sagte einem jeden ein Wort für ihns in seine Seele.
Es war ein Unterricht wie der Unterricht eines Heiligen.
Denn führte er sie wieder, eines nach dem andern, zu den Waysen, daß sie ihnen die Hand geben, und sagte ihnen noch: bleibet Geschwi- sterte, und denket an diese Stunde, wenn ihr an Gott denket! Mit dem Wort stuhnd er auf, wie wenn er noch in der Kirche, und seine Kinder- lehr endete, und sagte mit gefalteten Händen zum Volk: -- "Der Herr segne und behüte euch! Der Herr lasse sein heiliges Angesicht über euch leuchten, und sey euch gnädig! -- Nun gehet hin im Frieden des Herrn, haltet christli- che Zucht und Ehrbarkeit, und liebet einander wie uns Christus Jesus geliebet hat! Amen."
Nun gieng die Gemeind von einander und aus einem Munde tönte, es war doch schön! Und Vater und Mutter sagten zu einander: die Kinder müssen angenehm werden vor Gott, wenn man sie also lehrt, es ist nicht anderst mög- lich.
Und auf allen Zungen lagen die Worte: "wir möchten ihm danken"! Einer sprach sie aus, und ja! -- ja! und nasse Augen waren die Antwort aller.
Da stand das Volk zehen Schritt von des Kienasten Haus still, und als der Junker und der Pfarrer heraus kamen, trat der alte Reinold, den
ſagte einem jeden ein Wort fuͤr ihns in ſeine Seele.
Es war ein Unterricht wie der Unterricht eines Heiligen.
Denn fuͤhrte er ſie wieder, eines nach dem andern, zu den Wayſen, daß ſie ihnen die Hand geben, und ſagte ihnen noch: bleibet Geſchwi- ſterte, und denket an dieſe Stunde, wenn ihr an Gott denket! Mit dem Wort ſtuhnd er auf, wie wenn er noch in der Kirche, und ſeine Kinder- lehr endete, und ſagte mit gefalteten Haͤnden zum Volk: — “Der Herr ſegne und behuͤte euch! Der Herr laſſe ſein heiliges Angeſicht uͤber euch leuchten, und ſey euch gnaͤdig! — Nun gehet hin im Frieden des Herrn, haltet chriſtli- che Zucht und Ehrbarkeit, und liebet einander wie uns Chriſtus Jeſus geliebet hat! Amen.„
Nun gieng die Gemeind von einander und aus einem Munde toͤnte, es war doch ſchoͤn! Und Vater und Mutter ſagten zu einander: die Kinder muͤſſen angenehm werden vor Gott, wenn man ſie alſo lehrt, es iſt nicht anderſt moͤg- lich.
Und auf allen Zungen lagen die Worte: “wir moͤchten ihm danken„! Einer ſprach ſie aus, und ja! — ja! und naſſe Augen waren die Antwort aller.
Da ſtand das Volk zehen Schritt von des Kienaſten Haus ſtill, und als der Junker und der Pfarrer heraus kamen, trat der alte Reinold, den
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ſagte einem jeden ein Wort fuͤr ihns in ſeine
Seele.
Es war ein Unterricht wie der Unterricht
eines Heiligen.
Denn fuͤhrte er ſie wieder, eines nach dem
andern, zu den Wayſen, daß ſie ihnen die Hand
geben, und ſagte ihnen noch: bleibet Geſchwi-
ſterte, und denket an dieſe Stunde, wenn ihr an
Gott denket! Mit dem Wort ſtuhnd er auf, wie
wenn er noch in der Kirche, und ſeine Kinder-
lehr endete, und ſagte mit gefalteten Haͤnden
zum Volk: — “Der Herr ſegne und behuͤte
euch! Der Herr laſſe ſein heiliges Angeſicht uͤber
euch leuchten, und ſey euch gnaͤdig! — Nun
gehet hin im Frieden des Herrn, haltet chriſtli-
che Zucht und Ehrbarkeit, und liebet einander
wie uns Chriſtus Jeſus geliebet hat! Amen.„
Nun gieng die Gemeind von einander und
aus einem Munde toͤnte, es war doch ſchoͤn!
Und Vater und Mutter ſagten zu einander: die
Kinder muͤſſen angenehm werden vor Gott,
wenn man ſie alſo lehrt, es iſt nicht anderſt moͤg-
lich.
Und auf allen Zungen lagen die Worte: “wir
moͤchten ihm danken„! Einer ſprach ſie aus, und
ja! — ja! und naſſe Augen waren die Antwort
aller.
Da ſtand das Volk zehen Schritt von des
Kienaſten Haus ſtill, und als der Junker und der
Pfarrer heraus kamen, trat der alte Reinold, den
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/437>, abgerufen am 27.11.2024.
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