ppe_148.001 anders beschaffen als in dem Kräfteverhältnis von Spiel und ppe_148.002 Gegenspiel. Alle Gestalten, die der Hauptperson begegnen, haben ppe_148.003 nur die Funktion der Spiegelung, nicht die der Handlung und des ppe_148.004 Zusammenstoßes. So konnte man für derartige Gruppierung das Bild ppe_148.005 des Sternes im Gegensatz zu dem der Kette in Anspruch nehmen.
ppe_148.006 Mancherlei wurde getan für eine neue Systematik der Dramatechnik, ppe_148.007 die weniger dogmatisch als analytisch den verschiedenartigen ppe_148.008 Typen der Handlungsführung gerecht würde. Franz Saran, dessen ppe_148.009 Schule in der Sammlung "Bausteine" gründliche, wenn auch etwas ppe_148.010 pedantische Untersuchungen der Handlungsführung in Lessings, ppe_148.011 Klopstocks, Goethes, Schillers und Hauptmanns Dramen vorführte, ppe_148.012 ist selbst nicht mehr zur Zusammenfassung seines Systems gelangt, ppe_148.013 aber der in diesen Untersuchungen herausgearbeitete Unterschied ppe_148.014 zwischen einer durchlaufenden "Fadentechnik", die in Aufhellungs-, ppe_148.015 Ziel- und Entwicklungshandlung vorherrscht, und einer "Wellenhandlung", ppe_148.016 deren Gang als Stimmungsbewegung mehr innere Bindungen ppe_148.017 zur Geltung bringt, entbehrt nicht der fruchtbaren Gesichtspunkte ppe_148.018 für die Analyse des Aufbaus. In ähnlicher Weise, aber mehr von ppe_148.019 den Raumverhältnissen der Bühne ausgehend, hat Arnulf Perger in ppe_148.020 mehreren dramaturgischen Arbeiten die Unterschiede zwischen Einortsdrama ppe_148.021 und Bewegungsdrama bis in alle technischen Anwendungen ppe_148.022 und Bedingungen verfolgt, um schließlich mit der Abkehr von der ppe_148.023 Realillusion der Verwandlungsbühne und der durch sie bedingten ppe_148.024 Technik Ausblicke in ein neues Werden zu eröffnen. Endlich hat ppe_148.025 Robert Petsch für die Typologie der dramatischen Form historische ppe_148.026 Grundlagen gesucht, indem er die freiere Beweglichkeit auf den ppe_148.027 Mimus zurückführte und ihr die strengere Geschlossenheit des eigentlichen ppe_148.028 Dramas gegenüberstellte. In einem späteren Aufsatz gelangte ppe_148.029 er zu drei Haupttypen, deren erster die einfache Vordergrundhandlung ppe_148.030 der mimischen Spielform bis zum Festspiel hin entwickelte, ppe_148.031 während der zweite, klassisch genannte Typus die Vordergrundshandlung ppe_148.032 nicht ohne perspektivische Tiefenbeziehung zu einem sinnvollen ppe_148.033 ideellen Hintergrund bestehen läßt; beim dritten, romantischen ppe_148.034 Typus, der im mythischen Musikdrama gipfelt, stellt sich dieser ppe_148.035 Hintergrund als das eigentliche und wesentliche Leben dar, während ppe_148.036 die transparente Vordergrundshandlung vielfach verschwommen bleibt. ppe_148.037 Man geht wohl nicht fehl, in solcher Dreiteilung Beziehungen zu ppe_148.038 Diltheys Typen von naturalistischer, pantheistischer und freiheitsidealistischer ppe_148.039 Weltanschauung zu erkennen; auf jeden Fall scheint ppe_148.040 diese Typologie mehr auf Fragen des Stils als auf die der Technik ppe_148.041 gerichtet zu sein.
ppe_148.001 anders beschaffen als in dem Kräfteverhältnis von Spiel und ppe_148.002 Gegenspiel. Alle Gestalten, die der Hauptperson begegnen, haben ppe_148.003 nur die Funktion der Spiegelung, nicht die der Handlung und des ppe_148.004 Zusammenstoßes. So konnte man für derartige Gruppierung das Bild ppe_148.005 des Sternes im Gegensatz zu dem der Kette in Anspruch nehmen.
ppe_148.006 Mancherlei wurde getan für eine neue Systematik der Dramatechnik, ppe_148.007 die weniger dogmatisch als analytisch den verschiedenartigen ppe_148.008 Typen der Handlungsführung gerecht würde. Franz Saran, dessen ppe_148.009 Schule in der Sammlung „Bausteine“ gründliche, wenn auch etwas ppe_148.010 pedantische Untersuchungen der Handlungsführung in Lessings, ppe_148.011 Klopstocks, Goethes, Schillers und Hauptmanns Dramen vorführte, ppe_148.012 ist selbst nicht mehr zur Zusammenfassung seines Systems gelangt, ppe_148.013 aber der in diesen Untersuchungen herausgearbeitete Unterschied ppe_148.014 zwischen einer durchlaufenden „Fadentechnik“, die in Aufhellungs-, ppe_148.015 Ziel- und Entwicklungshandlung vorherrscht, und einer „Wellenhandlung“, ppe_148.016 deren Gang als Stimmungsbewegung mehr innere Bindungen ppe_148.017 zur Geltung bringt, entbehrt nicht der fruchtbaren Gesichtspunkte ppe_148.018 für die Analyse des Aufbaus. In ähnlicher Weise, aber mehr von ppe_148.019 den Raumverhältnissen der Bühne ausgehend, hat Arnulf Perger in ppe_148.020 mehreren dramaturgischen Arbeiten die Unterschiede zwischen Einortsdrama ppe_148.021 und Bewegungsdrama bis in alle technischen Anwendungen ppe_148.022 und Bedingungen verfolgt, um schließlich mit der Abkehr von der ppe_148.023 Realillusion der Verwandlungsbühne und der durch sie bedingten ppe_148.024 Technik Ausblicke in ein neues Werden zu eröffnen. Endlich hat ppe_148.025 Robert Petsch für die Typologie der dramatischen Form historische ppe_148.026 Grundlagen gesucht, indem er die freiere Beweglichkeit auf den ppe_148.027 Mimus zurückführte und ihr die strengere Geschlossenheit des eigentlichen ppe_148.028 Dramas gegenüberstellte. In einem späteren Aufsatz gelangte ppe_148.029 er zu drei Haupttypen, deren erster die einfache Vordergrundhandlung ppe_148.030 der mimischen Spielform bis zum Festspiel hin entwickelte, ppe_148.031 während der zweite, klassisch genannte Typus die Vordergrundshandlung ppe_148.032 nicht ohne perspektivische Tiefenbeziehung zu einem sinnvollen ppe_148.033 ideellen Hintergrund bestehen läßt; beim dritten, romantischen ppe_148.034 Typus, der im mythischen Musikdrama gipfelt, stellt sich dieser ppe_148.035 Hintergrund als das eigentliche und wesentliche Leben dar, während ppe_148.036 die transparente Vordergrundshandlung vielfach verschwommen bleibt. ppe_148.037 Man geht wohl nicht fehl, in solcher Dreiteilung Beziehungen zu ppe_148.038 Diltheys Typen von naturalistischer, pantheistischer und freiheitsidealistischer ppe_148.039 Weltanschauung zu erkennen; auf jeden Fall scheint ppe_148.040 diese Typologie mehr auf Fragen des Stils als auf die der Technik ppe_148.041 gerichtet zu sein.
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/172>, abgerufen am 24.11.2024.
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