hungen des Staats, das Volk im Ganzen seiner Bildung, in einem solchen Grad auf das Irrdische aufmerksam zu machen, als es zur Erzielung der Kräften, die dem Menschen zur Selbsterhaltung und Vorsorge in seiner bestimmten Lage erforderlich sind, nothwendig ist, nicht mißbilligen.
Aber es ist unmö[g]lich, den Schlendrian der Geistlichkeit über diesem Punkt zu festen, heitern, praktisch sichern Begri[ff]en empor zu heben. Es lie- gen in ihren Umständ[e]n und in ihrer Bildung zu viele Reize, ihre Aufm[e]rksamkeit von dem Grad der Kraft für das Irrdische, welche in die innerste Stimmung des Volks muß hineingebracht werden, abzulenken, wenn dasselbe in den ersten Bedürfnissen des Lebens, auf deren Befriedigung im Allgemeinen alles andere ruhet, nicht verwahrloset seyn soll.
Es war umsonst, der einte Geistliche konnte nicht rechnen, hingegen unendlich reden; er hatte in seinem Leben noch nie nachgegeben, wenn er etwas behauptete, und sagte izt hinter allem diesem noch, eine solche für das Irrdische aufmerksame Volksstim- mung könnte nicht anderst als der Religion gefähr- lich seyn.
Wohlehrwürdiger Herr! erwiederte der Lieute- nant, die Erfahrung zeigt, daß nichts so sehr die Menschen von Gott und allem Guten wegbringt, als wenn sie sich selbst und die Ihrigen nicht versorgen können.
Ff 3
hungen des Staats, das Volk im Ganzen ſeiner Bildung, in einem ſolchen Grad auf das Irrdiſche aufmerkſam zu machen, als es zur Erzielung der Kraͤften, die dem Menſchen zur Selbſterhaltung und Vorſorge in ſeiner beſtimmten Lage erforderlich ſind, nothwendig iſt, nicht mißbilligen.
Aber es iſt unmoͤ[g]lich, den Schlendrian der Geiſtlichkeit uͤber dieſem Punkt zu feſten, heitern, praktiſch ſichern Begri[ff]en empor zu heben. Es lie- gen in ihren Umſtaͤnd[e]n und in ihrer Bildung zu viele Reize, ihre Aufm[e]rkſamkeit von dem Grad der Kraft fuͤr das Irrdiſche, welche in die innerſte Stimmung des Volks muß hineingebracht werden, abzulenken, wenn daſſelbe in den erſten Beduͤrfniſſen des Lebens, auf deren Befriedigung im Allgemeinen alles andere ruhet, nicht verwahrloſet ſeyn ſoll.
Es war umſonſt, der einte Geiſtliche konnte nicht rechnen, hingegen unendlich reden; er hatte in ſeinem Leben noch nie nachgegeben, wenn er etwas behauptete, und ſagte izt hinter allem dieſem noch, eine ſolche fuͤr das Irrdiſche aufmerkſame Volksſtim- mung koͤnnte nicht anderſt als der Religion gefaͤhr- lich ſeyn.
Wohlehrwuͤrdiger Herr! erwiederte der Lieute- nant, die Erfahrung zeigt, daß nichts ſo ſehr die Menſchen von Gott und allem Guten wegbringt, als wenn ſie ſich ſelbſt und die Ihrigen nicht verſorgen koͤnnen.
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[453/0471]
hungen des Staats, das Volk im Ganzen ſeiner
Bildung, in einem ſolchen Grad auf das Irrdiſche
aufmerkſam zu machen, als es zur Erzielung der
Kraͤften, die dem Menſchen zur Selbſterhaltung
und Vorſorge in ſeiner beſtimmten Lage erforderlich
ſind, nothwendig iſt, nicht mißbilligen.
Aber es iſt unmoͤglich, den Schlendrian der
Geiſtlichkeit uͤber dieſem Punkt zu feſten, heitern,
praktiſch ſichern Begriffen empor zu heben. Es lie-
gen in ihren Umſtaͤnden und in ihrer Bildung zu
viele Reize, ihre Aufmerkſamkeit von dem Grad der
Kraft fuͤr das Irrdiſche, welche in die innerſte
Stimmung des Volks muß hineingebracht werden,
abzulenken, wenn daſſelbe in den erſten Beduͤrfniſſen
des Lebens, auf deren Befriedigung im Allgemeinen
alles andere ruhet, nicht verwahrloſet ſeyn ſoll.
Es war umſonſt, der einte Geiſtliche konnte
nicht rechnen, hingegen unendlich reden; er hatte in
ſeinem Leben noch nie nachgegeben, wenn er etwas
behauptete, und ſagte izt hinter allem dieſem noch,
eine ſolche fuͤr das Irrdiſche aufmerkſame Volksſtim-
mung koͤnnte nicht anderſt als der Religion gefaͤhr-
lich ſeyn.
Wohlehrwuͤrdiger Herr! erwiederte der Lieute-
nant, die Erfahrung zeigt, daß nichts ſo ſehr die
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wenn ſie ſich ſelbſt und die Ihrigen nicht verſorgen
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/471>, abgerufen am 24.11.2024.
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