Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ky. -- Er gieng hinein, daß man ihn kaum hörte,
wog die Worte wie Gold ab, vermied jede Em-
pfindung, und saß nicht einmal nieder. --

Diese Aufmerksamkeit hielt den Arner in
Schranken, daß ihm diese Freude nicht nachtheilig
war. Er sagte ihm wohl einmal, du thust doch
vollends, als wenn dir an meiner Gesundheit mehr
liege als an mir! Aber Bylifsky ließ sich nicht
einmal zu einem Lächeln bewegen -- er sagte ihm:
ein andermal wollen wir spaßen! -- Arner fühlte
daß er recht habe; und da die halbe Viertelstunde
vorbey war, die der Leibarzt erlaubt hatte, ließ
er ihn mit Willen von sich, und Bylifsky verreißte
bald darauf, voll Hofnung seiner Genesung --
Er konnte nicht länger bleiben. --

Vorher stellte er dem General noch einen Be-
fehl zu, seinen Jäger geschlossen auf Bonnal füh-
ren zu lassen, um allda von Haus zu Haus den
Widerruf zu thun alles dessen, was er gegen den
Lieutenant ausgestreut; mit dem Beyfügen, er er-
warte, daß, wenn Arner von Sylvia auch nur
dem entferntesten Verdruß wieder ausgesezt seyn soll-
te, der Herr General sie in diesem Fall auf der
Stelle von hier entferne. --

Diese Nota war unterzeichnet "Auf spezialen
Befehl Sr. Durchlaucht --"
Bylifsky.

K 3

ky. — Er gieng hinein, daß man ihn kaum hoͤrte,
wog die Worte wie Gold ab, vermied jede Em-
pfindung, und ſaß nicht einmal nieder. —

Dieſe Aufmerkſamkeit hielt den Arner in
Schranken, daß ihm dieſe Freude nicht nachtheilig
war. Er ſagte ihm wohl einmal, du thuſt doch
vollends, als wenn dir an meiner Geſundheit mehr
liege als an mir! Aber Bylifsky ließ ſich nicht
einmal zu einem Laͤcheln bewegen — er ſagte ihm:
ein andermal wollen wir ſpaßen! — Arner fuͤhlte
daß er recht habe; und da die halbe Viertelſtunde
vorbey war, die der Leibarzt erlaubt hatte, ließ
er ihn mit Willen von ſich, und Bylifsky verreißte
bald darauf, voll Hofnung ſeiner Geneſung —
Er konnte nicht laͤnger bleiben. —

Vorher ſtellte er dem General noch einen Be-
fehl zu, ſeinen Jaͤger geſchloſſen auf Bonnal fuͤh-
ren zu laſſen, um allda von Haus zu Haus den
Widerruf zu thun alles deſſen, was er gegen den
Lieutenant ausgeſtreut; mit dem Beyfuͤgen, er er-
warte, daß, wenn Arner von Sylvia auch nur
dem entfernteſten Verdruß wieder ausgeſezt ſeyn ſoll-
te, der Herr General ſie in dieſem Fall auf der
Stelle von hier entferne. —

Dieſe Nota war unterzeichnet „Auf ſpezialen
Befehl Sr. Durchlaucht —„
Bylifsky.

K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0167" n="149"/>
ky. &#x2014; Er gieng hinein, daß man ihn kaum ho&#x0364;rte,<lb/>
wog die Worte wie Gold ab, vermied jede Em-<lb/>
pfindung, und &#x017F;aß nicht einmal nieder. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Aufmerk&#x017F;amkeit hielt den Arner in<lb/>
Schranken, daß ihm die&#x017F;e Freude nicht nachtheilig<lb/>
war. Er &#x017F;agte ihm wohl einmal, du thu&#x017F;t doch<lb/>
vollends, als wenn dir an meiner Ge&#x017F;undheit mehr<lb/>
liege als an mir! Aber Bylifsky ließ &#x017F;ich nicht<lb/>
einmal zu einem La&#x0364;cheln bewegen &#x2014; er &#x017F;agte ihm:<lb/>
ein andermal wollen wir &#x017F;paßen! &#x2014; Arner fu&#x0364;hlte<lb/>
daß er recht habe; und da die halbe Viertel&#x017F;tunde<lb/>
vorbey war, die der Leibarzt erlaubt hatte, ließ<lb/>
er ihn mit Willen von &#x017F;ich, und Bylifsky verreißte<lb/>
bald darauf, voll Hofnung &#x017F;einer Gene&#x017F;ung &#x2014;<lb/>
Er konnte nicht la&#x0364;nger bleiben. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Vorher &#x017F;tellte er dem General noch einen Be-<lb/>
fehl zu, &#x017F;einen Ja&#x0364;ger ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en auf Bonnal fu&#x0364;h-<lb/>
ren zu la&#x017F;&#x017F;en, um allda von Haus zu Haus den<lb/>
Widerruf zu thun alles de&#x017F;&#x017F;en, was er gegen den<lb/>
Lieutenant ausge&#x017F;treut; mit dem Beyfu&#x0364;gen, er er-<lb/>
warte, daß, wenn Arner von Sylvia auch nur<lb/>
dem entfernte&#x017F;ten Verdruß wieder ausge&#x017F;ezt &#x017F;eyn &#x017F;oll-<lb/>
te, der Herr General &#x017F;ie in die&#x017F;em Fall auf der<lb/>
Stelle von hier entferne. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Nota war unterzeichnet &#x201E;Auf &#x017F;pezialen<lb/>
Befehl Sr. Durchlaucht &#x2014;&#x201E;<lb/><hi rendition="#et">Bylifsky.</hi></p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0167] ky. — Er gieng hinein, daß man ihn kaum hoͤrte, wog die Worte wie Gold ab, vermied jede Em- pfindung, und ſaß nicht einmal nieder. — Dieſe Aufmerkſamkeit hielt den Arner in Schranken, daß ihm dieſe Freude nicht nachtheilig war. Er ſagte ihm wohl einmal, du thuſt doch vollends, als wenn dir an meiner Geſundheit mehr liege als an mir! Aber Bylifsky ließ ſich nicht einmal zu einem Laͤcheln bewegen — er ſagte ihm: ein andermal wollen wir ſpaßen! — Arner fuͤhlte daß er recht habe; und da die halbe Viertelſtunde vorbey war, die der Leibarzt erlaubt hatte, ließ er ihn mit Willen von ſich, und Bylifsky verreißte bald darauf, voll Hofnung ſeiner Geneſung — Er konnte nicht laͤnger bleiben. — Vorher ſtellte er dem General noch einen Be- fehl zu, ſeinen Jaͤger geſchloſſen auf Bonnal fuͤh- ren zu laſſen, um allda von Haus zu Haus den Widerruf zu thun alles deſſen, was er gegen den Lieutenant ausgeſtreut; mit dem Beyfuͤgen, er er- warte, daß, wenn Arner von Sylvia auch nur dem entfernteſten Verdruß wieder ausgeſezt ſeyn ſoll- te, der Herr General ſie in dieſem Fall auf der Stelle von hier entferne. — Dieſe Nota war unterzeichnet „Auf ſpezialen Befehl Sr. Durchlaucht —„ Bylifsky. K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/167
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/167>, abgerufen am 24.11.2024.