ppe_089.001 neueren Überlieferung auszunutzen und die besonderen eigenen Zwecke ppe_089.002 lebensvoller Textgeschichte wahrzunehmen, bei dem bewährten Muster ppe_089.003 der klassischen Philologie und der ihr nachgebildeten mittelalterlichen ppe_089.004 Textausgaben geblieben ist, die allein auf Rechtfertigung ihrer Textherstellung ppe_089.005 angewiesen waren. Was im übrigen in beiden Fällen ppe_089.006 gleiche Geltung hat, ist die unbedingte Sauberkeit und Zuverlässigkeit ppe_089.007 buchstabengetreuer Wiedergabe, für die der Herausgeber mit ppe_089.008 der Ehre seines Namens bürgt. Mit ihr steht und fällt der Wert der ppe_089.009 ganzen Arbeit, und diese Genauigkeit ist nicht als besonderes wissenschaftliches ppe_089.010 Verdienst anzusehen, sondern als selbstverständliche ppe_089.011 Pflicht, zu deren Erfüllung nicht jeder geboren ist, zu der man aber ppe_089.012 erzogen werden kann. (Ebenso selbstverständlich ist die buchstäbliche ppe_089.013 Zuverlässigkeit jedes Zitates nach den ursprünglichen Quellen. ppe_089.014 Jedes Zitat aus zweiter Hand zeugt von Mangel wissenschaftlichen ppe_089.015 Ernstes und bringt Gefahren der Entstellung und Mißdeutung mit ppe_089.016 sich, weil jede aus ihrem Zusammenhang herausgehobene Stelle sich ppe_089.017 im Sinn und oft auch im Wortlaut verändert.)
ppe_089.018 c) Datierung und Zuverlässigkeit
ppe_089.019 Die als "recensio" bezeichnete kritische Musterung der Überlieferung ppe_089.020 spielt bei den in Jahreszahlen festgelegten Drucken der Neuzeit eine ppe_089.021 geringere Rolle. Die Klarstellung der Reihenfolge ist nur dann nötig, ppe_089.022 wenn die Drucke undatiert sind oder wenn die gleiche Jahreszahl auf ppe_089.023 verschiedenen Drucken desselben Werkes eine Entscheidung der Priorität ppe_089.024 und des Wertes erforderlich macht. Es kann sich dabei um ppe_089.025 Ausscheidung von Nachdrucken handeln, die darauf berechnet waren, ppe_089.026 entweder Autor und Verleger oder nur den Autor in seinem Verdienst ppe_089.027 zu schmälern. Die eigentlichen Nachdrucke sind gänzlich unrechtmäßig ppe_089.028 und textlich wertlos, wenn sie von einem fremden Verleger ppe_089.029 ohne Wissen des Verfassers und gegen seinen Vorteil hinterrücks auf ppe_089.030 den Markt geworfen wurden; von zweifelhafter Geltung sind dagegen ppe_089.031 die sogenannten Doppeldrucke, die der rechtmäßige Verleger veranstaltete, ppe_089.032 wenn seine Auflage der Nachfrage nicht genügte. Es kann so ppe_089.033 liegen, daß die ersten Bogen in einer Auflagenhöhe gedruckt waren, ppe_089.034 die den Bestellungen nicht genügte. Für die weiteren Bogen wurde ppe_089.035 die Auflagenhöhe verdoppelt und die ersten Bogen wurden neugedruckt. ppe_089.036 Wenn dabei Druckfehler berichtigt wurden oder hineinkamen, ppe_089.037 entstanden Mischexemplare. Anders steht es, wenn zwei Drucke, ppe_089.038 welche dieselbe Jahreszahl tragen, durch Fehlerhaftigkeit sich durchweg ppe_089.039 unterscheiden. Dann liegt der Verdacht vor, daß die Jahreszahl
