erziehenden Bildungsmächten, Standesauffassungen, ppe_278.028
gesellschaftlichen Anschauungen, Strömungen des ppe_278.029
Zeitgeistes und religiösen Erlebnissen, die nicht zunächst die Persönlichkeit ppe_278.030
des Schöpfers erfaßt hätten, ehe sie in seinen Werken zum ppe_278.031
Niederschlag kommen konnten. Auch die Zugehörigkeit zu Rasse, ppe_278.032
Volkstum, Stamm und Familie ist immer durch die Lebenseinheit des ppe_278.033
Einzelnen vermittelt.

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Dabei scheint das Leben des Dichters allerdings nur insoweit in ppe_278.035
Betracht zu kommen, als es dichterisch gestaltet ist oder wenigstens ppe_278.036
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Croce will deshalb überhaupt nicht die menschliche, sondern ausschließlich ppe_278.039
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/302>, abgerufen am 22.11.2024.