ten, als auf die wichtigste Sache gefaßt seyn, ihm gegen alles unrichtige Geschwäz genau und bestimmt zu zeigen, wie sie die Sache hätten angreifen sollen, und warum es, wenn sie es also gemacht hätten, ihnen darinn nicht hinter sich, sondern für sich ge- gangen wäre.
Der Junker war bey allen diesen Real- Examen, die im Dorf den Namen der Schweiß- bäder bekamen, gegenwärtig, und ließ es nie- mals ermangeln, den Dorfräthen und Aufsehern zu zeigen, wie wichtig es sey, gegen das Blendwerk von Haushaltern, die anfangen schlecht zu werden, drückend zu Werk zu gehen.
Die Leute konnten das nicht ausstehen, Jahr für Jahr so behandelt zu werden, und es waren immer auch in den schlechtesten Haushaltungen, die, dieses auszuweichen, dann im Haus daran trieben, daß es besser gehe.
Hingegen wurden die, welche in einem Stück der Wirthschaft verhältnismäßig gegen andere ihres gleichen mehr geleistet, vor der ganzen Gemeinde aufgefodert, sich zu erklären, wie, und wodurch sie in diesem Stück weiter gekommen?
So trieb er alles Gute in seinem Dorf, wie ein Gärtner, der alle Tage und alle Stunden mit seiner Arbeit und mit seinem Dung hinter seinen Blumen und hinter seinem Kohl her ist, sie vor den
ten, als auf die wichtigſte Sache gefaßt ſeyn, ihm gegen alles unrichtige Geſchwaͤz genau und beſtimmt zu zeigen, wie ſie die Sache haͤtten angreifen ſollen, und warum es, wenn ſie es alſo gemacht haͤtten, ihnen darinn nicht hinter ſich, ſondern fuͤr ſich ge- gangen waͤre.
Der Junker war bey allen dieſen Real- Examen, die im Dorf den Namen der Schweiß- baͤder bekamen, gegenwaͤrtig, und ließ es nie- mals ermangeln, den Dorfraͤthen und Aufſehern zu zeigen, wie wichtig es ſey, gegen das Blendwerk von Haushaltern, die anfangen ſchlecht zu werden, druͤckend zu Werk zu gehen.
Die Leute konnten das nicht ausſtehen, Jahr fuͤr Jahr ſo behandelt zu werden, und es waren immer auch in den ſchlechteſten Haushaltungen, die, dieſes auszuweichen, dann im Haus daran trieben, daß es beſſer gehe.
Hingegen wurden die, welche in einem Stuͤck der Wirthſchaft verhaͤltnismaͤßig gegen andere ihres gleichen mehr geleiſtet, vor der ganzen Gemeinde aufgefodert, ſich zu erklaͤren, wie, und wodurch ſie in dieſem Stuͤck weiter gekommen?
So trieb er alles Gute in ſeinem Dorf, wie ein Gaͤrtner, der alle Tage und alle Stunden mit ſeiner Arbeit und mit ſeinem Dung hinter ſeinen Blumen und hinter ſeinem Kohl her iſt, ſie vor den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0278"n="260"/>
ten, als auf die wichtigſte Sache gefaßt ſeyn, ihm<lb/>
gegen alles unrichtige Geſchwaͤz genau und beſtimmt<lb/>
zu zeigen, wie ſie die Sache haͤtten angreifen ſollen,<lb/>
und warum es, wenn ſie es alſo gemacht haͤtten,<lb/>
ihnen darinn nicht hinter ſich, ſondern fuͤr ſich ge-<lb/>
gangen waͤre.</p><lb/><p>Der Junker war bey allen dieſen Real-<lb/>
Examen, die im Dorf den Namen der <hirendition="#g">Schweiß-<lb/>
baͤder</hi> bekamen, gegenwaͤrtig, und ließ es nie-<lb/>
mals ermangeln, den Dorfraͤthen und Aufſehern zu<lb/>
zeigen, wie wichtig es ſey, gegen das Blendwerk<lb/>
von Haushaltern, die anfangen ſchlecht zu werden,<lb/>
druͤckend zu Werk zu gehen.</p><lb/><p>Die Leute konnten das nicht ausſtehen, Jahr<lb/>
fuͤr Jahr ſo behandelt zu werden, und es waren<lb/>
immer auch in den ſchlechteſten Haushaltungen,<lb/>
die, dieſes auszuweichen, dann im Haus daran<lb/>
trieben, daß es beſſer gehe.</p><lb/><p>Hingegen wurden die, welche in einem Stuͤck<lb/>
der Wirthſchaft verhaͤltnismaͤßig gegen andere ihres<lb/>
gleichen mehr geleiſtet, vor der ganzen Gemeinde<lb/>
aufgefodert, ſich zu erklaͤren, wie, und wodurch ſie<lb/>
in dieſem Stuͤck weiter gekommen?</p><lb/><p>So trieb er alles Gute in ſeinem Dorf, wie<lb/>
ein Gaͤrtner, der alle Tage und alle Stunden mit<lb/>ſeiner Arbeit und mit ſeinem Dung hinter ſeinen<lb/>
Blumen und hinter ſeinem Kohl her iſt, ſie vor den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[260/0278]
ten, als auf die wichtigſte Sache gefaßt ſeyn, ihm
gegen alles unrichtige Geſchwaͤz genau und beſtimmt
zu zeigen, wie ſie die Sache haͤtten angreifen ſollen,
und warum es, wenn ſie es alſo gemacht haͤtten,
ihnen darinn nicht hinter ſich, ſondern fuͤr ſich ge-
gangen waͤre.
Der Junker war bey allen dieſen Real-
Examen, die im Dorf den Namen der Schweiß-
baͤder bekamen, gegenwaͤrtig, und ließ es nie-
mals ermangeln, den Dorfraͤthen und Aufſehern zu
zeigen, wie wichtig es ſey, gegen das Blendwerk
von Haushaltern, die anfangen ſchlecht zu werden,
druͤckend zu Werk zu gehen.
Die Leute konnten das nicht ausſtehen, Jahr
fuͤr Jahr ſo behandelt zu werden, und es waren
immer auch in den ſchlechteſten Haushaltungen,
die, dieſes auszuweichen, dann im Haus daran
trieben, daß es beſſer gehe.
Hingegen wurden die, welche in einem Stuͤck
der Wirthſchaft verhaͤltnismaͤßig gegen andere ihres
gleichen mehr geleiſtet, vor der ganzen Gemeinde
aufgefodert, ſich zu erklaͤren, wie, und wodurch ſie
in dieſem Stuͤck weiter gekommen?
So trieb er alles Gute in ſeinem Dorf, wie
ein Gaͤrtner, der alle Tage und alle Stunden mit
ſeiner Arbeit und mit ſeinem Dung hinter ſeinen
Blumen und hinter ſeinem Kohl her iſt, ſie vor den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/278>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.