Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

fähig, als er den Naturfehlern seines Geschlechts
Meister, den Leichtsinn, die Gedankenlosigkeit, die
Trägheit, die Unwissenheit, die Unbedachtsamkeit,
die Leichtglaubigkeit, den Starrsinn, die Tollkühn-
heit und Gewaltthätigkeit des wilden Naturlebens
besiegen gelernt, und für seinen Beruf, und für
seine Umstände zuverläßig, arbeitsam, bedächtlich,
überlegend, anstellig gebildet, und als zu einem
eben so gutmüthigen als weisen Betragen gegen
alle seine Nebenmenschen geschickt gemacht worden.

So eng band er die Grundsätze seiner bürgerli-
chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und
an die Andachtshandlungen desselben; hielt beson-
ders dafür, alle gottesdienstliche Versprechen müssen
so viel als möglich ihre bürgerliche Kraft haben,
und der Wortbruch gegen gottesdienstliche Verspre-
chen müsse nothwendig auch bürgerlich entehren.
Er brachte darum eine solche Deutlichkeit, Be-
stimmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in diesel-
ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der
er im bürgerlichen Leben dem Leichtsinn, der Ge-
dankenlosigkeit, und der Wortbrüchigen Untreu ent-
gegen arbeitete, eben so diesen Fehlern in allen Re-
ligionshandlungen entgegen, indem er es für das
Fundament des reinen wahren Gottesdiensts achtete,
daß der Mensch mit dem Werk seiner Andacht we-
der sich selbst betrüge, noch dem lieben Gott ein
Blendwerk damit für die Augen machen wolle. Er

faͤhig, als er den Naturfehlern ſeines Geſchlechts
Meiſter, den Leichtſinn, die Gedankenloſigkeit, die
Traͤgheit, die Unwiſſenheit, die Unbedachtſamkeit,
die Leichtglaubigkeit, den Starrſinn, die Tollkuͤhn-
heit und Gewaltthaͤtigkeit des wilden Naturlebens
beſiegen gelernt, und fuͤr ſeinen Beruf, und fuͤr
ſeine Umſtaͤnde zuverlaͤßig, arbeitſam, bedaͤchtlich,
uͤberlegend, anſtellig gebildet, und als zu einem
eben ſo gutmuͤthigen als weiſen Betragen gegen
alle ſeine Nebenmenſchen geſchickt gemacht worden.

