Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

dessen Bevölkerung durch die Gewerbsamkeit also
zunehmen würde, eben dadurch auch so viel Mit-
tel zufließen müßten, genugsame Einrichtungen zu
seiner Sicherheit mit Leichtigkeit zu machen. --
Und es komme hierinn nur auf den Gebrauch an,
der im Dorf von diesen Umständen gemacht werde,
und auf die Obrigkeit, zu was für einem Gebrauch
ihrer Umstände sie das Volk führe und anhalte. --

Ueber das andere: Wie die Waisenkinder als
eine Pflanzschule die Gewerbsamkeit im Volk all-
gemein zu machen, zu gebrauchen wär? -- sagte
er, man müsse einen Unterschied machen zwischen
bloßen Arbeitern, die nur wieder andere Arbeiter
nachzuziehen hätten, und denen die in Stand kom-
men sollten, irgend eine Art Gewerb an einem
Ort selber anzulegen. Für die erstern erfodere es
nichts, als daß sie ihre Handgriffe vollkommen
lernen und fleißig seyen -- aber die andern müs-
sen, wenn sie die Handgriffe vollends gelernt, aus
einem solchen Erziehungshause weg, und zu Leu-
ten gethan werden, die diesen Gewerb selber trei-
ben, um ihnen alle Arten Vorsichtigkeitsregeln
geläufig zu machen, die es in der Welt braucht,
wenn man den Menschen auch noch so wenig an-
vertrauen muß; und dann auch zu lernen, sich
die Menschen an die Hand zu bringen, und an der
Hand zu halten, oder wie man sich unter den

deſſen Bevoͤlkerung durch die Gewerbſamkeit alſo
zunehmen wuͤrde, eben dadurch auch ſo viel Mit-
tel zufließen muͤßten, genugſame Einrichtungen zu
ſeiner Sicherheit mit Leichtigkeit zu machen. —
Und es komme hierinn nur auf den Gebrauch an,
der im Dorf von dieſen Umſtaͤnden gemacht werde,
und auf die Obrigkeit, zu was fuͤr einem Gebrauch
ihrer Umſtaͤnde ſie das Volk fuͤhre und anhalte. —

Ueber das andere: Wie die Waiſenkinder als
eine Pflanzſchule die Gewerbſamkeit im Volk all-
gemein zu machen, zu gebrauchen waͤr? — ſagte
er, man muͤſſe einen Unterſchied machen zwiſchen
bloßen Arbeitern, die nur wieder andere Arbeiter
nachzuziehen haͤtten, und denen die in Stand kom-
men ſollten, irgend eine Art Gewerb an einem
Ort ſelber anzulegen. Fuͤr die erſtern erfodere es
nichts, als daß ſie ihre Handgriffe vollkommen
lernen und fleißig ſeyen — aber die andern muͤſ-
ſen, wenn ſie die Handgriffe vollends gelernt, aus
einem ſolchen Erziehungshauſe weg, und zu Leu-
ten gethan werden, die dieſen Gewerb ſelber trei-
ben, um ihnen alle Arten Vorſichtigkeitsregeln
gelaͤufig zu machen, die es in der Welt braucht,
wenn man den Menſchen auch noch ſo wenig an-
vertrauen muß; und dann auch zu lernen, ſich
die Menſchen an die Hand zu bringen, und an der
Hand zu halten, oder wie man ſich unter den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0495" n="477"/>
de&#x017F;&#x017F;en Bevo&#x0364;lkerung durch die Gewerb&#x017F;amkeit al&#x017F;o<lb/>
zunehmen wu&#x0364;rde, eben dadurch auch &#x017F;o viel Mit-<lb/>
tel zufließen mu&#x0364;ßten, genug&#x017F;ame Einrichtungen zu<lb/>
&#x017F;einer Sicherheit mit Leichtigkeit zu machen. &#x2014;<lb/>
Und es komme hierinn nur auf den Gebrauch an,<lb/>
der im Dorf von die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden gemacht werde,<lb/>
und auf die Obrigkeit, zu was fu&#x0364;r einem Gebrauch<lb/>
ihrer Um&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;ie das Volk fu&#x0364;hre und anhalte. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ueber das andere: Wie die Wai&#x017F;enkinder als<lb/>
eine Pflanz&#x017F;chule die Gewerb&#x017F;amkeit im Volk all-<lb/>
gemein zu machen, zu gebrauchen wa&#x0364;r? &#x2014; &#x017F;agte<lb/>
er, man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e einen Unter&#x017F;chied machen zwi&#x017F;chen<lb/>
bloßen Arbeitern, die nur wieder andere Arbeiter<lb/>
nachzuziehen ha&#x0364;tten, und denen die in Stand kom-<lb/>
men &#x017F;ollten, irgend eine Art Gewerb an einem<lb/>
Ort &#x017F;elber anzulegen. Fu&#x0364;r die er&#x017F;tern erfodere es<lb/>
nichts, als daß &#x017F;ie ihre Handgriffe vollkommen<lb/>
lernen und fleißig &#x017F;eyen &#x2014; aber die andern mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, wenn &#x017F;ie die Handgriffe vollends gelernt, aus<lb/>
einem &#x017F;olchen Erziehungshau&#x017F;e weg, und zu Leu-<lb/>
ten gethan werden, die die&#x017F;en Gewerb &#x017F;elber trei-<lb/>
ben, um ihnen alle Arten Vor&#x017F;ichtigkeitsregeln<lb/>
gela&#x0364;ufig zu machen, die es in der Welt braucht,<lb/>
wenn man den Men&#x017F;chen auch noch &#x017F;o wenig an-<lb/>
vertrauen muß; und dann auch zu lernen, &#x017F;ich<lb/>
die Men&#x017F;chen an die Hand zu bringen, und an der<lb/>
Hand zu halten, oder wie man &#x017F;ich unter den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0495] deſſen Bevoͤlkerung durch die Gewerbſamkeit alſo zunehmen wuͤrde, eben dadurch auch ſo viel Mit- tel zufließen muͤßten, genugſame Einrichtungen zu ſeiner Sicherheit mit Leichtigkeit zu machen. — Und es komme hierinn nur auf den Gebrauch an, der im Dorf von dieſen Umſtaͤnden gemacht werde, und auf die Obrigkeit, zu was fuͤr einem Gebrauch ihrer Umſtaͤnde ſie das Volk fuͤhre und anhalte. — Ueber das andere: Wie die Waiſenkinder als eine Pflanzſchule die Gewerbſamkeit im Volk all- gemein zu machen, zu gebrauchen waͤr? — ſagte er, man muͤſſe einen Unterſchied machen zwiſchen bloßen Arbeitern, die nur wieder andere Arbeiter nachzuziehen haͤtten, und denen die in Stand kom- men ſollten, irgend eine Art Gewerb an einem Ort ſelber anzulegen. Fuͤr die erſtern erfodere es nichts, als daß ſie ihre Handgriffe vollkommen lernen und fleißig ſeyen — aber die andern muͤſ- ſen, wenn ſie die Handgriffe vollends gelernt, aus einem ſolchen Erziehungshauſe weg, und zu Leu- ten gethan werden, die dieſen Gewerb ſelber trei- ben, um ihnen alle Arten Vorſichtigkeitsregeln gelaͤufig zu machen, die es in der Welt braucht, wenn man den Menſchen auch noch ſo wenig an- vertrauen muß; und dann auch zu lernen, ſich die Menſchen an die Hand zu bringen, und an der Hand zu halten, oder wie man ſich unter den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/495
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/495>, abgerufen am 24.11.2024.