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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Stuhl und Tisch mit ihm zitterten -- dann rollten
seine Augen -- seine Faust ballete sich -- er stampfte
mit dem Fuße, und sagte einmal über das andere,
was habe ich dem Thier, was habe ich dem ver-
fluchten Thier auch gethan, daß sie es mir so
macht? --

Therese hörte das Zittern des Pults, und dann
das Stampfen seines Fußes, sprang hinauf, und
verstand noch vor der Thüre die Worte, "was habe
ich dem Thier, dem verfluchten Thier auch ge-
than? --"

Da Er sie sah, wollte er ruhiger scheinen, aber
er zitterte noch und konnte nicht reden; -- Sie eben
so wenig -- Sie saß mit stummer Beklemmung
neben ihn ab, und er legte sein Todtengesicht auf
den Schooß, auf dem so eben der Michel gelegen
-- Sein Athem war laut, und das Fieber sicht-
bar -- aber er redte nicht, und lag so bis man zum
Essen klingelte, auch da noch wollte er herabkom-
men, damit sie nicht zörneten, aber Er sank in den
Stuhl zurück, von dem er aufstehen wollte, und
mußte ins Bett. --

Sylvia machte bey dem Tische böse Anmer-
kungen, daß man sie allein lasse, und Therese eilte
bey ihrem kranken Manne, daß sie sie nicht lang
allein lassen müsse.

Stuhl und Tiſch mit ihm zitterten — dann rollten
ſeine Augen — ſeine Fauſt ballete ſich — er ſtampfte
mit dem Fuße, und ſagte einmal uͤber das andere,
was habe ich dem Thier, was habe ich dem ver-
fluchten Thier auch gethan, daß ſie es mir ſo
macht? —

Thereſe hoͤrte das Zittern des Pults, und dann
das Stampfen ſeines Fußes, ſprang hinauf, und
verſtand noch vor der Thuͤre die Worte, „was habe
ich dem Thier, dem verfluchten Thier auch ge-
than? —„

Da Er ſie ſah, wollte er ruhiger ſcheinen, aber
er zitterte noch und konnte nicht reden; — Sie eben
ſo wenig — Sie ſaß mit ſtummer Beklemmung
neben ihn ab, und er legte ſein Todtengeſicht auf
den Schooß, auf dem ſo eben der Michel gelegen
— Sein Athem war laut, und das Fieber ſicht-
bar — aber er redte nicht, und lag ſo bis man zum
Eſſen klingelte, auch da noch wollte er herabkom-
men, damit ſie nicht zoͤrneten, aber Er ſank in den
Stuhl zuruͤck, von dem er aufſtehen wollte, und
mußte ins Bett. —

Sylvia machte bey dem Tiſche boͤſe Anmer-
kungen, daß man ſie allein laſſe, und Thereſe eilte
bey ihrem kranken Manne, daß ſie ſie nicht lang
allein laſſen muͤſſe.

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[42/0060] Stuhl und Tiſch mit ihm zitterten — dann rollten ſeine Augen — ſeine Fauſt ballete ſich — er ſtampfte mit dem Fuße, und ſagte einmal uͤber das andere, was habe ich dem Thier, was habe ich dem ver- fluchten Thier auch gethan, daß ſie es mir ſo macht? — Thereſe hoͤrte das Zittern des Pults, und dann das Stampfen ſeines Fußes, ſprang hinauf, und verſtand noch vor der Thuͤre die Worte, „was habe ich dem Thier, dem verfluchten Thier auch ge- than? —„ Da Er ſie ſah, wollte er ruhiger ſcheinen, aber er zitterte noch und konnte nicht reden; — Sie eben ſo wenig — Sie ſaß mit ſtummer Beklemmung neben ihn ab, und er legte ſein Todtengeſicht auf den Schooß, auf dem ſo eben der Michel gelegen — Sein Athem war laut, und das Fieber ſicht- bar — aber er redte nicht, und lag ſo bis man zum Eſſen klingelte, auch da noch wollte er herabkom- men, damit ſie nicht zoͤrneten, aber Er ſank in den Stuhl zuruͤck, von dem er aufſtehen wollte, und mußte ins Bett. — Sylvia machte bey dem Tiſche boͤſe Anmer- kungen, daß man ſie allein laſſe, und Thereſe eilte bey ihrem kranken Manne, daß ſie ſie nicht lang allein laſſen muͤſſe.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/60>, abgerufen am 30.11.2024.