So eng band er die Grundſaͤtze ſeiner buͤrgerli-
chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und
an die Andachtshandlungen deſſelben; hielt beſon-
ders dafuͤr, alle gottesdienſtliche Verſprechen muͤſſen
ſo viel als moͤglich ihre buͤrgerliche Kraft haben,
und der Wortbruch gegen gottesdienſtliche Verſpre-
chen muͤſſe nothwendig auch buͤrgerlich entehren.
Er brachte darum eine ſolche Deutlichkeit, Be-
ſtimmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in dieſel-
ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der
er im buͤrgerlichen Leben dem Leichtſinn, der Ge-
dankenloſigkeit, und der Wortbruͤchigen Untreu ent-
gegen arbeitete, eben ſo dieſen Fehlern in allen Re-
ligionshandlungen entgegen, indem er es fuͤr das
Fundament des reinen wahren Gottesdienſts achtete,
daß der Menſch mit dem Werk ſeiner Andacht we-
der ſich ſelbſt betruͤge, noch dem lieben Gott ein
Blendwerk damit fuͤr die Augen machen wolle. Er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0384" n="366"/>
fa&#x0364;hig, als er den Naturfehlern &#x017F;eines Ge&#x017F;chlechts<lb/>
Mei&#x017F;ter, den Leicht&#x017F;inn, die Gedankenlo&#x017F;igkeit, die<lb/>
Tra&#x0364;gheit, die Unwi&#x017F;&#x017F;enheit, die Unbedacht&#x017F;amkeit,<lb/>
die Leichtglaubigkeit, den Starr&#x017F;inn, die Tollku&#x0364;hn-<lb/>
heit und Gewalttha&#x0364;tigkeit des wilden Naturlebens<lb/>
be&#x017F;iegen gelernt, und fu&#x0364;r &#x017F;einen Beruf, und fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;eine Um&#x017F;ta&#x0364;nde zuverla&#x0364;ßig, arbeit&#x017F;am, beda&#x0364;chtlich,<lb/>
u&#x0364;berlegend, an&#x017F;tellig gebildet, und als zu einem<lb/>
eben &#x017F;o gutmu&#x0364;thigen als wei&#x017F;en Betragen gegen<lb/>
alle &#x017F;eine Nebenmen&#x017F;chen ge&#x017F;chickt gemacht worden.</p><lb/>
        <p>So eng band er die Grund&#x017F;a&#x0364;tze &#x017F;einer bu&#x0364;rgerli-<lb/>
chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und<lb/>
an die Andachtshandlungen de&#x017F;&#x017F;elben; hielt be&#x017F;on-<lb/>
ders dafu&#x0364;r, alle gottesdien&#x017F;tliche Ver&#x017F;prechen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;o viel als mo&#x0364;glich ihre bu&#x0364;rgerliche Kraft haben,<lb/>
und der Wortbruch gegen gottesdien&#x017F;tliche Ver&#x017F;pre-<lb/>
chen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nothwendig auch bu&#x0364;rgerlich entehren.<lb/>
Er brachte darum eine &#x017F;olche Deutlichkeit, Be-<lb/>
&#x017F;timmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in die&#x017F;el-<lb/>
ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der<lb/>
er im bu&#x0364;rgerlichen Leben dem Leicht&#x017F;inn, der Ge-<lb/>
dankenlo&#x017F;igkeit, und der Wortbru&#x0364;chigen Untreu ent-<lb/>
gegen arbeitete, eben &#x017F;o die&#x017F;en Fehlern in allen Re-<lb/>
ligionshandlungen entgegen, indem er es fu&#x0364;r das<lb/>
Fundament des reinen wahren Gottesdien&#x017F;ts achtete,<lb/>
daß der Men&#x017F;ch mit dem Werk &#x017F;einer Andacht we-<lb/>
der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t betru&#x0364;ge, noch dem lieben Gott ein<lb/>
Blendwerk damit fu&#x0364;r die Augen machen wolle. Er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0384] faͤhig, als er den Naturfehlern ſeines Geſchlechts Meiſter, den Leichtſinn, die Gedankenloſigkeit, die Traͤgheit, die Unwiſſenheit, die Unbedachtſamkeit, die Leichtglaubigkeit, den Starrſinn, die Tollkuͤhn- heit und Gewaltthaͤtigkeit des wilden Naturlebens beſiegen gelernt, und fuͤr ſeinen Beruf, und fuͤr ſeine Umſtaͤnde zuverlaͤßig, arbeitſam, bedaͤchtlich, uͤberlegend, anſtellig gebildet, und als zu einem eben ſo gutmuͤthigen als weiſen Betragen gegen alle ſeine Nebenmenſchen geſchickt gemacht worden. So eng band er die Grundſaͤtze ſeiner buͤrgerli- chen Volksbildung an die Religionsbegriffe, und an die Andachtshandlungen deſſelben; hielt beſon- ders dafuͤr, alle gottesdienſtliche Verſprechen muͤſſen ſo viel als moͤglich ihre buͤrgerliche Kraft haben, und der Wortbruch gegen gottesdienſtliche Verſpre- chen muͤſſe nothwendig auch buͤrgerlich entehren. Er brachte darum eine ſolche Deutlichkeit, Be- ſtimmtheit, Offenheit, und Feyerlichkeit in dieſel- ben, und arbeitete mit eben der Sorgfalt, mit der er im buͤrgerlichen Leben dem Leichtſinn, der Ge- dankenloſigkeit, und der Wortbruͤchigen Untreu ent- gegen arbeitete, eben ſo dieſen Fehlern in allen Re- ligionshandlungen entgegen, indem er es fuͤr das Fundament des reinen wahren Gottesdienſts achtete, daß der Menſch mit dem Werk ſeiner Andacht we- der ſich ſelbſt betruͤge, noch dem lieben Gott ein Blendwerk damit fuͤr die Augen machen wolle. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/384
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/384>, abgerufen am 24.11.2024.