Schwierigkeiten zeigen, an die Niemand gedacht; es müssen Rechts[gelehrte], Beamtete von der Fi- nanz, Herrschaftsherren, Kaufleute, Geistliche, Un- terbeamtete ab dem Land, Schulmeister und Aerzte dabey seyn, und von den meisten Ständen will ich noch Frauen dabey haben, um auch mit Weiber- augen der Sache nachzusehen, und sicher zu seyn, daß nichts Romanenhaftes darhinter stecke. Aber nicht wahr, sezte er lächelnd hinzu, darvor muß ich lauter Unglaubige zur Untersuchung nehmen? --
Nehmen Sie doch, sagte Bylifsky, weder Glau- bige noch Unglaubige, sondern für jedes Fach den er- fahrensten Mann, den Sie dazu auftreiben können --
Ich nehme ihrer für jedes Fach zwey, und wie gesagt, auch noch einige erfahrne Weiber -- ihr Her- ren, ihr habt mich schon so manchmal betrogen! --
Helidor war aufs Aeußerste getrieben; der Fürst erklärte sich noch einmal, er wolle mit Un- partheylichkeit die Sache erforschen, und auch ihn zur Untersuchung ziehen, aber er solle sich ein Fach wählen, um dasselbe in der Ordnung zu beurthei- len, und dann dem Uebrigen seinen natürlichen Gang lassen. Das behagte dem Liebling nicht; er wollte, ohne für etwas sich zu bestimmen, mit- kommen und sehen; aber der Fürst sagte ihm be- stimmt, er wolle keine andere Einmischung, als eine regelmäßige Untersuchung der Sache; Helidor
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Schwierigkeiten zeigen, an die Niemand gedacht; es muͤſſen Rechts[gelehrte], Beamtete von der Fi- nanz, Herrſchaftsherren, Kaufleute, Geiſtliche, Un- terbeamtete ab dem Land, Schulmeiſter und Aerzte dabey ſeyn, und von den meiſten Staͤnden will ich noch Frauen dabey haben, um auch mit Weiber- augen der Sache nachzuſehen, und ſicher zu ſeyn, daß nichts Romanenhaftes darhinter ſtecke. Aber nicht wahr, ſezte er laͤchelnd hinzu, darvor muß ich lauter Unglaubige zur Unterſuchung nehmen? —
Nehmen Sie doch, ſagte Bylifsky, weder Glau- bige noch Unglaubige, ſondern fuͤr jedes Fach den er- fahrenſten Mann, den Sie dazu auftreiben koͤnnen —
Ich nehme ihrer fuͤr jedes Fach zwey, und wie geſagt, auch noch einige erfahrne Weiber — ihr Her- ren, ihr habt mich ſchon ſo manchmal betrogen! —
Helidor war aufs Aeußerſte getrieben; der Fuͤrſt erklaͤrte ſich noch einmal, er wolle mit Un- partheylichkeit die Sache erforſchen, und auch ihn zur Unterſuchung ziehen, aber er ſolle ſich ein Fach waͤhlen, um daſſelbe in der Ordnung zu beurthei- len, und dann dem Uebrigen ſeinen natuͤrlichen Gang laſſen. Das behagte dem Liebling nicht; er wollte, ohne fuͤr etwas ſich zu beſtimmen, mit- kommen und ſehen; aber der Fuͤrſt ſagte ihm be- ſtimmt, er wolle keine andere Einmiſchung, als eine regelmaͤßige Unterſuchung der Sache; Helidor
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Schwierigkeiten zeigen, an die Niemand gedacht;
es muͤſſen Rechtsgelehrte, Beamtete von der Fi-
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terbeamtete ab dem Land, Schulmeiſter und Aerzte
dabey ſeyn, und von den meiſten Staͤnden will ich
noch Frauen dabey haben, um auch mit Weiber-
augen der Sache nachzuſehen, und ſicher zu ſeyn,
daß nichts Romanenhaftes darhinter ſtecke. Aber
nicht wahr, ſezte er laͤchelnd hinzu, darvor muß ich
lauter Unglaubige zur Unterſuchung nehmen? —
Nehmen Sie doch, ſagte Bylifsky, weder Glau-
bige noch Unglaubige, ſondern fuͤr jedes Fach den er-
fahrenſten Mann, den Sie dazu auftreiben koͤnnen —
Ich nehme ihrer fuͤr jedes Fach zwey, und wie
geſagt, auch noch einige erfahrne Weiber — ihr Her-
ren, ihr habt mich ſchon ſo manchmal betrogen! —
Helidor war aufs Aeußerſte getrieben; der
Fuͤrſt erklaͤrte ſich noch einmal, er wolle mit Un-
partheylichkeit die Sache erforſchen, und auch ihn
zur Unterſuchung ziehen, aber er ſolle ſich ein Fach
waͤhlen, um daſſelbe in der Ordnung zu beurthei-
len, und dann dem Uebrigen ſeinen natuͤrlichen
Gang laſſen. Das behagte dem Liebling nicht; er
wollte, ohne fuͤr etwas ſich zu beſtimmen, mit-
kommen und ſehen; aber der Fuͤrſt ſagte ihm be-
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eine regelmaͤßige Unterſuchung der Sache; Helidor
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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