Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

hin bringen können, daß sie sich geändert, auch
worinn es bey einem jeden am schwersten gehal-
ten?

Der Erzähler saß dann oben am Tisch, der
Pfarrer, Junker, und der ganze Dorfrath um ihn
her; und der erste schrieb alles deutlich und be-
stimmt in ein Wegweisungs- und Berathungs-Buch
für die Dorfräthe und die Aufseher auf.

Vornen an diesem Buch stunden nach der Zeit-
ordnung die Namen der Rechtschaffenen, von denen
eine solche schöne That in demselben aufgezeichnet
war, mit großen Buchstaben vom Lieutenant schön
geschrieben; und neben ihnen war die Zahl der
Seite bemerkt, auf welcher ihre That aufgeschrie-
ben war.

Nach dem Therese diese Ordnung ganz einge-
sehen, sagte sie in ihrer Freude darüber zum Lieu-
tenant, es seyen eine ganze Menge Sachen im
Hauswesen, worüber ihre Männer-Bücher in Ewig-
keit nie genug thun würden, und schlug vor, für
die 5 Hauptgassen noch 5 Weiber auszusuchen,
die auf eben diese Art dem Junker und dem Dorf-
rathe durch Weiber-Bücher, die ihnen hierzu einge-
richtet werden müßten, über diejenigen Sachen Re-
chenschaft geben sollten, von denen man zum Voraus
wisse, daß sie in solchen Männer-Büchern nicht ge-
nugsam aufgeheitert werden können, und zu denen

hin bringen koͤnnen, daß ſie ſich geaͤndert, auch
worinn es bey einem jeden am ſchwerſten gehal-
ten?

Der Erzaͤhler ſaß dann oben am Tiſch, der
Pfarrer, Junker, und der ganze Dorfrath um ihn
her; und der erſte ſchrieb alles deutlich und be-
ſtimmt in ein Wegweiſungs- und Berathungs-Buch
fuͤr die Dorfraͤthe und die Aufſeher auf.

Vornen an dieſem Buch ſtunden nach der Zeit-
ordnung die Namen der Rechtſchaffenen, von denen
eine ſolche ſchoͤne That in demſelben aufgezeichnet
war, mit großen Buchſtaben vom Lieutenant ſchoͤn
geſchrieben; und neben ihnen war die Zahl der
Seite bemerkt, auf welcher ihre That aufgeſchrie-
ben war.

