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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Beydes, das Mitleiden und das Geschenk, ge-
fiel dem Kind recht wohl, aber da die Molchin fort-
fuhr zu predigen, und der Länge und Breite nach
herauszustreichen, wie gottlos und unchristlich seine
Mutter mit ihm gehandelt habe, u. s. w. roch es dem
Kind auf, daß das nicht in der Ordnung sey; und
einsmals, da die Frau meynte, sie sey mit ihm in
der besten Ordnung -- machte es ein verächtliches
Maul -- schüttelte den Kopf, und sagte, die Jung-
fer im Schloß mag mir ein Narr seyn! meine Mut-
ter ist mir lieb, hätte ich mein Maul gehalten, so
hätte sie mir nichts gethan; mit dem sprang es
fort in seine Stube, und die Molchin sah, daß es
aus war, und mußte auch weiters.

An den andern Orten schien es im Anfange
besser zu gehen.

Zwey Weiber versprachen ihr, wenn es so sey,
wie sie sage, und sie die Jungfer im Schloß selber
darum fragen dörfen, so wollen sie ihre Kinder
nicht mehr in die Schule schicken. --

Aber die Kinder, die nicht mehr in die Schul
sollten, fiengen ein Geschrey an, daß die Leute vor
den Fenstern still stunden.

Wohl ließen die Mütter sie schreyen --

Wohl wollten sie es auch bey den Vätern er-
zwingen, aber sie bekamen zur Antwort, das ist nur

Beydes, das Mitleiden und das Geſchenk, ge-
fiel dem Kind recht wohl, aber da die Molchin fort-
fuhr zu predigen, und der Laͤnge und Breite nach
herauszuſtreichen, wie gottlos und unchriſtlich ſeine
Mutter mit ihm gehandelt habe, u. ſ. w. roch es dem
Kind auf, daß das nicht in der Ordnung ſey; und
einsmals, da die Frau meynte, ſie ſey mit ihm in
der beſten Ordnung — machte es ein veraͤchtliches
Maul — ſchuͤttelte den Kopf, und ſagte, die Jung-
fer im Schloß mag mir ein Narr ſeyn! meine Mut-
ter iſt mir lieb, haͤtte ich mein Maul gehalten, ſo
haͤtte ſie mir nichts gethan; mit dem ſprang es
fort in ſeine Stube, und die Molchin ſah, daß es
aus war, und mußte auch weiters.

An den andern Orten ſchien es im Anfange
beſſer zu gehen.

Zwey Weiber verſprachen ihr, wenn es ſo ſey,
wie ſie ſage, und ſie die Jungfer im Schloß ſelber
darum fragen doͤrfen, ſo wollen ſie ihre Kinder
nicht mehr in die Schule ſchicken. —

Aber die Kinder, die nicht mehr in die Schul
ſollten, fiengen ein Geſchrey an, daß die Leute vor
den Fenſtern ſtill ſtunden.

Wohl ließen die Muͤtter ſie ſchreyen —

Wohl wollten ſie es auch bey den Vaͤtern er-
zwingen, aber ſie bekamen zur Antwort, das iſt nur

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[84/0102] Beydes, das Mitleiden und das Geſchenk, ge- fiel dem Kind recht wohl, aber da die Molchin fort- fuhr zu predigen, und der Laͤnge und Breite nach herauszuſtreichen, wie gottlos und unchriſtlich ſeine Mutter mit ihm gehandelt habe, u. ſ. w. roch es dem Kind auf, daß das nicht in der Ordnung ſey; und einsmals, da die Frau meynte, ſie ſey mit ihm in der beſten Ordnung — machte es ein veraͤchtliches Maul — ſchuͤttelte den Kopf, und ſagte, die Jung- fer im Schloß mag mir ein Narr ſeyn! meine Mut- ter iſt mir lieb, haͤtte ich mein Maul gehalten, ſo haͤtte ſie mir nichts gethan; mit dem ſprang es fort in ſeine Stube, und die Molchin ſah, daß es aus war, und mußte auch weiters. An den andern Orten ſchien es im Anfange beſſer zu gehen. Zwey Weiber verſprachen ihr, wenn es ſo ſey, wie ſie ſage, und ſie die Jungfer im Schloß ſelber darum fragen doͤrfen, ſo wollen ſie ihre Kinder nicht mehr in die Schule ſchicken. — Aber die Kinder, die nicht mehr in die Schul ſollten, fiengen ein Geſchrey an, daß die Leute vor den Fenſtern ſtill ſtunden. Wohl ließen die Muͤtter ſie ſchreyen — Wohl wollten ſie es auch bey den Vaͤtern er- zwingen, aber ſie bekamen zur Antwort, das iſt nur

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/102>, abgerufen am 24.11.2024.