Hünde; und mit der Arbeit war's immer wie wenn nichts in ihn's hineinwollte: bald drehete es das Rad so lahm, daß der Faden ihm in der Hand von einander fiel; denn einen Au- genblik darauf wieder so stark, daß das Garn so krauß wurde wie geringeltes Roßhaar.
Wenn ihm Gertrud etwas sagte so weinte es so lang sie da stuhnd, und murrete wenn sie den Rüken kehrte; und denn that es noch den andern zu leid und verderbte ihnen an ih- rem Garn und an den Räderen was es konnte, damit sie nicht fortkommen wie es.
Kurz, sie richtete nichts mit ihm aus, bis sie die Ruthe brauchte, da lehrte es sizen und spinnen, und sein Garn bessert seitdem in ei- nem Tag mehr als sonst in acht.
Ihr Heirlj wollte es diesen Kindern von Anfang her immer zeigen, wenn sie es nicht recht machten. Da sie aber größer waren als er, sagten sie ihm zuerst nur, du kleiner Pfu- ker, was wolltest du wissen: -- aber sie nah- men's doch von ihm an; er war gar gut, und munterte immer wer rechts und links ne- ben ihm saß, auf; und wenn eines auch nur ein wenig saur drein sahe oder das Maul häng- te, weil es nicht gehen wollte, sagte er zu ih- nen; ihr müßt nicht so Augen machen, und nicht so ein Maul, ihr lehret es sonst noch viel länger nicht.
Huͤnde; und mit der Arbeit war’s immer wie wenn nichts in ihn’s hineinwollte: bald drehete es das Rad ſo lahm, daß der Faden ihm in der Hand von einander fiel; denn einen Au- genblik darauf wieder ſo ſtark, daß das Garn ſo krauß wurde wie geringeltes Roßhaar.
Wenn ihm Gertrud etwas ſagte ſo weinte es ſo lang ſie da ſtuhnd, und murrete wenn ſie den Ruͤken kehrte; und denn that es noch den andern zu leid und verderbte ihnen an ih- rem Garn und an den Raͤderen was es konnte, damit ſie nicht fortkommen wie es.
Kurz, ſie richtete nichts mit ihm aus, bis ſie die Ruthe brauchte, da lehrte es ſizen und ſpinnen, und ſein Garn beſſert ſeitdem in ei- nem Tag mehr als ſonſt in acht.
Ihr Heirlj wollte es dieſen Kindern von Anfang her immer zeigen, wenn ſie es nicht recht machten. Da ſie aber groͤßer waren als er, ſagten ſie ihm zuerſt nur, du kleiner Pfu- ker, was wollteſt du wiſſen: — aber ſie nah- men’s doch von ihm an; er war gar gut, und munterte immer wer rechts und links ne- ben ihm ſaß, auf; und wenn eines auch nur ein wenig ſaur drein ſahe oder das Maul haͤng- te, weil es nicht gehen wollte, ſagte er zu ih- nen; ihr muͤßt nicht ſo Augen machen, und nicht ſo ein Maul, ihr lehret es ſonſt noch viel laͤnger nicht.
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Huͤnde; und mit der Arbeit war’s immer wie
wenn nichts in ihn’s hineinwollte: bald drehete
es das Rad ſo lahm, daß der Faden ihm in
der Hand von einander fiel; denn einen Au-
genblik darauf wieder ſo ſtark, daß das Garn
ſo krauß wurde wie geringeltes Roßhaar.
Wenn ihm Gertrud etwas ſagte ſo weinte
es ſo lang ſie da ſtuhnd, und murrete wenn
ſie den Ruͤken kehrte; und denn that es noch
den andern zu leid und verderbte ihnen an ih-
rem Garn und an den Raͤderen was es konnte,
damit ſie nicht fortkommen wie es.
Kurz, ſie richtete nichts mit ihm aus, bis
ſie die Ruthe brauchte, da lehrte es ſizen und
ſpinnen, und ſein Garn beſſert ſeitdem in ei-
nem Tag mehr als ſonſt in acht.
Ihr Heirlj wollte es dieſen Kindern von
Anfang her immer zeigen, wenn ſie es nicht
recht machten. Da ſie aber groͤßer waren als
er, ſagten ſie ihm zuerſt nur, du kleiner Pfu-
ker, was wollteſt du wiſſen: — aber ſie nah-
men’s doch von ihm an; er war gar gut,
und munterte immer wer rechts und links ne-
ben ihm ſaß, auf; und wenn eines auch nur
ein wenig ſaur drein ſahe oder das Maul haͤng-
te, weil es nicht gehen wollte, ſagte er zu ih-
nen; ihr muͤßt nicht ſo Augen machen, und
nicht ſo ein Maul, ihr lehret es ſonſt noch viel
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/64>, abgerufen am 24.11.2024.
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