zog es vor, wenn es so sey, lieber dem Spiel in der Ferne zuzusehen; alles was ihm übrig blieb Staub in die Milch zu werfen, war dieses, daß er am Abend, ehe der Herzog verreißte, noch zu ihm sagte, er solle Arner, den Lieutenant und den Pfar- rer während der Untersuchung entfernen. -- Diese Herren, sagte er, wissen izt, daß Sie kommen, und ihre Uhr ist aufgezogen, daß sie während ihrem Daseyn gut gehet; aber so sie die drey ersten Rä- der davon eine Weile still stellen, so ist die Stunde vielleicht so gut, daß Sie dahin kommen die Schwä- che des Werks, die mir sicher ist, einzusehen, ohne dieses aber gewiß nicht. --
Nun verreißte der Herzog, und das ganze Per- sonale der Untersuchung hatte Befehl, in den ersten Tagen, und so lang bis ein jeder in seinem Fach dem Herzog Bericht abgestattet, kein Urtheil darü- ber zu fällen, sich auch gegen Niemand verlauten zu lassen, was ihre wahre Urtheile darüber seyen -- Das war gut, aber nicht um deswillen warum es der Fürst glaubte -- Er meynte nemlich -- der erste Eindruck der Sache werde sie einnehmen, daß sie alsobald mit einem Trompetenstoß zum Vortheil davon herausrücken, und denn nicht mehr zurück- stimmen können. Es war das Gegentheil; da sie das Ganze sahen, schwindelte es den Herren und Frauen, sie meynten nichts anders, als dieses all- gemein auszuführen übersteige alle Menschen Kräfte,
zog es vor, wenn es ſo ſey, lieber dem Spiel in der Ferne zuzuſehen; alles was ihm uͤbrig blieb Staub in die Milch zu werfen, war dieſes, daß er am Abend, ehe der Herzog verreißte, noch zu ihm ſagte, er ſolle Arner, den Lieutenant und den Pfar- rer waͤhrend der Unterſuchung entfernen. — Dieſe Herren, ſagte er, wiſſen izt, daß Sie kommen, und ihre Uhr iſt aufgezogen, daß ſie waͤhrend ihrem Daſeyn gut gehet; aber ſo ſie die drey erſten Raͤ- der davon eine Weile ſtill ſtellen, ſo iſt die Stunde vielleicht ſo gut, daß Sie dahin kommen die Schwaͤ- che des Werks, die mir ſicher iſt, einzuſehen, ohne dieſes aber gewiß nicht. —
Nun verreißte der Herzog, und das ganze Per- ſonale der Unterſuchung hatte Befehl, in den erſten Tagen, und ſo lang bis ein jeder in ſeinem Fach dem Herzog Bericht abgeſtattet, kein Urtheil daruͤ- ber zu faͤllen, ſich auch gegen Niemand verlauten zu laſſen, was ihre wahre Urtheile daruͤber ſeyen — Das war gut, aber nicht um deswillen warum es der Fuͤrſt glaubte — Er meynte nemlich — der erſte Eindruck der Sache werde ſie einnehmen, daß ſie alſobald mit einem Trompetenſtoß zum Vortheil davon herausruͤcken, und denn nicht mehr zuruͤck- ſtimmen koͤnnen. Es war das Gegentheil; da ſie das Ganze ſahen, ſchwindelte es den Herren und Frauen, ſie meynten nichts anders, als dieſes all- gemein auszufuͤhren uͤberſteige alle Menſchen Kraͤfte,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0458"n="440"/>
zog es vor, wenn es ſo ſey, lieber dem Spiel in<lb/>
der Ferne zuzuſehen; alles was ihm uͤbrig blieb<lb/>