ppe_089.001 neueren Überlieferung auszunutzen und die besonderen eigenen Zwecke ppe_089.002 lebensvoller Textgeschichte wahrzunehmen, bei dem bewährten Muster ppe_089.003 der klassischen Philologie und der ihr nachgebildeten mittelalterlichen ppe_089.004 Textausgaben geblieben ist, die allein auf Rechtfertigung ihrer Textherstellung ppe_089.005 angewiesen waren. Was im übrigen in beiden Fällen ppe_089.006 gleiche Geltung hat, ist die unbedingte Sauberkeit und Zuverlässigkeit ppe_089.007 buchstabengetreuer Wiedergabe, für die der Herausgeber mit ppe_089.008 der Ehre seines Namens bürgt. Mit ihr steht und fällt der Wert der ppe_089.009 ganzen Arbeit, und diese Genauigkeit ist nicht als besonderes wissenschaftliches ppe_089.010 Verdienst anzusehen, sondern als selbstverständliche ppe_089.011 Pflicht, zu deren Erfüllung nicht jeder geboren ist, zu der man aber ppe_089.012 erzogen werden kann. (Ebenso selbstverständlich ist die buchstäbliche ppe_089.013 Zuverlässigkeit jedes Zitates nach den ursprünglichen Quellen. ppe_089.014 Jedes Zitat aus zweiter Hand zeugt von Mangel wissenschaftlichen ppe_089.015 Ernstes und bringt Gefahren der Entstellung und Mißdeutung mit ppe_089.016 sich, weil jede aus ihrem Zusammenhang herausgehobene Stelle sich ppe_089.017 im Sinn und oft auch im Wortlaut verändert.)
ppe_089.018 c) Datierung und Zuverlässigkeit
ppe_089.019 Die als „recensio“ bezeichnete kritische Musterung der Überlieferung ppe_089.020 spielt bei den in Jahreszahlen festgelegten Drucken der Neuzeit eine ppe_089.021 geringere Rolle. Die Klarstellung der Reihenfolge ist nur dann nötig, ppe_089.022 wenn die Drucke undatiert sind oder wenn die gleiche Jahreszahl auf ppe_089.023 verschiedenen Drucken desselben Werkes eine Entscheidung der Priorität ppe_089.024 und des Wertes erforderlich macht. Es kann sich dabei um ppe_089.025 Ausscheidung von Nachdrucken handeln, die darauf berechnet waren, ppe_089.026 entweder Autor und Verleger oder nur den Autor in seinem Verdienst ppe_089.027 zu schmälern. Die eigentlichen Nachdrucke sind gänzlich unrechtmäßig ppe_089.028 und textlich wertlos, wenn sie von einem fremden Verleger ppe_089.029 ohne Wissen des Verfassers und gegen seinen Vorteil hinterrücks auf ppe_089.030 den Markt geworfen wurden; von zweifelhafter Geltung sind dagegen ppe_089.031 die sogenannten Doppeldrucke, die der rechtmäßige Verleger veranstaltete, ppe_089.032 wenn seine Auflage der Nachfrage nicht genügte. Es kann so ppe_089.033 liegen, daß die ersten Bogen in einer Auflagenhöhe gedruckt waren, ppe_089.034 die den Bestellungen nicht genügte. Für die weiteren Bogen wurde ppe_089.035 die Auflagenhöhe verdoppelt und die ersten Bogen wurden neugedruckt. ppe_089.036 Wenn dabei Druckfehler berichtigt wurden oder hineinkamen, ppe_089.037 entstanden Mischexemplare. Anders steht es, wenn zwei Drucke, ppe_089.038 welche dieselbe Jahreszahl tragen, durch Fehlerhaftigkeit sich durchweg ppe_089.039 unterscheiden. Dann liegt der Verdacht vor, daß die Jahreszahl
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der klassischen Philologie und der ihr nachgebildeten mittelalterlichen ppe_089.004
Textausgaben geblieben ist, die allein auf Rechtfertigung ihrer Textherstellung ppe_089.005
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/113>, abgerufen am 28.11.2024.
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