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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Sachen, und ich bitte nicht ungnädig zu nehmen,
Sie haben es befohlen. --

General. Es macht nichts -- es macht
nichts -- Gottlob! daß der Mann nicht todt ist. --

Klaus. Ihr Gnaden lassen dieß das Fräu-
lein sagen "Gottlob! daß er nicht todt ist" --

General. Warum das? --

Klaus. Sie wäre ihres Lebens nicht sicher,
wenn er todt wäre. --

General. Meynst du das?

Klaus. Ganz gewiß. Die Bauern neh-
mens hier nicht so leicht auf, wenn man ihrer einen
zu tod hezt. --

General. Wissen es die Bauern izt auch
schon?

Klaus. Sie haben auf dem ganzen Burg-
feld die Pflüg still stehen lassen, und sind zu Dutzen-
den zugelaufen, man sage, er liege todt am Reyn.

General. Aber es thut ihr izt doch Niemand
nichts? -- weil das nicht ist. --

Klaus. Ich möchte nicht dafür gut stehen,
und ihr auch nicht rathen, bis der erste Sturm vor-
über, gar zu weit vom Schloß allein wegzugehen. --

General. Es wäre erschrecklich, wenn sie
nicht sicher wäre.

Sachen, und ich bitte nicht ungnaͤdig zu nehmen,
Sie haben es befohlen. —

General. Es macht nichts — es macht
nichts — Gottlob! daß der Mann nicht todt iſt. —

Klaus. Ihr Gnaden laſſen dieß das Fraͤu-
lein ſagen „Gottlob! daß er nicht todt iſt„ —

General. Warum das? —

Klaus. Sie waͤre ihres Lebens nicht ſicher,
wenn er todt waͤre. —

General. Meynſt du das?

Klaus. Ganz gewiß. Die Bauern neh-
mens hier nicht ſo leicht auf, wenn man ihrer einen
zu tod hezt. —

General. Wiſſen es die Bauern izt auch
ſchon?

Klaus. Sie haben auf dem ganzen Burg-
feld die Pfluͤg ſtill ſtehen laſſen, und ſind zu Dutzen-
den zugelaufen, man ſage, er liege todt am Reyn.

General. Aber es thut ihr izt doch Niemand
nichts? — weil das nicht iſt. —

Klaus. Ich moͤchte nicht dafuͤr gut ſtehen,
und ihr auch nicht rathen, bis der erſte Sturm vor-
uͤber, gar zu weit vom Schloß allein wegzugehen. —

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[47/0065] Sachen, und ich bitte nicht ungnaͤdig zu nehmen, Sie haben es befohlen. — General. Es macht nichts — es macht nichts — Gottlob! daß der Mann nicht todt iſt. — Klaus. Ihr Gnaden laſſen dieß das Fraͤu- lein ſagen „Gottlob! daß er nicht todt iſt„ — General. Warum das? — Klaus. Sie waͤre ihres Lebens nicht ſicher, wenn er todt waͤre. — General. Meynſt du das? Klaus. Ganz gewiß. Die Bauern neh- mens hier nicht ſo leicht auf, wenn man ihrer einen zu tod hezt. — General. Wiſſen es die Bauern izt auch ſchon? Klaus. Sie haben auf dem ganzen Burg- feld die Pfluͤg ſtill ſtehen laſſen, und ſind zu Dutzen- den zugelaufen, man ſage, er liege todt am Reyn. General. Aber es thut ihr izt doch Niemand nichts? — weil das nicht iſt. — Klaus. Ich moͤchte nicht dafuͤr gut ſtehen, und ihr auch nicht rathen, bis der erſte Sturm vor- uͤber, gar zu weit vom Schloß allein wegzugehen. — General. Es waͤre erſchrecklich, wenn ſie nicht ſicher waͤre.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/65>, abgerufen am 29.11.2024.