Der Fürst sagte ihnen, das sey brav. -- und sie erwiederten, wenn sie dürften, so wollen sie es von Ihro Durchlaucht zur Gnade ausbitten, sie noch einen Monat hier zu lassen; -- der Herr Lieutenant habe ihnen versprochen, er wolle sie in dieser Zeit völlig in der Ordnung seiner Schule unterrichten, und wenn er das thue, und sie es recht begreifen können, so wünschten sie Daheim keinen bessern Dienst, als ihren Schuldienst. --
Ob das einen Unterschied in ihrem Schuldienst machen würde, fragte der Fürst? --
Es würde ihnen, antworteten sie, jedermann die Hände unter die Füße legen, wenn sie eine solche Schule einrichten könnten. --
Aber auch mehr Lohn geben? fragte der Fürst. --
Gewiß so viel sie fodern dürften, erwiederten die Männer, und setzten hinzu, wenn sie ihre Kinder so weit bringen könnten, es die hier gebracht, und so alles zum Nutzen; die Aeltern würden alles auftrei- ben, ihnen für einen solchen Dienst rechtzu danken.
Vielleicht ist das wichtigste Urtheil von allen dasjenige eines sehr alten Landmanns, der näm- lich sagte, es seyen vor hundert und mehr Jah- ren, so wie ihn die Alten berichtet, von der Zeit der Reformation an, bis auf seinen Vater selig, beynahe eine gleiche Ordnung gewesen, wie izt Arner eine einführen wolle; die Pfarrer haben fast
Gg 2
Der Fuͤrſt ſagte ihnen, das ſey brav. — und ſie erwiederten, wenn ſie duͤrften, ſo wollen ſie es von Ihro Durchlaucht zur Gnade ausbitten, ſie noch einen Monat hier zu laſſen; — der Herr Lieutenant habe ihnen verſprochen, er wolle ſie in dieſer Zeit voͤllig in der Ordnung ſeiner Schule unterrichten, und wenn er das thue, und ſie es recht begreifen koͤnnen, ſo wuͤnſchten ſie Daheim keinen beſſern Dienſt, als ihren Schuldienſt. —
Ob das einen Unterſchied in ihrem Schuldienſt machen wuͤrde, fragte der Fuͤrſt? —
Es wuͤrde ihnen, antworteten ſie, jedermann die Haͤnde unter die Fuͤße legen, wenn ſie eine ſolche Schule einrichten koͤnnten. —
Aber auch mehr Lohn geben? fragte der Fuͤrſt. —
Gewiß ſo viel ſie fodern duͤrften, erwiederten die Maͤnner, und ſetzten hinzu, wenn ſie ihre Kinder ſo weit bringen koͤnnten, es die hier gebracht, und ſo alles zum Nutzen; die Aeltern wuͤrden alles auftrei- ben, ihnen fuͤr einen ſolchen Dienſt rechtzu danken.
Vielleicht iſt das wichtigſte Urtheil von allen dasjenige eines ſehr alten Landmanns, der naͤm- lich ſagte, es ſeyen vor hundert und mehr Jah- ren, ſo wie ihn die Alten berichtet, von der Zeit der Reformation an, bis auf ſeinen Vater ſelig, beynahe eine gleiche Ordnung geweſen, wie izt Arner eine einfuͤhren wolle; die Pfarrer haben faſt
Gg 2
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0485"n="467"/><p>Der Fuͤrſt ſagte ihnen, das ſey brav. — und<lb/>ſie erwiederten, wenn ſie duͤrften, ſo wollen ſie es<lb/>
von Ihro Durchlaucht zur Gnade ausbitten, ſie<lb/>
noch einen Monat hier zu laſſen; — der Herr<lb/>
Lieutenant habe ihnen verſprochen, er wolle ſie in<lb/>
dieſer Zeit voͤllig in der Ordnung ſeiner Schule<lb/>
unterrichten, und wenn er das thue, und ſie es<lb/>
recht begreifen koͤnnen, ſo wuͤnſchten ſie Daheim<lb/>
keinen beſſern Dienſt, als ihren Schuldienſt. —</p><lb/><p>Ob das einen Unterſchied in ihrem Schuldienſt<lb/>
machen wuͤrde, fragte der Fuͤrſt? —</p><lb/><p>Es wuͤrde ihnen, antworteten ſie, jedermann<lb/>
die Haͤnde unter die Fuͤße legen, wenn ſie eine<lb/>ſolche Schule einrichten koͤnnten. —</p><lb/><p>Aber auch mehr Lohn geben? fragte der Fuͤrſt. —</p><lb/><p>Gewiß ſo viel ſie fodern duͤrften, erwiederten<lb/>
die Maͤnner, und ſetzten hinzu, wenn ſie ihre Kinder<lb/>ſo weit bringen koͤnnten, es die hier gebracht, und<lb/>ſo alles zum Nutzen; die Aeltern wuͤrden alles auftrei-<lb/>
ben, ihnen fuͤr einen ſolchen Dienſt rechtzu danken.</p><lb/><p>Vielleicht iſt das wichtigſte Urtheil von allen<lb/>
dasjenige eines ſehr alten Landmanns, der naͤm-<lb/>
lich ſagte, es ſeyen vor hundert und mehr Jah-<lb/>
ren, ſo wie ihn die Alten berichtet, von der Zeit<lb/>
der Reformation an, bis auf ſeinen Vater ſelig,<lb/>
beynahe eine gleiche Ordnung geweſen, wie izt<lb/>
Arner eine einfuͤhren wolle; die Pfarrer haben faſt<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gg 2</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[467/0485]
Der Fuͤrſt ſagte ihnen, das ſey brav. — und
ſie erwiederten, wenn ſie duͤrften, ſo wollen ſie es
von Ihro Durchlaucht zur Gnade ausbitten, ſie
noch einen Monat hier zu laſſen; — der Herr
Lieutenant habe ihnen verſprochen, er wolle ſie in
dieſer Zeit voͤllig in der Ordnung ſeiner Schule
unterrichten, und wenn er das thue, und ſie es
recht begreifen koͤnnen, ſo wuͤnſchten ſie Daheim
keinen beſſern Dienſt, als ihren Schuldienſt. —
Ob das einen Unterſchied in ihrem Schuldienſt
machen wuͤrde, fragte der Fuͤrſt? —
Es wuͤrde ihnen, antworteten ſie, jedermann
die Haͤnde unter die Fuͤße legen, wenn ſie eine
ſolche Schule einrichten koͤnnten. —
Aber auch mehr Lohn geben? fragte der Fuͤrſt. —
Gewiß ſo viel ſie fodern duͤrften, erwiederten
die Maͤnner, und ſetzten hinzu, wenn ſie ihre Kinder
ſo weit bringen koͤnnten, es die hier gebracht, und
ſo alles zum Nutzen; die Aeltern wuͤrden alles auftrei-
ben, ihnen fuͤr einen ſolchen Dienſt rechtzu danken.
Vielleicht iſt das wichtigſte Urtheil von allen
dasjenige eines ſehr alten Landmanns, der naͤm-
lich ſagte, es ſeyen vor hundert und mehr Jah-
ren, ſo wie ihn die Alten berichtet, von der Zeit
der Reformation an, bis auf ſeinen Vater ſelig,
beynahe eine gleiche Ordnung geweſen, wie izt
Arner eine einfuͤhren wolle; die Pfarrer haben faſt
Gg 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/485>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.