der einzeln Menschen, auf ihre geistliche und zeitli- che Wohlfart und Sicherheit allgemein rege gemacht worden, einen so auffallenden Vorsprung gegen die katholischen Länder, in denen diese Aufmerksamkeit der einzeln Menschen auf ihre Wohlfart und Sicher- heit damals durch Nichts so l[e]bhaft rege gemacht worden, genommen haben. --
Und wie es dann geht, sie kamen in diesem Gespräch auf das neue Mährchen, daß Europa eine Religions-Veränderung zugerüstet werde. --
Nelkron, der alte Feind der Pfaffen und ihres Einflusses, behaupte die einzige Bemerkung von dem auffalenden Unterschied des Finanz-Zustands der re- formirten und der katholischen Länder, in dem zwey Jahrhundert sich beyderseitige Lande, in Ab- sicht auf den Vorschritt, in allen Kräften des Staats, und des Vorschritts des Wohlstands der Einwohner noch izt befinden, müsse ein jedes Kabinet von Eu- ropa gegen den Gedanken einer solchen Seelenver- einigung der Menschen empören. -- Wenn je et- was wahr ist, sezte er hinzu, so ist es dieses: die Stärke des Staats ruhet darauf, daß seine Glieder Raum und Spielkraft und Reiz finden, an Leib und Seel für sich selber zu sorgen, und eine solche Vereinigung würde diesen Raum und diese Spiel- kraft, und diesen bildenden Reiz im Menschen er- schlaffen, wie weiche Betten die Glieder eines Käm- pfers -- und mit Eifer sezte er hinzu, Geschichte
der einzeln Menſchen, auf ihre geiſtliche und zeitli- che Wohlfart und Sicherheit allgemein rege gemacht worden, einen ſo auffallenden Vorſprung gegen die katholiſchen Laͤnder, in denen dieſe Aufmerkſamkeit der einzeln Menſchen auf ihre Wohlfart und Sicher- heit damals durch Nichts ſo l[e]bhaft rege gemacht worden, genommen haben. —
Und wie es dann geht, ſie kamen in dieſem Geſpraͤch auf das neue Maͤhrchen, daß Europa eine Religions-Veraͤnderung zugeruͤſtet werde. —
Nelkron, der alte Feind der Pfaffen und ihres Einfluſſes, behaupte die einzige Bemerkung von dem auffalenden Unterſchied des Finanz-Zuſtands der re- formirten und der katholiſchen Laͤnder, in dem zwey Jahrhundert ſich beyderſeitige Lande, in Ab- ſicht auf den Vorſchritt, in allen Kraͤften des Staats, und des Vorſchritts des Wohlſtands der Einwohner noch izt befinden, muͤſſe ein jedes Kabinet von Eu- ropa gegen den Gedanken einer ſolchen Seelenver- einigung der Menſchen empoͤren. — Wenn je et- was wahr iſt, ſezte er hinzu, ſo iſt es dieſes: die Staͤrke des Staats ruhet darauf, daß ſeine Glieder Raum und Spielkraft und Reiz finden, an Leib und Seel fuͤr ſich ſelber zu ſorgen, und eine ſolche Vereinigung wuͤrde dieſen Raum und dieſe Spiel- kraft, und dieſen bildenden Reiz im Menſchen er- ſchlaffen, wie weiche Betten die Glieder eines Kaͤm- pfers — und mit Eifer ſezte er hinzu, Geſchichte
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der einzeln Menſchen, auf ihre geiſtliche und zeitli-
che Wohlfart und Sicherheit allgemein rege gemacht
worden, einen ſo auffallenden Vorſprung gegen die
katholiſchen Laͤnder, in denen dieſe Aufmerkſamkeit
der einzeln Menſchen auf ihre Wohlfart und Sicher-
heit damals durch Nichts ſo lebhaft rege gemacht
worden, genommen haben. —
Und wie es dann geht, ſie kamen in dieſem
Geſpraͤch auf das neue Maͤhrchen, daß Europa eine
Religions-Veraͤnderung zugeruͤſtet werde. —
Nelkron, der alte Feind der Pfaffen und ihres
Einfluſſes, behaupte die einzige Bemerkung von dem
auffalenden Unterſchied des Finanz-Zuſtands der re-
formirten und der katholiſchen Laͤnder, in dem
zwey Jahrhundert ſich beyderſeitige Lande, in Ab-
ſicht auf den Vorſchritt, in allen Kraͤften des Staats,
und des Vorſchritts des Wohlſtands der Einwohner
noch izt befinden, muͤſſe ein jedes Kabinet von Eu-
ropa gegen den Gedanken einer ſolchen Seelenver-
einigung der Menſchen empoͤren. — Wenn je et-
was wahr iſt, ſezte er hinzu, ſo iſt es dieſes: die
Staͤrke des Staats ruhet darauf, daß ſeine Glieder
Raum und Spielkraft und Reiz finden, an Leib
und Seel fuͤr ſich ſelber zu ſorgen, und eine ſolche
Vereinigung wuͤrde dieſen Raum und dieſe Spiel-
kraft, und dieſen bildenden Reiz im Menſchen er-
ſchlaffen, wie weiche Betten die Glieder eines Kaͤm-
pfers — und mit Eifer ſezte er hinzu, Geſchichte
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/422>, abgerufen am 22.11.2024.
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