Einfluß einer gutmüthigen Leitung, in ihrem häus- lichen Glück weiter bringen, blos dadurch das Drückende der Finanz und der Justiz, das Gefährli- che der allgemeinen Geldjagd mindern, und eben dadurch die Wege anbahnen, die Verwaltung des Staats in allen ihren Theilen mit den Bedürfnissen der menschlichen Natur in Uebereinstimmung zu brin- gen, das ist ihr Plan --! Was soll ich ihnen sagen, Bylifsky? Ist es möglich, ich wollte Steine tragen ihn zu erzielen; ist es aber unmöglich, so wollte ich auch die ewige Plage, immer unnüz an solche Sa- chen zu denken, hätte einmal ein Ende. Ich bin alt, die Sachen fangen an, mich mehr zu belasten als in meinen jungen Tagen, kommen Sie, ich will ihnen etwas zeigen --! Mit diesem Wort stund er auf, öfnere einen Schrank, zeigte ihm Ar- ners zerrissenes Gemäld -- sehen Sie, wie schwach bin ich! wohin mich mein Unmuth bringt? Ich stund, es mag 3 Monat seither seyn, vor ihm zu, es kämpfte noch in mir, ob ich seinen Träumen mein Herz geben wolle? aber ich konnte es nicht, und warf im Unmuth da diesen Stein gegen ihn über. -- Bylifsky nahm das schöne zerrissene Stück mit Wärme in seine Hand, und sagte, Gottlob, daß du lieber Arner also von dieser Wand wegge- kommen, und nicht anders! -- Der Fürst sag- te, ich darf ihn, wie er ist, nicht wieder hinhän- gen, sonst würd' ich es thun -- aber Sie sind izt
Einfluß einer gutmuͤthigen Leitung, in ihrem haͤus- lichen Gluͤck weiter bringen, blos dadurch das Druͤckende der Finanz und der Juſtiz, das Gefaͤhrli- che der allgemeinen Geldjagd mindern, und eben dadurch die Wege anbahnen, die Verwaltung des Staats in allen ihren Theilen mit den Beduͤrfniſſen der menſchlichen Natur in Uebereinſtimmung zu brin- gen, das iſt ihr Plan —! Was ſoll ich ihnen ſagen, Bylifsky? Iſt es moͤglich, ich wollte Steine tragen ihn zu erzielen; iſt es aber unmoͤglich, ſo wollte ich auch die ewige Plage, immer unnuͤz an ſolche Sa- chen zu denken, haͤtte einmal ein Ende. Ich bin alt, die Sachen fangen an, mich mehr zu belaſten als in meinen jungen Tagen, kommen Sie, ich will ihnen etwas zeigen —! Mit dieſem Wort ſtund er auf, oͤfnere einen Schrank, zeigte ihm Ar- ners zerriſſenes Gemaͤld — ſehen Sie, wie ſchwach bin ich! wohin mich mein Unmuth bringt? Ich ſtund, es mag 3 Monat ſeither ſeyn, vor ihm zu, es kaͤmpfte noch in mir, ob ich ſeinen Traͤumen mein Herz geben wolle? aber ich konnte es nicht, und warf im Unmuth da dieſen Stein gegen ihn uͤber. — Bylifsky nahm das ſchoͤne zerriſſene Stuͤck mit Waͤrme in ſeine Hand, und ſagte, Gottlob, daß du lieber Arner alſo von dieſer Wand wegge- kommen, und nicht anders! — Der Fuͤrſt ſag- te, ich darf ihn, wie er iſt, nicht wieder hinhaͤn- gen, ſonſt wuͤrd' ich es thun — aber Sie ſind izt
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Einfluß einer gutmuͤthigen Leitung, in ihrem haͤus-
lichen Gluͤck weiter bringen, blos dadurch das
Druͤckende der Finanz und der Juſtiz, das Gefaͤhrli-
che der allgemeinen Geldjagd mindern, und eben
dadurch die Wege anbahnen, die Verwaltung des
Staats in allen ihren Theilen mit den Beduͤrfniſſen
der menſchlichen Natur in Uebereinſtimmung zu brin-
gen, das iſt ihr Plan —! Was ſoll ich ihnen ſagen,
Bylifsky? Iſt es moͤglich, ich wollte Steine tragen
ihn zu erzielen; iſt es aber unmoͤglich, ſo wollte ich
auch die ewige Plage, immer unnuͤz an ſolche Sa-
chen zu denken, haͤtte einmal ein Ende. Ich bin
alt, die Sachen fangen an, mich mehr zu belaſten
als in meinen jungen Tagen, kommen Sie, ich
will ihnen etwas zeigen —! Mit dieſem Wort
ſtund er auf, oͤfnere einen Schrank, zeigte ihm Ar-
ners zerriſſenes Gemaͤld — ſehen Sie, wie ſchwach
bin ich! wohin mich mein Unmuth bringt? Ich
ſtund, es mag 3 Monat ſeither ſeyn, vor ihm zu,
es kaͤmpfte noch in mir, ob ich ſeinen Traͤumen
mein Herz geben wolle? aber ich konnte es nicht,
und warf im Unmuth da dieſen Stein gegen ihn
uͤber. — Bylifsky nahm das ſchoͤne zerriſſene Stuͤck
mit Waͤrme in ſeine Hand, und ſagte, Gottlob,
daß du lieber Arner alſo von dieſer Wand wegge-
kommen, und nicht anders! — Der Fuͤrſt ſag-
te, ich darf ihn, wie er iſt, nicht wieder hinhaͤn-
gen, ſonſt wuͤrd' ich es thun — aber Sie ſind izt
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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