Staub in die Milch zu werfen, war dieſes, daß er<lb/>
am Abend, ehe der Herzog verreißte, noch zu ihm<lb/>ſagte, er ſolle Arner, den Lieutenant und den Pfar-<lb/>
rer waͤhrend der Unterſuchung entfernen. — Dieſe<lb/>
Herren, ſagte er, wiſſen izt, daß Sie kommen,<lb/>
und ihre Uhr iſt aufgezogen, daß ſie waͤhrend ihrem<lb/>
Daſeyn gut gehet; aber ſo ſie die drey erſten Raͤ-<lb/>
der davon eine Weile ſtill ſtellen, ſo iſt die Stunde<lb/>
vielleicht ſo gut, daß Sie dahin kommen die Schwaͤ-<lb/>
che des Werks, die mir ſicher iſt, einzuſehen, ohne<lb/>
dieſes aber gewiß nicht. —</p><lb/><p>Nun verreißte der Herzog, und das ganze Per-<lb/>ſonale der Unterſuchung hatte Befehl, in den erſten<lb/>
Tagen, und ſo lang bis ein jeder in ſeinem Fach<lb/>
dem Herzog Bericht abgeſtattet, kein Urtheil daruͤ-<lb/>
ber zu faͤllen, ſich auch gegen Niemand verlauten<lb/>
zu laſſen, was ihre wahre Urtheile daruͤber ſeyen —<lb/>
Das war gut, aber nicht um deswillen warum es<lb/>
der Fuͤrſt glaubte — Er meynte nemlich — der<lb/>
erſte Eindruck der Sache werde ſie einnehmen, daß<lb/>ſie alſobald mit einem Trompetenſtoß zum Vortheil<lb/>
davon herausruͤcken, und denn nicht mehr zuruͤck-<lb/>ſtimmen koͤnnen. Es war das Gegentheil; da ſie<lb/>
das Ganze ſahen, ſchwindelte es den Herren und<lb/>
Frauen, ſie meynten nichts anders, als dieſes all-<lb/>
gemein auszufuͤhren uͤberſteige alle Menſchen Kraͤfte,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[440/0458]
zog es vor, wenn es ſo ſey, lieber dem Spiel in
der Ferne zuzuſehen; alles was ihm uͤbrig blieb
Staub in die Milch zu werfen, war dieſes, daß er
am Abend, ehe der Herzog verreißte, noch zu ihm
ſagte, er ſolle Arner, den Lieutenant und den Pfar-
rer waͤhrend der Unterſuchung entfernen. — Dieſe
Herren, ſagte er, wiſſen izt, daß Sie kommen,
und ihre Uhr iſt aufgezogen, daß ſie waͤhrend ihrem
Daſeyn gut gehet; aber ſo ſie die drey erſten Raͤ-
der davon eine Weile ſtill ſtellen, ſo iſt die Stunde
vielleicht ſo gut, daß Sie dahin kommen die Schwaͤ-
che des Werks, die mir ſicher iſt, einzuſehen, ohne
dieſes aber gewiß nicht. —
Nun verreißte der Herzog, und das ganze Per-
ſonale der Unterſuchung hatte Befehl, in den erſten
Tagen, und ſo lang bis ein jeder in ſeinem Fach
dem Herzog Bericht abgeſtattet, kein Urtheil daruͤ-
ber zu faͤllen, ſich auch gegen Niemand verlauten
zu laſſen, was ihre wahre Urtheile daruͤber ſeyen —
Das war gut, aber nicht um deswillen warum es
der Fuͤrſt glaubte — Er meynte nemlich — der
erſte Eindruck der Sache werde ſie einnehmen, daß
ſie alſobald mit einem Trompetenſtoß zum Vortheil
davon herausruͤcken, und denn nicht mehr zuruͤck-
ſtimmen koͤnnen. Es war das Gegentheil; da ſie
das Ganze ſahen, ſchwindelte es den Herren und
Frauen, ſie meynten nichts anders, als dieſes all-
gemein auszufuͤhren uͤberſteige alle Menſchen Kraͤfte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/458>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.