§. 41. Die Philosophie meines Lieutenants, und diejenige meines Buchs.
Ein Schiffer, den jenseits der Linie, wenn er schon das Feuer des halben Himmels befahren, zu- lezt noch ein Sturm über die Abgründe vielfarbi- ger Meere schleudert, sehnet sich nicht so sehr nach den weißen Vögeln, die das Ufer verkünden, als Arner sich nach Bonnal sehnte, da er wieder leich- ter Athem schöpfte.
So warm und treibend redte er auch von kei- nem Werk seines Hauses, als er mit dem Pfarrer und dem Lieutenant von Bonnal redte. Sie fan- den alle drey, das Werk sey so viel als angefan- gen; aber zu seiner eigentlichen Vollendung und zur Sicherstellung der Zukunft fehle ihm nichts -- als Alles -- und vor allem aus, eine mit ihren Einrichtungen und ihren Endzwecken übereinstim- mende Gesezgebung. --
Aber der Junker und der Pfarrer schoben die- sen Punkt auf den Lieutenant, und sagten ihm, er sollte sich nur darauf gefaßt machen; auch By- lifsky erwarte dieses Stück ihres Werks nicht von einem alten Pfarrer, und nicht von einem jungen
§. 41. Die Philoſophie meines Lieutenants, und diejenige meines Buchs.
Ein Schiffer, den jenſeits der Linie, wenn er ſchon das Feuer des halben Himmels befahren, zu- lezt noch ein Sturm uͤber die Abgruͤnde vielfarbi- ger Meere ſchleudert, ſehnet ſich nicht ſo ſehr nach den weißen Voͤgeln, die das Ufer verkuͤnden, als Arner ſich nach Bonnal ſehnte, da er wieder leich- ter Athem ſchoͤpfte.
So warm und treibend redte er auch von kei- nem Werk ſeines Hauſes, als er mit dem Pfarrer und dem Lieutenant von Bonnal redte. Sie fan- den alle drey, das Werk ſey ſo viel als angefan- gen; aber zu ſeiner eigentlichen Vollendung und zur Sicherſtellung der Zukunft fehle ihm nichts — als Alles — und vor allem aus, eine mit ihren Einrichtungen und ihren Endzwecken uͤbereinſtim- mende Geſezgebung. —
Aber der Junker und der Pfarrer ſchoben die- ſen Punkt auf den Lieutenant, und ſagten ihm, er ſollte ſich nur darauf gefaßt machen; auch By- lifsky erwarte dieſes Stuͤck ihres Werks nicht von einem alten Pfarrer, und nicht von einem jungen
<TEI><text><body><pbfacs="#f0182"n="164"/><divn="1"><head>§. 41.<lb/>
Die Philoſophie meines Lieutenants,<lb/>
und diejenige meines Buchs.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in Schiffer, den jenſeits der Linie, wenn er<lb/>ſchon das Feuer des halben Himmels befahren, zu-<lb/>
lezt noch ein Sturm uͤber die Abgruͤnde vielfarbi-<lb/>
ger Meere ſchleudert, ſehnet ſich nicht ſo ſehr nach<lb/>
den weißen Voͤgeln, die das Ufer verkuͤnden, als<lb/>
Arner ſich nach Bonnal ſehnte, da er wieder leich-<lb/>
ter Athem ſchoͤpfte.</p><lb/><p>So warm und treibend redte er auch von kei-<lb/>
nem Werk ſeines Hauſes, als er mit dem Pfarrer<lb/>
und dem Lieutenant von Bonnal redte. Sie fan-<lb/>
den alle drey, das Werk ſey ſo viel als angefan-<lb/>
gen; aber zu ſeiner eigentlichen Vollendung und<lb/>
zur Sicherſtellung der Zukunft fehle ihm nichts —<lb/>
als Alles — und vor allem aus, eine mit ihren<lb/>
Einrichtungen und ihren Endzwecken uͤbereinſtim-<lb/>
mende Geſezgebung. —</p><lb/><p>Aber der Junker und der Pfarrer ſchoben die-<lb/>ſen Punkt auf den Lieutenant, und ſagten ihm, er<lb/>ſollte ſich nur darauf gefaßt machen; auch By-<lb/>
lifsky erwarte dieſes Stuͤck ihres Werks nicht von<lb/>
einem alten Pfarrer, und nicht von einem jungen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[164/0182]
§. 41.
Die Philoſophie meines Lieutenants,
und diejenige meines Buchs.
Ein Schiffer, den jenſeits der Linie, wenn er
ſchon das Feuer des halben Himmels befahren, zu-
lezt noch ein Sturm uͤber die Abgruͤnde vielfarbi-
ger Meere ſchleudert, ſehnet ſich nicht ſo ſehr nach
den weißen Voͤgeln, die das Ufer verkuͤnden, als
Arner ſich nach Bonnal ſehnte, da er wieder leich-
ter Athem ſchoͤpfte.
So warm und treibend redte er auch von kei-
nem Werk ſeines Hauſes, als er mit dem Pfarrer
und dem Lieutenant von Bonnal redte. Sie fan-
den alle drey, das Werk ſey ſo viel als angefan-
gen; aber zu ſeiner eigentlichen Vollendung und
zur Sicherſtellung der Zukunft fehle ihm nichts —
als Alles — und vor allem aus, eine mit ihren
Einrichtungen und ihren Endzwecken uͤbereinſtim-
mende Geſezgebung. —
Aber der Junker und der Pfarrer ſchoben die-
ſen Punkt auf den Lieutenant, und ſagten ihm, er
ſollte ſich nur darauf gefaßt machen; auch By-
lifsky erwarte dieſes Stuͤck ihres Werks nicht von
einem alten Pfarrer, und nicht von einem jungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/182>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.