Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

"alle, wie die Jungfern in ihrer Stube eine Ord-
"nung haben, und wie ihnen aller Gattung Haa-
"re und Sträle, und dergleichen Zeug, in allen
"Ecken herumliegen; gehe man in Herrn Lieute-
"nants Zimmer, und sehe, ob man so etwas da-
"rinn finde."

So gab es alle Tage etwas -- Auch frug der
Karl alle Tage die Mama, wann gehen sie auch
wieder fort?

Armer Karl! du wirst noch viel erleben bis
dann -- Der General will den Selzer hier trinken,
und hat ihn kaum angefangen, aber er kann ihm
nicht wohl thun; er hat keine Freude dabey; Syl-
via verbittert alles.

Arner hatte doch das ganze Haus, von oben
bis unten, ihrenthalben in Ordnung gebracht;
Stall und Jagdzeug, und Kutschengeschirr ausputzen
lassen; und Therese alle Hüner, und alles was le-
bendig war, aus dem Hofe wegschaffen und ein-
sperren lassen; und auch um ihrentwillen keinen
Mist in die Gärten gethan, da just darein sollte;
und hingegen alle Spatziergänge mit Sand über-
führen lassen. Auch hatten sie ihnen fast alle Tage
Gesellschaft, oder fuhren mit ihnen aus, und das
allemal auf Schlösser, nie in kein Pfarrhaus, und
nie zu keinem Bürger, damit sie ja nichts zu klagen
hätten. Aber es war umsonst; Sylvia hatte sich

"alle, wie die Jungfern in ihrer Stube eine Ord-
"nung haben, und wie ihnen aller Gattung Haa-
"re und Straͤle, und dergleichen Zeug, in allen
"Ecken herumliegen; gehe man in Herrn Lieute-
"nants Zimmer, und ſehe, ob man ſo etwas da-
"rinn finde.„

So gab es alle Tage etwas — Auch frug der
Karl alle Tage die Mama, wann gehen ſie auch
wieder fort?

Armer Karl! du wirſt noch viel erleben bis
dann — Der General will den Selzer hier trinken,
und hat ihn kaum angefangen, aber er kann ihm
nicht wohl thun; er hat keine Freude dabey; Syl-
via verbittert alles.

Arner hatte doch das ganze Haus, von oben
bis unten, ihrenthalben in Ordnung gebracht;
Stall und Jagdzeug, und Kutſchengeſchirr ausputzen
laſſen; und Thereſe alle Huͤner, und alles was le-
bendig war, aus dem Hofe wegſchaffen und ein-
ſperren laſſen; und auch um ihrentwillen keinen
Miſt in die Gaͤrten gethan, da juſt darein ſollte;
und hingegen alle Spatziergaͤnge mit Sand uͤber-
fuͤhren laſſen. Auch hatten ſie ihnen faſt alle Tage
Geſellſchaft, oder fuhren mit ihnen aus, und das
allemal auf Schloͤſſer, nie in kein Pfarrhaus, und
nie zu keinem Buͤrger, damit ſie ja nichts zu klagen
haͤtten. Aber es war umſonſt; Sylvia hatte ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="14"/>
"alle, wie die Jungfern in ihrer Stube eine Ord-<lb/>
"nung haben, und wie ihnen aller Gattung Haa-<lb/>
"re und Stra&#x0364;le, und dergleichen Zeug, in allen<lb/>
"Ecken herumliegen; gehe man in Herrn Lieute-<lb/>
"nants Zimmer, und &#x017F;ehe, ob man &#x017F;o etwas da-<lb/>
"rinn finde.&#x201E;</p><lb/>
        <p>So gab es alle Tage etwas &#x2014; Auch frug der<lb/>
Karl alle Tage die Mama, wann gehen &#x017F;ie auch<lb/>
wieder fort?</p><lb/>
        <p>Armer Karl! du wir&#x017F;t noch viel erleben bis<lb/>
dann &#x2014; Der General will den Selzer hier trinken,<lb/>
und hat ihn kaum angefangen, aber er kann ihm<lb/>
nicht wohl thun; er hat keine Freude dabey; Syl-<lb/>
via verbittert alles.</p><lb/>
        <p>Arner hatte doch das ganze Haus, von oben<lb/>
bis unten, ihrenthalben in Ordnung gebracht;<lb/>
Stall und Jagdzeug, und Kut&#x017F;chenge&#x017F;chirr ausputzen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; und There&#x017F;e alle Hu&#x0364;ner, und alles was le-<lb/>
bendig war, aus dem Hofe weg&#x017F;chaffen und ein-<lb/>
&#x017F;perren la&#x017F;&#x017F;en; und auch um ihrentwillen keinen<lb/>
Mi&#x017F;t in die Ga&#x0364;rten gethan, da ju&#x017F;t darein &#x017F;ollte;<lb/>
und hingegen alle Spatzierga&#x0364;nge mit Sand u&#x0364;ber-<lb/>
fu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en. Auch hatten &#x017F;ie ihnen fa&#x017F;t alle Tage<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, oder fuhren mit ihnen aus, und das<lb/>
allemal auf Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, nie in kein Pfarrhaus, und<lb/>
nie zu keinem Bu&#x0364;rger, damit &#x017F;ie ja nichts zu klagen<lb/>
ha&#x0364;tten. Aber es war um&#x017F;on&#x017F;t; Sylvia hatte &#x017F;ich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0032] "alle, wie die Jungfern in ihrer Stube eine Ord- "nung haben, und wie ihnen aller Gattung Haa- "re und Straͤle, und dergleichen Zeug, in allen "Ecken herumliegen; gehe man in Herrn Lieute- "nants Zimmer, und ſehe, ob man ſo etwas da- "rinn finde.„ So gab es alle Tage etwas — Auch frug der Karl alle Tage die Mama, wann gehen ſie auch wieder fort? Armer Karl! du wirſt noch viel erleben bis dann — Der General will den Selzer hier trinken, und hat ihn kaum angefangen, aber er kann ihm nicht wohl thun; er hat keine Freude dabey; Syl- via verbittert alles. Arner hatte doch das ganze Haus, von oben bis unten, ihrenthalben in Ordnung gebracht; Stall und Jagdzeug, und Kutſchengeſchirr ausputzen laſſen; und Thereſe alle Huͤner, und alles was le- bendig war, aus dem Hofe wegſchaffen und ein- ſperren laſſen; und auch um ihrentwillen keinen Miſt in die Gaͤrten gethan, da juſt darein ſollte; und hingegen alle Spatziergaͤnge mit Sand uͤber- fuͤhren laſſen. Auch hatten ſie ihnen faſt alle Tage Geſellſchaft, oder fuhren mit ihnen aus, und das allemal auf Schloͤſſer, nie in kein Pfarrhaus, und nie zu keinem Buͤrger, damit ſie ja nichts zu klagen haͤtten. Aber es war umſonſt; Sylvia hatte ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/32
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/32>, abgerufen am 26.12.2024.