weiß; der Maurer Jakob, der ehrlichste un- ter des Lienerten G'sellen, saß eben bey ihm zu und sagte ihm: Marx, Marx, es ist gar kein gutes Zeichen, wenn einem Maurer das Brod im Sak weiß wird.
Warum, warum? sagte der Marx.
Hä -- es mahnet einen so stark an's Kalch stehlen, sagte der Jakob.
Ich hab einmal keinen gestohlen, sagte der Marx, und ward nicht roth; denn was schwarz und gelb ist, wird nie roth.
Der Jakob fuhr fort und sagte: es wird dir gewiß von den Erdapfeln, die du im Sak hast, so weiß worden seyn.
Einmal nicht vom Kalchstehlen, erwieder- te der Marx --
Und der Jakob sah ihn da nur an, und machte doch daß ihm das Herz klopfte, und er sichtbahr erschroken hinzusezte: es ist Mähl im Sak gewesen; er hatte aber die Hand mit dem Brod noch im Wasser da er das sagte, und der Maurer fieng noch einmal an, und sagte: du must doch förchten, der- gleichen Mähl brenne über den Magen, daß du es so waschest.
Ich mags einmal nicht essen wie eine Sau, sagte der Marx; und der andere, du hast gar recht, dergleichen Mähl könnte wirklich eine Sau töden, wenn sie nur ein wenig zu viel davon essen würde.
weiß; der Maurer Jakob, der ehrlichſte un- ter des Lienerten G’ſellen, ſaß eben bey ihm zu und ſagte ihm: Marx, Marx, es iſt gar kein gutes Zeichen, wenn einem Maurer das Brod im Sak weiß wird.
Warum, warum? ſagte der Marx.
Haͤ — es mahnet einen ſo ſtark an’s Kalch ſtehlen, ſagte der Jakob.
Ich hab einmal keinen geſtohlen, ſagte der Marx, und ward nicht roth; denn was ſchwarz und gelb iſt, wird nie roth.
Der Jakob fuhr fort und ſagte: es wird dir gewiß von den Erdapfeln, die du im Sak haſt, ſo weiß worden ſeyn.
Einmal nicht vom Kalchſtehlen, erwieder- te der Marx —
Und der Jakob ſah ihn da nur an, und machte doch daß ihm das Herz klopfte, und er ſichtbahr erſchroken hinzuſezte: es iſt Maͤhl im Sak geweſen; er hatte aber die Hand mit dem Brod noch im Waſſer da er das ſagte, und der Maurer fieng noch einmal an, und ſagte: du muſt doch foͤrchten, der- gleichen Maͤhl brenne uͤber den Magen, daß du es ſo waſcheſt.
Ich mags einmal nicht eſſen wie eine Sau, ſagte der Marx; und der andere, du haſt gar recht, dergleichen Maͤhl koͤnnte wirklich eine Sau toͤden, wenn ſie nur ein wenig zu viel davon eſſen wuͤrde.
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weiß; der Maurer Jakob, der ehrlichſte un-
ter des Lienerten G’ſellen, ſaß eben bey ihm
zu und ſagte ihm: Marx, Marx, es iſt gar
kein gutes Zeichen, wenn einem Maurer das
Brod im Sak weiß wird.
Warum, warum? ſagte der Marx.
Haͤ — es mahnet einen ſo ſtark an’s
Kalch ſtehlen, ſagte der Jakob.
Ich hab einmal keinen geſtohlen, ſagte der
Marx, und ward nicht roth; denn was
ſchwarz und gelb iſt, wird nie roth.
Der Jakob fuhr fort und ſagte: es wird
dir gewiß von den Erdapfeln, die du im
Sak haſt, ſo weiß worden ſeyn.
Einmal nicht vom Kalchſtehlen, erwieder-
te der Marx —
Und der Jakob ſah ihn da nur an, und
machte doch daß ihm das Herz klopfte, und
er ſichtbahr erſchroken hinzuſezte: es iſt Maͤhl
im Sak geweſen; er hatte aber die Hand
mit dem Brod noch im Waſſer da er das
ſagte, und der Maurer fieng noch einmal
an, und ſagte: du muſt doch foͤrchten, der-
gleichen Maͤhl brenne uͤber den Magen, daß
du es ſo waſcheſt.
Ich mags einmal nicht eſſen wie eine Sau,
ſagte der Marx; und der andere, du haſt
gar recht, dergleichen Maͤhl koͤnnte wirklich
eine Sau toͤden, wenn ſie nur ein wenig
zu viel davon eſſen wuͤrde.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/58>, abgerufen am 23.11.2024.
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