Nach dem Thereſe dieſe Ordnung ganz einge-
ſehen, ſagte ſie in ihrer Freude daruͤber zum Lieu-
tenant, es ſeyen eine ganze Menge Sachen im
Hausweſen, woruͤber ihre Maͤnner-Buͤcher in Ewig-
keit nie genug thun wuͤrden, und ſchlug vor, fuͤr
die 5 Hauptgaſſen noch 5 Weiber auszuſuchen,
die auf eben dieſe Art dem Junker und dem Dorf-
rathe durch Weiber-Buͤcher, die ihnen hierzu einge-
richtet werden muͤßten, uͤber diejenigen Sachen Re-
chenſchaft geben ſollten, von denen man zum Voraus
wiſſe, daß ſie in ſolchen Maͤnner-Buͤchern nicht ge-
nugſam aufgeheitert werden koͤnnen, und zu denen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0280" n="262"/>
hin bringen ko&#x0364;nnen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich gea&#x0364;ndert, auch<lb/>
worinn es bey einem jeden am &#x017F;chwer&#x017F;ten gehal-<lb/>
ten?</p><lb/>
        <p>Der Erza&#x0364;hler &#x017F;aß dann oben am Ti&#x017F;ch, der<lb/>
Pfarrer, Junker, und der ganze Dorfrath um ihn<lb/>
her; und der er&#x017F;te &#x017F;chrieb alles deutlich und be-<lb/>
&#x017F;timmt in ein Wegwei&#x017F;ungs- und Berathungs-Buch<lb/>
fu&#x0364;r die Dorfra&#x0364;the und die Auf&#x017F;eher auf.</p><lb/>
        <p>Vornen an die&#x017F;em Buch &#x017F;tunden nach der Zeit-<lb/>
ordnung die Namen der Recht&#x017F;chaffenen, von denen<lb/>
eine &#x017F;olche &#x017F;cho&#x0364;ne That in dem&#x017F;elben aufgezeichnet<lb/>
war, mit großen Buch&#x017F;taben vom Lieutenant &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
ge&#x017F;chrieben; und neben ihnen war die Zahl der<lb/>
Seite bemerkt, auf welcher ihre That aufge&#x017F;chrie-<lb/>
ben war.</p><lb/>
        <p>Nach dem There&#x017F;e die&#x017F;e Ordnung ganz einge-<lb/>
&#x017F;ehen, &#x017F;agte &#x017F;ie in ihrer Freude daru&#x0364;ber zum Lieu-<lb/>
tenant, es &#x017F;eyen eine ganze Menge Sachen im<lb/>
Hauswe&#x017F;en, woru&#x0364;ber ihre Ma&#x0364;nner-Bu&#x0364;cher in Ewig-<lb/>
keit nie genug thun wu&#x0364;rden, und &#x017F;chlug vor, fu&#x0364;r<lb/>
die 5 Hauptga&#x017F;&#x017F;en noch 5 Weiber auszu&#x017F;uchen,<lb/>
die auf eben die&#x017F;e Art dem Junker und dem Dorf-<lb/>
rathe durch Weiber-Bu&#x0364;cher, die ihnen hierzu einge-<lb/>
richtet werden mu&#x0364;ßten, u&#x0364;ber diejenigen Sachen Re-<lb/>
chen&#x017F;chaft geben &#x017F;ollten, von denen man zum Voraus<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e, daß &#x017F;ie in &#x017F;olchen Ma&#x0364;nner-Bu&#x0364;chern nicht ge-<lb/>
nug&#x017F;am aufgeheitert werden ko&#x0364;nnen, und zu denen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0280] hin bringen koͤnnen, daß ſie ſich geaͤndert, auch worinn es bey einem jeden am ſchwerſten gehal- ten? Der Erzaͤhler ſaß dann oben am Tiſch, der Pfarrer, Junker, und der ganze Dorfrath um ihn her; und der erſte ſchrieb alles deutlich und be- ſtimmt in ein Wegweiſungs- und Berathungs-Buch fuͤr die Dorfraͤthe und die Aufſeher auf. Vornen an dieſem Buch ſtunden nach der Zeit- ordnung die Namen der Rechtſchaffenen, von denen eine ſolche ſchoͤne That in demſelben aufgezeichnet war, mit großen Buchſtaben vom Lieutenant ſchoͤn geſchrieben; und neben ihnen war die Zahl der Seite bemerkt, auf welcher ihre That aufgeſchrie- ben war. Nach dem Thereſe dieſe Ordnung ganz einge- ſehen, ſagte ſie in ihrer Freude daruͤber zum Lieu- tenant, es ſeyen eine ganze Menge Sachen im Hausweſen, woruͤber ihre Maͤnner-Buͤcher in Ewig- keit nie genug thun wuͤrden, und ſchlug vor, fuͤr die 5 Hauptgaſſen noch 5 Weiber auszuſuchen, die auf eben dieſe Art dem Junker und dem Dorf- rathe durch Weiber-Buͤcher, die ihnen hierzu einge- richtet werden muͤßten, uͤber diejenigen Sachen Re- chenſchaft geben ſollten, von denen man zum Voraus wiſſe, daß ſie in ſolchen Maͤnner-Buͤchern nicht ge- nugſam aufgeheitert werden koͤnnen, und zu denen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/280
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/280>, abgerufen am 22.11.2024.