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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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ben kein solches Gebiß gesehen, und keinen solchen
Schlund. --

Der General erwiederte, das sey den Hund
nicht beschrieben, sie soll doch sagen, wie er aus-
gesehen, und was er für eine Farb habe? --

Und sie -- das könne sie nicht sagen -- er sey
ihr im Anfange weiß vorgekommen, und hernach
schwarz -- und es sey ihr izt, als wenn sie ihm nur
den Kopf und das Maul gesehen habe. --

Das war nichts. -- Der General sahe wohl,
daß es nichts sey, und minder als nichts -- aber
er fragte doch links und rechts, ob denn auch izt
nichts zu machen sey? --

Der Eine rieth' ihm das, der Andere dieses --
die meisten sagten ihm, was sie meynten, das er gern
hörte.

Der Schreiber kam mit dem Einstecken -- der
Schafner mit dem Geld darauf bieten -- der Schloß-
vogt mit dem Herumschicken der Spionen in den
Dörfern -- eine Frau meynte, man müsse auf der
Kanzel darauf predigen -- sie sagte, wenn sich die
Pfarrer recht angreifen, und recht darauf drücken,
so könne die Stunde so gut seyn, daß der Thäter
auf dem Stuhl schwitzen müsse, und nicht zur
Kirche hinaus könne, ohne daß man es ihm an-
sähe -- dann könne man ihn greifen. --

ben kein ſolches Gebiß geſehen, und keinen ſolchen
Schlund. —

Der General erwiederte, das ſey den Hund
nicht beſchrieben, ſie ſoll doch ſagen, wie er aus-
geſehen, und was er fuͤr eine Farb habe? —

Und ſie — das koͤnne ſie nicht ſagen — er ſey
ihr im Anfange weiß vorgekommen, und hernach
ſchwarz — und es ſey ihr izt, als wenn ſie ihm nur
den Kopf und das Maul geſehen habe. —

Das war nichts. — Der General ſahe wohl,
daß es nichts ſey, und minder als nichts — aber
er fragte doch links und rechts, ob denn auch izt
nichts zu machen ſey? —

Der Eine rieth' ihm das, der Andere dieſes —
die meiſten ſagten ihm, was ſie meynten, das er gern
hoͤrte.

Der Schreiber kam mit dem Einſtecken — der
Schafner mit dem Geld darauf bieten — der Schloß-
vogt mit dem Herumſchicken der Spionen in den
Doͤrfern — eine Frau meynte, man muͤſſe auf der
Kanzel darauf predigen — ſie ſagte, wenn ſich die
Pfarrer recht angreifen, und recht darauf druͤcken,
ſo koͤnne die Stunde ſo gut ſeyn, daß der Thaͤter
auf dem Stuhl ſchwitzen muͤſſe, und nicht zur
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[76/0094] ben kein ſolches Gebiß geſehen, und keinen ſolchen Schlund. — Der General erwiederte, das ſey den Hund nicht beſchrieben, ſie ſoll doch ſagen, wie er aus- geſehen, und was er fuͤr eine Farb habe? — Und ſie — das koͤnne ſie nicht ſagen — er ſey ihr im Anfange weiß vorgekommen, und hernach ſchwarz — und es ſey ihr izt, als wenn ſie ihm nur den Kopf und das Maul geſehen habe. — Das war nichts. — Der General ſahe wohl, daß es nichts ſey, und minder als nichts — aber er fragte doch links und rechts, ob denn auch izt nichts zu machen ſey? — Der Eine rieth' ihm das, der Andere dieſes — die meiſten ſagten ihm, was ſie meynten, das er gern hoͤrte. Der Schreiber kam mit dem Einſtecken — der Schafner mit dem Geld darauf bieten — der Schloß- vogt mit dem Herumſchicken der Spionen in den Doͤrfern — eine Frau meynte, man muͤſſe auf der Kanzel darauf predigen — ſie ſagte, wenn ſich die Pfarrer recht angreifen, und recht darauf druͤcken, ſo koͤnne die Stunde ſo gut ſeyn, daß der Thaͤter auf dem Stuhl ſchwitzen muͤſſe, und nicht zur Kirche hinaus koͤnne, ohne daß man es ihm an- ſaͤhe — dann koͤnne man ihn greifen. —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/94>, abgerufen am 23.11.2024.