die muthmaßlichen Ursachen derselben äußerst auf- gebracht schien, stund eben vor Arners neuem Ge- mählde, darinn Menzow wirklich sich selbst über- troffen, als Bylifsky zu ihm kam, um die Freyheit zu bitten, nach Arnburg zu reisen -- und er be- fahl ihm, seinen Leibarzt mitzunehmen, und von seinetwegen eben so wohl über die Ursachen der Krankheit genauen Bericht einzuziehen, als auch alles zu veranstalten, was er nöthig finde, den Ar- ner vor Verdruß zu sichern. --
Helidor hatte zwar schon angefangen, die Be- griffe seiner Durchlaucht über den guten Arner her- unter zu stimmen, aber da der Herzog vor dem Leibarzt sich über Sylvia unwillig zeigte, stimmte er hierinn vollends ein, und sagte, es sey wahr, sie habe ein Maul zum töden, wenn sie anfange je- mand zu quälen. --
So muß man sie von meinetwegen, wenn es im geringsten nöthig, auf der Stelle aus dem Schlosse wegschaffen, erwiederte der Herzog. -- Und auch hierin widersprach Helidor kein Wort. --
Der schnellste Jagdzug flog mit ihnen die Nacht durch, und am Mittag waren sie in Bonnal.
Da stieg Bylifsky aus, und ließ den Leibarzt allein weiter fahren. Er wollte einen Augenblick zum Pfarrer. -- Dieser war in der Kirche und be-
die muthmaßlichen Urſachen derſelben aͤußerſt auf- gebracht ſchien, ſtund eben vor Arners neuem Ge- maͤhlde, darinn Menzow wirklich ſich ſelbſt uͤber- troffen, als Bylifsky zu ihm kam, um die Freyheit zu bitten, nach Arnburg zu reiſen — und er be- fahl ihm, ſeinen Leibarzt mitzunehmen, und von ſeinetwegen eben ſo wohl uͤber die Urſachen der Krankheit genauen Bericht einzuziehen, als auch alles zu veranſtalten, was er noͤthig finde, den Ar- ner vor Verdruß zu ſichern. —
Helidor hatte zwar ſchon angefangen, die Be- griffe ſeiner Durchlaucht uͤber den guten Arner her- unter zu ſtimmen, aber da der Herzog vor dem Leibarzt ſich uͤber Sylvia unwillig zeigte, ſtimmte er hierinn vollends ein, und ſagte, es ſey wahr, ſie habe ein Maul zum toͤden, wenn ſie anfange je- mand zu quaͤlen. —
So muß man ſie von meinetwegen, wenn es im geringſten noͤthig, auf der Stelle aus dem Schloſſe wegſchaffen, erwiederte der Herzog. — Und auch hierin widerſprach Helidor kein Wort. —
Der ſchnellſte Jagdzug flog mit ihnen die Nacht durch, und am Mittag waren ſie in Bonnal.
Da ſtieg Bylifsky aus, und ließ den Leibarzt allein weiter fahren. Er wollte einen Augenblick zum Pfarrer. — Dieſer war in der Kirche und be-
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die muthmaßlichen Urſachen derſelben aͤußerſt auf-
gebracht ſchien, ſtund eben vor Arners neuem Ge-
maͤhlde, darinn Menzow wirklich ſich ſelbſt uͤber-
troffen, als Bylifsky zu ihm kam, um die Freyheit
zu bitten, nach Arnburg zu reiſen — und er be-
fahl ihm, ſeinen Leibarzt mitzunehmen, und von
ſeinetwegen eben ſo wohl uͤber die Urſachen der
Krankheit genauen Bericht einzuziehen, als auch
alles zu veranſtalten, was er noͤthig finde, den Ar-
ner vor Verdruß zu ſichern. —
Helidor hatte zwar ſchon angefangen, die Be-
griffe ſeiner Durchlaucht uͤber den guten Arner her-
unter zu ſtimmen, aber da der Herzog vor dem
Leibarzt ſich uͤber Sylvia unwillig zeigte, ſtimmte
er hierinn vollends ein, und ſagte, es ſey wahr,
ſie habe ein Maul zum toͤden, wenn ſie anfange je-
mand zu quaͤlen. —
So muß man ſie von meinetwegen, wenn es
im geringſten noͤthig, auf der Stelle aus dem
Schloſſe wegſchaffen, erwiederte der Herzog. —
Und auch hierin widerſprach Helidor kein Wort. —
Der ſchnellſte Jagdzug flog mit ihnen die Nacht
durch, und am Mittag waren ſie in Bonnal.
Da ſtieg Bylifsky aus, und ließ den Leibarzt
allein weiter fahren. Er wollte einen Augenblick
zum Pfarrer. — Dieſer war in der Kirche und be-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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