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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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willt Geld? und Joggeli hast Geld? nachgerufen,
und dem izt der erste Minister seines Fürsten dieses
sagt! --

Wenn nach Jahre-langem innerm Kämpfen
eine Beterin sich plözlich wie durch eine Erschei-
nung erhört, und weit über ihren Glauben erhört
sieht, so steht sie im ersten Gefühle des Heils, das
ihr wiederfahren ist, vor ihrem Gott da, wie die-
ser Mann vor Bylifsky. --

Eine Thräne zitterte in seinem Auge, und auf
seinen Lippen das Verstummen seiner ganzen Er-
schütterung.

Der Minister kannte dieses Verstummen, es
war der beste Lohn des Diensts, den er seinem
Fürsten that, er hatte ihn aber auch nicht selten
genossen, und nahm izt dem zitternden Mann seine
Hand, sagte ihm, "zählen Sie auf mich, aber
handeln Sie an ihrem Plaz vollends wie wenn Sie
mich nicht kennen würden, und wie wenn ich nicht
in der Welt wäre. Der Weg, zu welchem Ihr
Werk führet, fodert dieses." --

Mit diesem verreißte er. Der Lieutenant sah'
ihm nach, so weit er konnte; er saß am Ende der
Schulmatten unter dem Nußbaum auf einem
Markstein, hielt die Hände zusammen, entzog ihm
kein Aug, so lang er ihn sah, und da er ihn nicht

K

willt Geld? und Joggeli haſt Geld? nachgerufen,
und dem izt der erſte Miniſter ſeines Fuͤrſten dieſes
ſagt! —

Wenn nach Jahre-langem innerm Kaͤmpfen
eine Beterin ſich ploͤzlich wie durch eine Erſchei-
nung erhoͤrt, und weit uͤber ihren Glauben erhoͤrt
ſieht, ſo ſteht ſie im erſten Gefuͤhle des Heils, das
ihr wiederfahren iſt, vor ihrem Gott da, wie die-
ſer Mann vor Bylifsky. —

Eine Thraͤne zitterte in ſeinem Auge, und auf
ſeinen Lippen das Verſtummen ſeiner ganzen Er-
ſchuͤtterung.

Der Miniſter kannte dieſes Verſtummen, es
war der beſte Lohn des Dienſts, den er ſeinem
Fuͤrſten that, er hatte ihn aber auch nicht ſelten
genoſſen, und nahm izt dem zitternden Mann ſeine
Hand, ſagte ihm, „zaͤhlen Sie auf mich, aber
handeln Sie an ihrem Plaz vollends wie wenn Sie
mich nicht kennen wuͤrden, und wie wenn ich nicht
in der Welt waͤre. Der Weg, zu welchem Ihr
Werk fuͤhret, fodert dieſes.„ —

Mit dieſem verreißte er. Der Lieutenant ſah'
ihm nach, ſo weit er konnte; er ſaß am Ende der
Schulmatten unter dem Nußbaum auf einem
Markſtein, hielt die Haͤnde zuſammen, entzog ihm
kein Aug, ſo lang er ihn ſah, und da er ihn nicht

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[145/0163] willt Geld? und Joggeli haſt Geld? nachgerufen, und dem izt der erſte Miniſter ſeines Fuͤrſten dieſes ſagt! — Wenn nach Jahre-langem innerm Kaͤmpfen eine Beterin ſich ploͤzlich wie durch eine Erſchei- nung erhoͤrt, und weit uͤber ihren Glauben erhoͤrt ſieht, ſo ſteht ſie im erſten Gefuͤhle des Heils, das ihr wiederfahren iſt, vor ihrem Gott da, wie die- ſer Mann vor Bylifsky. — Eine Thraͤne zitterte in ſeinem Auge, und auf ſeinen Lippen das Verſtummen ſeiner ganzen Er- ſchuͤtterung. Der Miniſter kannte dieſes Verſtummen, es war der beſte Lohn des Dienſts, den er ſeinem Fuͤrſten that, er hatte ihn aber auch nicht ſelten genoſſen, und nahm izt dem zitternden Mann ſeine Hand, ſagte ihm, „zaͤhlen Sie auf mich, aber handeln Sie an ihrem Plaz vollends wie wenn Sie mich nicht kennen wuͤrden, und wie wenn ich nicht in der Welt waͤre. Der Weg, zu welchem Ihr Werk fuͤhret, fodert dieſes.„ — Mit dieſem verreißte er. Der Lieutenant ſah' ihm nach, ſo weit er konnte; er ſaß am Ende der Schulmatten unter dem Nußbaum auf einem Markſtein, hielt die Haͤnde zuſammen, entzog ihm kein Aug, ſo lang er ihn ſah, und da er ihn nicht K

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/163>, abgerufen am 24.11.2024.