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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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falls unter dem Brustflek darüber bey ihnen
aussahe.

Wenn's Niemand hörte, warfen sie so die
Köpf gegen einander und sagten; es ist jezt
das.

Der Stieren Bauer fluchte bey einem Nach-
bar, dem er wohl traute, aber auch nur in's
Ohr: es schade ihm mehr als hundert Gulden;
er habe das Jahr durch immer 10 bis 12 Stük
Vieh darauf gehalten, und sie seyen ihm stokfett
geblieben.

Ein anderer sagte: Er habe sie nicht genuzt:
aber er wollte doch ein gutes Stük Geld ge-
ben, es wäre noch wie es gewesen.

Und noch andere: Das Lumpenvolk streke
alles die Köpf, und ein jeder Bättelhund la-
che in die Faust, wenn er unser einen sehe, daß
sie so Meister worden.

Die Armen machten's nicht besser.

Wo sie allein waren, verspotteten sie die
Reichen, ob dem Verdruß den sie haben, daß
der Teufel ihnen einmal einen Schuhbreit
Land aus den Klauen genohmen; wenn denn
aber ein Dikbauch um die wege war, so zogen
sie ihm den Spek durchs Maul, sagten dieß
und das über das neue Land, ob es noch eine
Frage sey, daß es einen so grossen Vortheil
abtrage, als jezt einige dergleichen thüen? --
Und noch eine grössere; ob das Wesen denn

E 2

falls unter dem Bruſtflek daruͤber bey ihnen
ausſahe.

Wenn’s Niemand hoͤrte, warfen ſie ſo die
Koͤpf gegen einander und ſagten; es iſt jezt
das.

Der Stieren Bauer fluchte bey einem Nach-
bar, dem er wohl traute, aber auch nur in’s
Ohr: es ſchade ihm mehr als hundert Gulden;
er habe das Jahr durch immer 10 bis 12 Stuͤk
Vieh darauf gehalten, und ſie ſeyen ihm ſtokfett
geblieben.

Ein anderer ſagte: Er habe ſie nicht genuzt:
aber er wollte doch ein gutes Stuͤk Geld ge-
ben, es waͤre noch wie es geweſen.

Und noch andere: Das Lumpenvolk ſtreke
alles die Koͤpf, und ein jeder Baͤttelhund la-
che in die Fauſt, wenn er unſer einen ſehe, daß
ſie ſo Meiſter worden.

Die Armen machten’s nicht beſſer.

Wo ſie allein waren, verſpotteten ſie die
Reichen, ob dem Verdruß den ſie haben, daß
der Teufel ihnen einmal einen Schuhbreit
Land aus den Klauen genohmen; wenn denn
aber ein Dikbauch um die wege war, ſo zogen
ſie ihm den Spek durchs Maul, ſagten dieß
und das uͤber das neue Land, ob es noch eine
Frage ſey, daß es einen ſo groſſen Vortheil
abtrage, als jezt einige dergleichen thuͤen? —
Und noch eine groͤſſere; ob das Weſen denn

E 2
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[67/0089] falls unter dem Bruſtflek daruͤber bey ihnen ausſahe. Wenn’s Niemand hoͤrte, warfen ſie ſo die Koͤpf gegen einander und ſagten; es iſt jezt das. Der Stieren Bauer fluchte bey einem Nach- bar, dem er wohl traute, aber auch nur in’s Ohr: es ſchade ihm mehr als hundert Gulden; er habe das Jahr durch immer 10 bis 12 Stuͤk Vieh darauf gehalten, und ſie ſeyen ihm ſtokfett geblieben. Ein anderer ſagte: Er habe ſie nicht genuzt: aber er wollte doch ein gutes Stuͤk Geld ge- ben, es waͤre noch wie es geweſen. Und noch andere: Das Lumpenvolk ſtreke alles die Koͤpf, und ein jeder Baͤttelhund la- che in die Fauſt, wenn er unſer einen ſehe, daß ſie ſo Meiſter worden. Die Armen machten’s nicht beſſer. Wo ſie allein waren, verſpotteten ſie die Reichen, ob dem Verdruß den ſie haben, daß der Teufel ihnen einmal einen Schuhbreit Land aus den Klauen genohmen; wenn denn aber ein Dikbauch um die wege war, ſo zogen ſie ihm den Spek durchs Maul, ſagten dieß und das uͤber das neue Land, ob es noch eine Frage ſey, daß es einen ſo groſſen Vortheil abtrage, als jezt einige dergleichen thuͤen? — Und noch eine groͤſſere; ob das Weſen denn E 2

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/89>, abgerufen am 26.11.2024.