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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Aber der Mensch ist in solchen Fällen gar höflich
mit sich selber, und glaubt nichts weniger als et-
was dergleichen von der ehrlichen Christenhaut, in
der er steckt, und die er so wohl kennt. -- So ist
es in aller Welt, so war es auch hier. -- Dem
Schlimmsten traumte es nicht, daß er das wünsche,
oder nur den geringsten Gedanken davon in dem
hintersten Schlupfwinkel seines Herzens habe. --

Die guten Leute! sie konnten ja nichts wider
Gottes Willen, und wenn sie ein Kraut oder ein
Pulver, das für den Tod gut ist, gehabt oder ge-
wußt hätten, sie wären dennoch darnach gelaufen
und hätten's ihm gebracht oder gegeben, wenn denn
das, was sie etwan gewünscht, schon nicht anderst
gekommen wär. --

Ich weiß nicht -- vielleicht wären doch nicht
alle gelaufen. --

-- Es greift immer weiter -- es wird immer
lauter, ein freches und hie und da lächlendes Re-
den unter den Weibern und Männern -- ich will
gerne sehen, wie es noch kömmt. --

Es zeigt sich, die Menge fürchtet ihn schon
izt nicht mehr, weil er im Bett liegt. --

Man reichte, was bey Monaten nie mehr
als im Geheim bey Nacht und Nebel geschah,

Aber der Menſch iſt in ſolchen Faͤllen gar hoͤflich
mit ſich ſelber, und glaubt nichts weniger als et-
was dergleichen von der ehrlichen Chriſtenhaut, in
der er ſteckt, und die er ſo wohl kennt. — So iſt
es in aller Welt, ſo war es auch hier. — Dem
Schlimmſten traumte es nicht, daß er das wuͤnſche,
oder nur den geringſten Gedanken davon in dem
hinterſten Schlupfwinkel ſeines Herzens habe. —

Die guten Leute! ſie konnten ja nichts wider
Gottes Willen, und wenn ſie ein Kraut oder ein
Pulver, das fuͤr den Tod gut iſt, gehabt oder ge-
wußt haͤtten, ſie waͤren dennoch darnach gelaufen
und haͤtten's ihm gebracht oder gegeben, wenn denn
das, was ſie etwan gewuͤnſcht, ſchon nicht anderſt
gekommen waͤr. —

Ich weiß nicht — vielleicht waͤren doch nicht
alle gelaufen. —

— Es greift immer weiter — es wird immer
lauter, ein freches und hie und da laͤchlendes Re-
den unter den Weibern und Maͤnnern — ich will
gerne ſehen, wie es noch koͤmmt. —

Es zeigt ſich, die Menge fuͤrchtet ihn ſchon
izt nicht mehr, weil er im Bett liegt. —

Man reichte, was bey Monaten nie mehr
als im Geheim bey Nacht und Nebel geſchah,

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[109/0127] Aber der Menſch iſt in ſolchen Faͤllen gar hoͤflich mit ſich ſelber, und glaubt nichts weniger als et- was dergleichen von der ehrlichen Chriſtenhaut, in der er ſteckt, und die er ſo wohl kennt. — So iſt es in aller Welt, ſo war es auch hier. — Dem Schlimmſten traumte es nicht, daß er das wuͤnſche, oder nur den geringſten Gedanken davon in dem hinterſten Schlupfwinkel ſeines Herzens habe. — Die guten Leute! ſie konnten ja nichts wider Gottes Willen, und wenn ſie ein Kraut oder ein Pulver, das fuͤr den Tod gut iſt, gehabt oder ge- wußt haͤtten, ſie waͤren dennoch darnach gelaufen und haͤtten's ihm gebracht oder gegeben, wenn denn das, was ſie etwan gewuͤnſcht, ſchon nicht anderſt gekommen waͤr. — Ich weiß nicht — vielleicht waͤren doch nicht alle gelaufen. — — Es greift immer weiter — es wird immer lauter, ein freches und hie und da laͤchlendes Re- den unter den Weibern und Maͤnnern — ich will gerne ſehen, wie es noch koͤmmt. — Es zeigt ſich, die Menge fuͤrchtet ihn ſchon izt nicht mehr, weil er im Bett liegt. — Man reichte, was bey Monaten nie mehr als im Geheim bey Nacht und Nebel geſchah,

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/127>, abgerufen am 22.11.2024.