den; aber hingegen, fuhr er fort, guter, beschei- dener Mann! muß ich euch sagen, machet auch daß er anderer Leuten ihrer Ruhmsucht nie Bock stehe -- (aufhelfe, unterstütze) -- und ohne Furcht ihn damit zu verderben, sagte er in diesem Augen- blick zu seinem Karl, flieh du deiner Lebtag die Leu- te, die du von unten auf sehen must, sie sind nicht für dich -- und werde du keines Menschen Knecht! -- -- er redte aber nicht blos von der Knechtschaft des Leibs, sondern auch von der Knechtschaft des Geists -- und sagte bald darauf -- über das Brod, um deßwillen der Mensch seinen Leib in die Knecht- schaft giebt, ist der stärkere Meister, aber ein See- lenknecht hat nicht einmal des Leibes Nothdurft vor- zuwenden -- glaub du nie, daß einer alles wisse -- es ist das Loos des Menschen, daß die Wahrheit keiner hat -- sie haben sie alle, aber vertheilt -- und wer nur bey einem lehrt, der vernimmt nie, was die andern wissen.
Einen Augenblick darauf sagte er, es ist eine böse Zeit mit der Wahrheit, es meynt ein jeder sein Traum sey dieselbe, und ein jeder will seinen Traum aufs Höchste hinauftreiben -- und brauchte dann hierüber den Ausdruck eines Manns, der, indem er sich selber zerreißt, aus dem Menschen mehr zu machen als er auf der Erde seyn kann, Goldkörner und Diamanten von Menschlichkeit, Seelengröße und Weisheit auswirft, die, wenn der Wurm der
den; aber hingegen, fuhr er fort, guter, beſchei- dener Mann! muß ich euch ſagen, machet auch daß er anderer Leuten ihrer Ruhmſucht nie Bock ſtehe — (aufhelfe, unterſtuͤtze) — und ohne Furcht ihn damit zu verderben, ſagte er in dieſem Augen- blick zu ſeinem Karl, flieh du deiner Lebtag die Leu- te, die du von unten auf ſehen muſt, ſie ſind nicht fuͤr dich — und werde du keines Menſchen Knecht! — — er redte aber nicht blos von der Knechtſchaft des Leibs, ſondern auch von der Knechtſchaft des Geiſts — und ſagte bald darauf — uͤber das Brod, um deßwillen der Menſch ſeinen Leib in die Knecht- ſchaft giebt, iſt der ſtaͤrkere Meiſter, aber ein See- lenknecht hat nicht einmal des Leibes Nothdurft vor- zuwenden — glaub du nie, daß einer alles wiſſe — es iſt das Loos des Menſchen, daß die Wahrheit keiner hat — ſie haben ſie alle, aber vertheilt — und wer nur bey einem lehrt, der vernimmt nie, was die andern wiſſen.
Einen Augenblick darauf ſagte er, es iſt eine boͤſe Zeit mit der Wahrheit, es meynt ein jeder ſein Traum ſey dieſelbe, und ein jeder will ſeinen Traum aufs Hoͤchſte hinauftreiben — und brauchte dann hieruͤber den Ausdruck eines Manns, der, indem er ſich ſelber zerreißt, aus dem Menſchen mehr zu machen als er auf der Erde ſeyn kann, Goldkoͤrner und Diamanten von Menſchlichkeit, Seelengroͤße und Weisheit auswirft, die, wenn der Wurm der
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den; aber hingegen, fuhr er fort, guter, beſchei-
dener Mann! muß ich euch ſagen, machet auch
daß er anderer Leuten ihrer Ruhmſucht nie Bock
ſtehe — (aufhelfe, unterſtuͤtze) — und ohne Furcht
ihn damit zu verderben, ſagte er in dieſem Augen-
blick zu ſeinem Karl, flieh du deiner Lebtag die Leu-
te, die du von unten auf ſehen muſt, ſie ſind nicht
fuͤr dich — und werde du keines Menſchen Knecht!
— — er redte aber nicht blos von der Knechtſchaft
des Leibs, ſondern auch von der Knechtſchaft des
Geiſts — und ſagte bald darauf — uͤber das Brod,
um deßwillen der Menſch ſeinen Leib in die Knecht-
ſchaft giebt, iſt der ſtaͤrkere Meiſter, aber ein See-
lenknecht hat nicht einmal des Leibes Nothdurft vor-
zuwenden — glaub du nie, daß einer alles wiſſe —
es iſt das Loos des Menſchen, daß die Wahrheit
keiner hat — ſie haben ſie alle, aber vertheilt — und
wer nur bey einem lehrt, der vernimmt nie, was die
andern wiſſen.
Einen Augenblick darauf ſagte er, es iſt eine
boͤſe Zeit mit der Wahrheit, es meynt ein jeder ſein
Traum ſey dieſelbe, und ein jeder will ſeinen Traum
aufs Hoͤchſte hinauftreiben — und brauchte dann
hieruͤber den Ausdruck eines Manns, der, indem
er ſich ſelber zerreißt, aus dem Menſchen mehr zu
machen als er auf der Erde ſeyn kann, Goldkoͤrner
und Diamanten von Menſchlichkeit, Seelengroͤße
und Weisheit auswirft, die, wenn der Wurm der
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/120>, abgerufen am 22.11.2024.
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