Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

tes. -- Er hatte ja alles mit seinen Augen gesehen,
und mit seinen Ohren gehört, und es fehlte ihm
gar nichts, als die Ursachen und den Zusammen-
hang davon. --



§. 65.
Das Gewäsch über Arners Wesen, das
in Tag hinein so laut tönte, wird denn
wohl enden.

Der Hof vernahm jeden Schritt, den Arner
weiters that. Aber die Nachricht von der Ab-
schaffung des Galgens, und vom Zusammenlegen der
40000 Gulden, schien unglaublich; man zog Nach-
richten ein; die Sache bestätigte sich; der ganze Hof
staunte; und der Herzog sagte auch bey diesem Anlaß,
der Traum ist Himmel schön; aber je weiter er ihn
treibt, je deutlicher fällt es auf, daß die Ausfüh-
rung im Großen unmöglich. --

Man hats ja in B** und O** erfahren, daß es
mit dem Galgen nicht so angeht, sagte das Hofvolk --

Aber es ist doch erstaunlich, daß es ihm angeht,
sagten einander einige Weiber -- dennoch spottete
man izt mehr so; man hielt das Wesen nunmehr
für eine Rarität und für einen Guckkasten, und es

tes. — Er hatte ja alles mit ſeinen Augen geſehen,
und mit ſeinen Ohren gehoͤrt, und es fehlte ihm
gar nichts, als die Urſachen und den Zuſammen-
hang davon. —



§. 65.
Das Gewaͤſch uͤber Arners Weſen, das
in Tag hinein ſo laut toͤnte, wird denn
wohl enden.

Der Hof vernahm jeden Schritt, den Arner
weiters that. Aber die Nachricht von der Ab-
ſchaffung des Galgens, und vom Zuſammenlegen der
40000 Gulden, ſchien unglaublich; man zog Nach-
richten ein; die Sache beſtaͤtigte ſich; der ganze Hof
ſtaunte; und der Herzog ſagte auch bey dieſem Anlaß,
der Traum iſt Himmel ſchoͤn; aber je weiter er ihn
treibt, je deutlicher faͤllt es auf, daß die Ausfuͤh-
rung im Großen unmoͤglich. —

Man hats ja in B** und O** erfahren, daß es
mit dem Galgen nicht ſo angeht, ſagte das Hofvolk —

Aber es iſt doch erſtaunlich, daß es ihm angeht,
ſagten einander einige Weiber — dennoch ſpottete
man izt mehr ſo; man hielt das Weſen nunmehr
fuͤr eine Raritaͤt und fuͤr einen Guckkaſten, und es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0414" n="396"/>
tes. &#x2014; Er hatte ja alles mit &#x017F;einen Augen ge&#x017F;ehen,<lb/>
und mit &#x017F;einen Ohren geho&#x0364;rt, und es fehlte ihm<lb/>
gar nichts, als die Ur&#x017F;achen und den Zu&#x017F;ammen-<lb/>
hang davon. &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 65.<lb/>
Das Gewa&#x0364;&#x017F;ch u&#x0364;ber Arners We&#x017F;en, das<lb/>
in Tag hinein &#x017F;o laut to&#x0364;nte, wird denn<lb/>
wohl enden.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er Hof vernahm jeden Schritt, den Arner<lb/>
weiters that. Aber die Nachricht von der Ab-<lb/>
&#x017F;chaffung des Galgens, und vom Zu&#x017F;ammenlegen der<lb/>
40000 Gulden, &#x017F;chien unglaublich; man zog Nach-<lb/>
richten ein; die Sache be&#x017F;ta&#x0364;tigte &#x017F;ich; der ganze Hof<lb/>
&#x017F;taunte; und der Herzog &#x017F;agte auch bey die&#x017F;em Anlaß,<lb/>
der Traum i&#x017F;t Himmel &#x017F;cho&#x0364;n; aber je weiter er ihn<lb/>
treibt, je deutlicher fa&#x0364;llt es auf, daß die Ausfu&#x0364;h-<lb/>
rung im Großen unmo&#x0364;glich. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Man hats ja in B** und O** erfahren, daß es<lb/>
mit dem Galgen nicht &#x017F;o angeht, &#x017F;agte das Hofvolk &#x2014;</p><lb/>
        <p>Aber es i&#x017F;t doch er&#x017F;taunlich, daß es ihm angeht,<lb/>
&#x017F;agten einander einige Weiber &#x2014; dennoch &#x017F;pottete<lb/>
man izt mehr &#x017F;o; man hielt das We&#x017F;en nunmehr<lb/>
fu&#x0364;r eine Rarita&#x0364;t und fu&#x0364;r einen Guckka&#x017F;ten, und es<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[396/0414] tes. — Er hatte ja alles mit ſeinen Augen geſehen, und mit ſeinen Ohren gehoͤrt, und es fehlte ihm gar nichts, als die Urſachen und den Zuſammen- hang davon. — §. 65. Das Gewaͤſch uͤber Arners Weſen, das in Tag hinein ſo laut toͤnte, wird denn wohl enden. Der Hof vernahm jeden Schritt, den Arner weiters that. Aber die Nachricht von der Ab- ſchaffung des Galgens, und vom Zuſammenlegen der 40000 Gulden, ſchien unglaublich; man zog Nach- richten ein; die Sache beſtaͤtigte ſich; der ganze Hof ſtaunte; und der Herzog ſagte auch bey dieſem Anlaß, der Traum iſt Himmel ſchoͤn; aber je weiter er ihn treibt, je deutlicher faͤllt es auf, daß die Ausfuͤh- rung im Großen unmoͤglich. — Man hats ja in B** und O** erfahren, daß es mit dem Galgen nicht ſo angeht, ſagte das Hofvolk — Aber es iſt doch erſtaunlich, daß es ihm angeht, ſagten einander einige Weiber — dennoch ſpottete man izt mehr ſo; man hielt das Weſen nunmehr fuͤr eine Raritaͤt und fuͤr einen Guckkaſten, und es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/414
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/414>, abgerufen am 22.11.2024.