frieden ist, nichts anders als der Klaus sollte dich nur wieder einmal in den Bettlerstall führen, und sezt oft noch gar hinzu, es war mir so wohl an dieser Markt-Nacht am lezten May! --
Sylvia verdoppelte ihre Schritte, daß sie ihr nicht entrinne.
Es war unnöthig; die Speckmolchin suchte nichts wenigers als zu entrinnen; sie sah die Jung- fer kaum, so dachte sie, wie gewiß ist das die, so den Lieutenant aus dem Schloß vertrieben! --
Klein, mager, gekleidet wie sonst keine, voller Ecke, Schnörkel -- und so, daß man etwas anders an ihr zu sehen hat, als sie selber -- so war sie beschrieben -- so war sie -- das ist sie -- ich kann nicht fehlen -- sagte die Molchin -- mit dieser muß ich reden -- stellte den Korb auf einen Stein ab, als ob sie ausruhen wollte. --
Seyt ihr nicht die Jungfer, die den Herrn Lieutenant so hat können aus dem Schloß auf das Dorf spatzieren machen?
Und wenn ich es wäre? -- So gieng das Gespräch an. -- Dann kam sie bald auf die gott- lose Kutschenfahrt -- und wie man sie nicht an- derst als ein Hauptvieh die ganze Nacht im Stall und auf Stroh habe liegen lassen -- und vom Stall
frieden iſt, nichts anders als der Klaus ſollte dich nur wieder einmal in den Bettlerſtall fuͤhren, und ſezt oft noch gar hinzu, es war mir ſo wohl an dieſer Markt-Nacht am lezten May! —
Sylvia verdoppelte ihre Schritte, daß ſie ihr nicht entrinne.
Es war unnoͤthig; die Speckmolchin ſuchte nichts wenigers als zu entrinnen; ſie ſah die Jung- fer kaum, ſo dachte ſie, wie gewiß iſt das die, ſo den Lieutenant aus dem Schloß vertrieben! —
Klein, mager, gekleidet wie ſonſt keine, voller Ecke, Schnoͤrkel — und ſo, daß man etwas anders an ihr zu ſehen hat, als ſie ſelber — ſo war ſie beſchrieben — ſo war ſie — das iſt ſie — ich kann nicht fehlen — ſagte die Molchin — mit dieſer muß ich reden — ſtellte den Korb auf einen Stein ab, als ob ſie ausruhen wollte. —
Seyt ihr nicht die Jungfer, die den Herrn Lieutenant ſo hat koͤnnen aus dem Schloß auf das Dorf ſpatzieren machen?
Und wenn ich es waͤre? — So gieng das Geſpraͤch an. — Dann kam ſie bald auf die gott- loſe Kutſchenfahrt — und wie man ſie nicht an- derſt als ein Hauptvieh die ganze Nacht im Stall und auf Stroh habe liegen laſſen — und vom Stall
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frieden iſt, nichts anders als der Klaus ſollte dich
nur wieder einmal in den Bettlerſtall fuͤhren, und
ſezt oft noch gar hinzu, es war mir ſo wohl an
dieſer Markt-Nacht am lezten May! —
Sylvia verdoppelte ihre Schritte, daß ſie ihr
nicht entrinne.
Es war unnoͤthig; die Speckmolchin ſuchte
nichts wenigers als zu entrinnen; ſie ſah die Jung-
fer kaum, ſo dachte ſie, wie gewiß iſt das die, ſo
den Lieutenant aus dem Schloß vertrieben! —
Klein, mager, gekleidet wie ſonſt keine, voller
Ecke, Schnoͤrkel — und ſo, daß man etwas anders
an ihr zu ſehen hat, als ſie ſelber — ſo war ſie
beſchrieben — ſo war ſie — das iſt ſie — ich kann
nicht fehlen — ſagte die Molchin — mit dieſer
muß ich reden — ſtellte den Korb auf einen Stein
ab, als ob ſie ausruhen wollte. —
Seyt ihr nicht die Jungfer, die den Herrn
Lieutenant ſo hat koͤnnen aus dem Schloß auf
das Dorf ſpatzieren machen?
Und wenn ich es waͤre? — So gieng das
Geſpraͤch an. — Dann kam ſie bald auf die gott-
loſe Kutſchenfahrt — und wie man ſie nicht an-
derſt als ein Hauptvieh die ganze Nacht im Stall
und auf Stroh habe liegen laſſen — und vom Stall
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/81>, abgerufen am 28.11.2024.
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