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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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bedeutungsvoll werden, selbst wenn er in der dauernd von ihr ausstrahlenden ppe_271.002
Wirkung die eigentliche Existenz einer Dichtung erkennen ppe_271.003
will. Die Überschau über alle von ihr ausgeübten Eindrücke und ppe_271.004
über alle im Laufe jahrhundertelanger Geltung gefällten Urteile entheben ppe_271.005
ihn nicht der Pflicht, den Wert aus eigenem Eindruck zu ppe_271.006
begründen.

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Der objektivierenden Rechenschaft über das persönliche Erleben ppe_271.008
eines Kunstwerkes und dem Übergang zu seiner Deutung und Wertung ppe_271.009
können drei Maßstäbe dienen, von denen der erste mehr die ppe_271.010
innere Beziehung des Werkes zum Dichter, der zweite mehr den nach ppe_271.011
außen gehenden Eindruck des Werkes auf den Betrachtenden, der ppe_271.012
dritte die Beziehung des Werkes zur Welt erfassen will. Der eine ppe_271.013
trifft die seelische und menschlich-individuelle Bedeutung des Werkes ppe_271.014
mit der Frage nach der Echtheit, der zweite die ausstrahlende ppe_271.015
Kraft des Werkes mit der Frage nach der Größe, der dritte ppe_271.016
die Weltbeziehung und gültige Bedeutung des Werkes mit der Frage ppe_271.017
nach seiner Sinnbildhaftigkeit. Jeder dieser Maßstäbe ist ppe_271.018
in vierfacher Richtung anzuwenden als Einschätzung nach dem ppe_271.019
ästhetischen, dem ethischen, dem religiösen, dem ppe_271.020
volkhaften Wert.

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Auf die Fläche gebracht stellt die Kreuzung dieser Wertkategorien ppe_271.022
sich in folgendem Schema dar:

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ästhetischethischreligiösvolkhaft
Echtheit
Größe
Sinnbildhaftigkeit
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a) Echtheit:

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Im ästhetischen Eindruck offenbart sich die Echtheit als ppe_271.029
widerspruchsloser Einklang und organisches Gleichgewicht aller Elemente, ppe_271.030
die sich bei der Analyse ergeben haben, also der Harmonie ppe_271.031
zwischen innerer und äußerer Form, zwischen Erlebnis und Gestaltung, ppe_271.032
zwischen Stil und weltanschaulicher Haltung, zwischen Technik und Problemen, ppe_271.033
zwischen sprachlicher Darbietung und Idee. -- Die ethische ppe_271.034
Echtheit tritt aus dem gewissenhaften Ernst hervor, mit dem Probleme ppe_271.035
und Ideen aus der Tiefe eigensten Erlebnisses geschöpft und als folgerichtige

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[271/0295] ppe_271.001 bedeutungsvoll werden, selbst wenn er in der dauernd von ihr ausstrahlenden ppe_271.002 Wirkung die eigentliche Existenz einer Dichtung erkennen ppe_271.003 will. Die Überschau über alle von ihr ausgeübten Eindrücke und ppe_271.004 über alle im Laufe jahrhundertelanger Geltung gefällten Urteile entheben ppe_271.005 ihn nicht der Pflicht, den Wert aus eigenem Eindruck zu ppe_271.006 begründen. ppe_271.007 Der objektivierenden Rechenschaft über das persönliche Erleben ppe_271.008 eines Kunstwerkes und dem Übergang zu seiner Deutung und Wertung ppe_271.009 können drei Maßstäbe dienen, von denen der erste mehr die ppe_271.010 innere Beziehung des Werkes zum Dichter, der zweite mehr den nach ppe_271.011 außen gehenden Eindruck des Werkes auf den Betrachtenden, der ppe_271.012 dritte die Beziehung des Werkes zur Welt erfassen will. Der eine ppe_271.013 trifft die seelische und menschlich-individuelle Bedeutung des Werkes ppe_271.014 mit der Frage nach der Echtheit, der zweite die ausstrahlende ppe_271.015 Kraft des Werkes mit der Frage nach der Größe, der dritte ppe_271.016 die Weltbeziehung und gültige Bedeutung des Werkes mit der Frage ppe_271.017 nach seiner Sinnbildhaftigkeit. Jeder dieser Maßstäbe ist ppe_271.018 in vierfacher Richtung anzuwenden als Einschätzung nach dem ppe_271.019 ästhetischen, dem ethischen, dem religiösen, dem ppe_271.020 volkhaften Wert. ppe_271.021 Auf die Fläche gebracht stellt die Kreuzung dieser Wertkategorien ppe_271.022 sich in folgendem Schema dar: ppe_271.023 ästhetisch ethisch religiös volkhaft Echtheit Größe Sinnbildhaftigkeit ppe_271.027 a) Echtheit: ppe_271.028 Im ästhetischen Eindruck offenbart sich die Echtheit als ppe_271.029 widerspruchsloser Einklang und organisches Gleichgewicht aller Elemente, ppe_271.030 die sich bei der Analyse ergeben haben, also der Harmonie ppe_271.031 zwischen innerer und äußerer Form, zwischen Erlebnis und Gestaltung, ppe_271.032 zwischen Stil und weltanschaulicher Haltung, zwischen Technik und Problemen, ppe_271.033 zwischen sprachlicher Darbietung und Idee. — Die ethische ppe_271.034 Echtheit tritt aus dem gewissenhaften Ernst hervor, mit dem Probleme ppe_271.035 und Ideen aus der Tiefe eigensten Erlebnisses geschöpft und als folgerichtige

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/295>, abgerufen am 22.11.2024.