an allem nichts liege; da er aber vom Helidor an- fieng, konnte sie das nicht mehr -- sie fragte mit Hastigkeit, hat er nichts dazu gesagt? -- aber er wollte nicht mit der Sprache heraus -- sie bat, und zwang, und drang, und ließ ihn nicht ruhen, bis er es ihr sagte. -- In Gottes Namen, weil ihr Gnaden befehlen -- Er hat gesagt, ihr Gna- den haben ein Maul, es haue und steche. So -- er hat das gesagt? erwiederte sie -- stund plötzlich auf -- verließ das Zimmer -- lief unter ein Fen- ster, und wartete da dem Herzklopfen ab, das sie anwandelte -- da seh ich -- da seh ichs -- ja izt schon, daß er mir beym ersten Anlaß wie einem Schuhlumpen den Tritt giebt. -- Ihr Herz schlug -- und so bald sie wieder zu Athem kam und die Augen aufhub, sah sie Bylifsky, zwischen dem Pfarrer und dem Lieutenant, den Vorreyn vor der Burghalden hinaufkommen; sie redten von der Schule, und der Lieutenant verthat seiner Gewohn- heit nach die Hände, weil er im Eifer war, sie aber meynte, er erzähle izt sicher von nichts anderm als von ihr -- sie floh in ihre Stube, stampfte mit dem Fuß, besaß sich nicht mehr -- wütete izt mit Aglee, gab ihr in allem die Schuld, behaup- tete, sie hätte sie von allem zurückhalten sollen, und hatte zum Grund, sie wisse wohl, was sie über sie vermöge. --
an allem nichts liege; da er aber vom Helidor an- fieng, konnte ſie das nicht mehr — ſie fragte mit Haſtigkeit, hat er nichts dazu geſagt? — aber er wollte nicht mit der Sprache heraus — ſie bat, und zwang, und drang, und ließ ihn nicht ruhen, bis er es ihr ſagte. — In Gottes Namen, weil ihr Gnaden befehlen — Er hat geſagt, ihr Gna- den haben ein Maul, es haue und ſteche. So — er hat das geſagt? erwiederte ſie — ſtund ploͤtzlich auf — verließ das Zimmer — lief unter ein Fen- ſter, und wartete da dem Herzklopfen ab, das ſie anwandelte — da ſeh ich — da ſeh ichs — ja izt ſchon, daß er mir beym erſten Anlaß wie einem Schuhlumpen den Tritt giebt. — Ihr Herz ſchlug — und ſo bald ſie wieder zu Athem kam und die Augen aufhub, ſah ſie Bylifsky, zwiſchen dem Pfarrer und dem Lieutenant, den Vorreyn vor der Burghalden hinaufkommen; ſie redten von der Schule, und der Lieutenant verthat ſeiner Gewohn- heit nach die Haͤnde, weil er im Eifer war, ſie aber meynte, er erzaͤhle izt ſicher von nichts anderm als von ihr — ſie floh in ihre Stube, ſtampfte mit dem Fuß, beſaß ſich nicht mehr — wuͤtete izt mit Aglee, gab ihr in allem die Schuld, behaup- tete, ſie haͤtte ſie von allem zuruͤckhalten ſollen, und hatte zum Grund, ſie wiſſe wohl, was ſie uͤber ſie vermoͤge. —
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an allem nichts liege; da er aber vom Helidor an-
fieng, konnte ſie das nicht mehr — ſie fragte mit
Haſtigkeit, hat er nichts dazu geſagt? — aber er
wollte nicht mit der Sprache heraus — ſie bat,
und zwang, und drang, und ließ ihn nicht ruhen,
bis er es ihr ſagte. — In Gottes Namen, weil
ihr Gnaden befehlen — Er hat geſagt, ihr Gna-
den haben ein Maul, es haue und ſteche. So —
er hat das geſagt? erwiederte ſie — ſtund ploͤtzlich
auf — verließ das Zimmer — lief unter ein Fen-
ſter, und wartete da dem Herzklopfen ab, das ſie
anwandelte — da ſeh ich — da ſeh ichs — ja izt
ſchon, daß er mir beym erſten Anlaß wie einem
Schuhlumpen den Tritt giebt. — Ihr Herz ſchlug
— und ſo bald ſie wieder zu Athem kam und die
Augen aufhub, ſah ſie Bylifsky, zwiſchen dem
Pfarrer und dem Lieutenant, den Vorreyn vor der
Burghalden hinaufkommen; ſie redten von der
Schule, und der Lieutenant verthat ſeiner Gewohn-
heit nach die Haͤnde, weil er im Eifer war, ſie
aber meynte, er erzaͤhle izt ſicher von nichts anderm
als von ihr — ſie floh in ihre Stube, ſtampfte
mit dem Fuß, beſaß ſich nicht mehr — wuͤtete izt
mit Aglee, gab ihr in allem die Schuld, behaup-
tete, ſie haͤtte ſie von allem zuruͤckhalten ſollen, und
hatte zum Grund, ſie wiſſe wohl, was ſie uͤber ſie
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/155>, abgerufen am 24.11.2024.
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