wars gar nicht weit in die Schule -- wie da eine gottlose Ordnung sey, und wie man nicht anderst handle, als wenn es völlig genug sey, wenn die Kinder nur die Freßordnung recht lernen, und Geld verdienen, als wenn an allem andern gar nichts gelegen wäre. --
Es melkt ein Küher seinen Stall aus bis auf den Tropfen -- so melkte Sylvia das Mensch aus in allem, was es wider die neue Ordnung wußte, bis auf den Tropfen.
Dann sagte sie am Ende noch, sind aber viele Leute im Dorf, die hierinn denken, wie du? --
Mein Gott, Ja! erwiederte die Speckmol- chin. Es wird es euch zwar nicht eine jede, wie ich, so gerade heraus sagen, aber nicht der zehen- de Theil ist ganz zufrieden, daß es ist, wie es ist, und die so am meisten zufrieden thun, sind Lum- penleute, denen ihre Kinder mehr Geld heimbrin- gen als vorher; wenn das nicht wäre, ich will glauben, ihr würdet im ganzen Dorf nicht einen Menschen finden, der nicht sagte, wie gottlos die Kinder in der Religion versäumt, und nur auf das Zeitliche gezogen werden.
Sylvia gab ihr dann an, sie sollen ihre Kin- der, wenn es so sey, nicht mehr in die Schul schicken, und fragte sie, ob sie machen könnte, daß
das
wars gar nicht weit in die Schule — wie da eine gottloſe Ordnung ſey, und wie man nicht anderſt handle, als wenn es voͤllig genug ſey, wenn die Kinder nur die Freßordnung recht lernen, und Geld verdienen, als wenn an allem andern gar nichts gelegen waͤre. —
Es melkt ein Kuͤher ſeinen Stall aus bis auf den Tropfen — ſo melkte Sylvia das Menſch aus in allem, was es wider die neue Ordnung wußte, bis auf den Tropfen.
Dann ſagte ſie am Ende noch, ſind aber viele Leute im Dorf, die hierinn denken, wie du? —
Mein Gott, Ja! erwiederte die Speckmol- chin. Es wird es euch zwar nicht eine jede, wie ich, ſo gerade heraus ſagen, aber nicht der zehen- de Theil iſt ganz zufrieden, daß es iſt, wie es iſt, und die ſo am meiſten zufrieden thun, ſind Lum- penleute, denen ihre Kinder mehr Geld heimbrin- gen als vorher; wenn das nicht waͤre, ich will glauben, ihr wuͤrdet im ganzen Dorf nicht einen Menſchen finden, der nicht ſagte, wie gottlos die Kinder in der Religion verſaͤumt, und nur auf das Zeitliche gezogen werden.
Sylvia gab ihr dann an, ſie ſollen ihre Kin- der, wenn es ſo ſey, nicht mehr in die Schul ſchicken, und fragte ſie, ob ſie machen koͤnnte, daß
das
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0082"n="64"/>
wars gar nicht weit in die Schule — wie da eine<lb/>
gottloſe Ordnung ſey, und wie man nicht anderſt<lb/>
handle, als wenn es voͤllig genug ſey, wenn die<lb/>
Kinder nur die Freßordnung recht lernen, und<lb/>
Geld verdienen, als wenn an allem andern gar<lb/>
nichts gelegen waͤre. —</p><lb/><p>Es melkt ein Kuͤher ſeinen Stall aus bis auf<lb/>
den Tropfen —ſo melkte Sylvia das Menſch aus<lb/>
in allem, was es wider die neue Ordnung wußte,<lb/>
bis auf den Tropfen.</p><lb/><p>Dann ſagte ſie am Ende noch, ſind aber viele<lb/>
Leute im Dorf, die hierinn denken, wie du? —</p><lb/><p>Mein Gott, Ja! erwiederte die Speckmol-<lb/>
chin. Es wird es euch zwar nicht eine jede, wie<lb/>
ich, ſo gerade heraus ſagen, aber nicht der zehen-<lb/>
de Theil iſt ganz zufrieden, daß es iſt, wie es iſt,<lb/>
und die ſo am meiſten zufrieden thun, ſind Lum-<lb/>
penleute, denen ihre Kinder mehr Geld heimbrin-<lb/>
gen als vorher; wenn das nicht waͤre, ich will<lb/>
glauben, ihr wuͤrdet im ganzen Dorf nicht einen<lb/>
Menſchen finden, der nicht ſagte, wie gottlos die<lb/>
Kinder in der Religion verſaͤumt, und nur auf<lb/>
das Zeitliche gezogen werden.</p><lb/><p>Sylvia gab ihr dann an, ſie ſollen ihre Kin-<lb/>
der, wenn es ſo ſey, nicht mehr in die Schul<lb/>ſchicken, und fragte ſie, ob ſie machen koͤnnte, daß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">das</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[64/0082]
wars gar nicht weit in die Schule — wie da eine
gottloſe Ordnung ſey, und wie man nicht anderſt
handle, als wenn es voͤllig genug ſey, wenn die
Kinder nur die Freßordnung recht lernen, und
Geld verdienen, als wenn an allem andern gar
nichts gelegen waͤre. —
Es melkt ein Kuͤher ſeinen Stall aus bis auf
den Tropfen — ſo melkte Sylvia das Menſch aus
in allem, was es wider die neue Ordnung wußte,
bis auf den Tropfen.
Dann ſagte ſie am Ende noch, ſind aber viele
Leute im Dorf, die hierinn denken, wie du? —
Mein Gott, Ja! erwiederte die Speckmol-
chin. Es wird es euch zwar nicht eine jede, wie
ich, ſo gerade heraus ſagen, aber nicht der zehen-
de Theil iſt ganz zufrieden, daß es iſt, wie es iſt,
und die ſo am meiſten zufrieden thun, ſind Lum-
penleute, denen ihre Kinder mehr Geld heimbrin-
gen als vorher; wenn das nicht waͤre, ich will
glauben, ihr wuͤrdet im ganzen Dorf nicht einen
Menſchen finden, der nicht ſagte, wie gottlos die
Kinder in der Religion verſaͤumt, und nur auf
das Zeitliche gezogen werden.
Sylvia gab ihr dann an, ſie ſollen ihre Kin-
der, wenn es ſo ſey, nicht mehr in die Schul
ſchicken, und fragte ſie, ob ſie machen koͤnnte, daß
das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/82>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.