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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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die Wange der Witwe, und das Auge der Waisen
thränenlos sey, daß das Herz des Knechts nicht
verhärtet, und die Unschuld der Magd nicht ver-
schmähet, und ein jedes im treuen Dienst seines
Lebens Befriedigung finde, das war das Ziel sei-
ner gottesdienstlichen Lehre; und er baute die Mit-
tel, zu diesem Ziel zu gelangen, auf diejenige See-
lenstimmung des Volks, welche zu aller Weisheit,
zu allem Recht, und zu aller Ordnung des bürgerli-
chen Lebens die allervorzuglichste ist. --



§. 62.
Dahin zielte ich von Anfang -- Und
wenn du Nein sagst Leser! so must
du zurückgreifen, und zu vielen vor-
hergehenden Nein sagen.

Auf dieser Bahn, nemlich durch die Festhaltung
der Grundsätze seiner gesezgeberischen Volksbil-
dung, kam er dahin, den wahren und einzigen Weg
zu entdecken, auf welchem die höhere Endzwecke
einer weisen Staatsgesezgebung zuerzielen, na-
mentlich --

Erstlich: Die Vereinfachung der Abgaben des
Staats.
A a

die Wange der Witwe, und das Auge der Waiſen
thraͤnenlos ſey, daß das Herz des Knechts nicht
verhaͤrtet, und die Unſchuld der Magd nicht ver-
ſchmaͤhet, und ein jedes im treuen Dienſt ſeines
Lebens Befriedigung finde, das war das Ziel ſei-
ner gottesdienſtlichen Lehre; und er baute die Mit-
tel, zu dieſem Ziel zu gelangen, auf diejenige See-
lenſtimmung des Volks, welche zu aller Weisheit,
zu allem Recht, und zu aller Ordnung des buͤrgerli-
chen Lebens die allervorzuglichſte iſt. —



§. 62.
Dahin zielte ich von Anfang — Und
wenn du Nein ſagſt Leſer! ſo muſt
du zuruͤckgreifen, und zu vielen vor-
hergehenden Nein ſagen.

Auf dieſer Bahn, nemlich durch die Feſthaltung
der Grundſaͤtze ſeiner geſezgeberiſchen Volksbil-
dung, kam er dahin, den wahren und einzigen Weg
zu entdecken, auf welchem die hoͤhere Endzwecke
einer weiſen Staatsgeſezgebung zuerzielen, na-
mentlich —

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Staats.
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[369/0387] die Wange der Witwe, und das Auge der Waiſen thraͤnenlos ſey, daß das Herz des Knechts nicht verhaͤrtet, und die Unſchuld der Magd nicht ver- ſchmaͤhet, und ein jedes im treuen Dienſt ſeines Lebens Befriedigung finde, das war das Ziel ſei- ner gottesdienſtlichen Lehre; und er baute die Mit- tel, zu dieſem Ziel zu gelangen, auf diejenige See- lenſtimmung des Volks, welche zu aller Weisheit, zu allem Recht, und zu aller Ordnung des buͤrgerli- chen Lebens die allervorzuglichſte iſt. — §. 62. Dahin zielte ich von Anfang — Und wenn du Nein ſagſt Leſer! ſo muſt du zuruͤckgreifen, und zu vielen vor- hergehenden Nein ſagen. Auf dieſer Bahn, nemlich durch die Feſthaltung der Grundſaͤtze ſeiner geſezgeberiſchen Volksbil- dung, kam er dahin, den wahren und einzigen Weg zu entdecken, auf welchem die hoͤhere Endzwecke einer weiſen Staatsgeſezgebung zuerzielen, na- mentlich — Erſtlich: Die Vereinfachung der Abgaben des Staats. A a

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/387>, abgerufen am 24.11.2024.