Vater im Himmel kennen, der dein Herz also gebildet, daß du ihns erziehen mußtest.
Ein andermal.
Die Religion ist nichts anders als das Bestre- ben des Geists, das Fleisch und Blut durch An- hänglichkeit an den Urheber unsers Wesens in der Ordnung zu erhalten.
Und der Mensch gelanget zu dieser Herrschaft des Geistes über das Fleisch nur nach Maaßgab als er von Jugend auf in den Mühseligkeiten sei- ner Bestimmung und Lebensart geübt, was sei- ne Pflicht und sein Vortheil in der Welt ist, mit Leichtigkeit, und ohne daß es ihn viel Müh und Anstrengens fordert, thut und erfüllt.
Und das zeiget deutlich, in was für Fertigkei- ten ein Mensch müsse geübt seyn, wenn ihm die Herrschaft des Geistes über das Fleisch und ein wahrhaft der Religion und seinen Umständen gemässes Leben ihm leicht und natürlich werden soll.
Ihr denket wohl, es gab auch wieder einen Ausfall wider das Predigen und Maulbrau- chen, -- es konnte nicht fehlen.
Er sagte: Sehet um Gotteswillen in allen euern Angelegenheiten, wo es euch um etwas zu thun ist, das gemacht seyn muß, und ihr wol- let zu einem Ziel kommen, ists immer euere erste Regel, nicht viel Worte, und kein Predi- gen! -- Und die Lehre von Gott und der Ewig- keit, die allein soll dem Menschen, ob es schon
Vater im Himmel kennen, der dein Herz alſo gebildet, daß du ihns erziehen mußteſt.
Ein andermal.
Die Religion iſt nichts anders als das Beſtre- ben des Geiſts, das Fleiſch und Blut durch An- haͤnglichkeit an den Urheber unſers Weſens in der Ordnung zu erhalten.
Und der Menſch gelanget zu dieſer Herrſchaft des Geiſtes uͤber das Fleiſch nur nach Maaßgab als er von Jugend auf in den Muͤhſeligkeiten ſei- ner Beſtimmung und Lebensart geuͤbt, was ſei- ne Pflicht und ſein Vortheil in der Welt iſt, mit Leichtigkeit, und ohne daß es ihn viel Muͤh und Anſtrengens fordert, thut und erfuͤllt.
Und das zeiget deutlich, in was fuͤr Fertigkei- ten ein Menſch muͤſſe geuͤbt ſeyn, wenn ihm die Herrſchaft des Geiſtes uͤber das Fleiſch und ein wahrhaft der Religion und ſeinen Umſtaͤnden gemaͤſſes Leben ihm leicht und natuͤrlich werden ſoll.
Ihr denket wohl, es gab auch wieder einen Ausfall wider das Predigen und Maulbrau- chen, — es konnte nicht fehlen.
Er ſagte: Sehet um Gotteswillen in allen euern Angelegenheiten, wo es euch um etwas zu thun iſt, das gemacht ſeyn muß, und ihr wol- let zu einem Ziel kommen, iſts immer euere erſte Regel, nicht viel Worte, und kein Predi- gen! — Und die Lehre von Gott und der Ewig- keit, die allein ſoll dem Menſchen, ob es ſchon
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Vater im Himmel kennen, der dein Herz alſo
gebildet, daß du ihns erziehen mußteſt.
Ein andermal.
Die Religion iſt nichts anders als das Beſtre-
ben des Geiſts, das Fleiſch und Blut durch An-
haͤnglichkeit an den Urheber unſers Weſens in
der Ordnung zu erhalten.
Und der Menſch gelanget zu dieſer Herrſchaft
des Geiſtes uͤber das Fleiſch nur nach Maaßgab
als er von Jugend auf in den Muͤhſeligkeiten ſei-
ner Beſtimmung und Lebensart geuͤbt, was ſei-
ne Pflicht und ſein Vortheil in der Welt iſt, mit
Leichtigkeit, und ohne daß es ihn viel Muͤh und
Anſtrengens fordert, thut und erfuͤllt.
Und das zeiget deutlich, in was fuͤr Fertigkei-
ten ein Menſch muͤſſe geuͤbt ſeyn, wenn ihm die
Herrſchaft des Geiſtes uͤber das Fleiſch und ein
wahrhaft der Religion und ſeinen Umſtaͤnden
gemaͤſſes Leben ihm leicht und natuͤrlich werden
ſoll.
Ihr denket wohl, es gab auch wieder einen
Ausfall wider das Predigen und Maulbrau-
chen, — es konnte nicht fehlen.
Er ſagte: Sehet um Gotteswillen in allen
euern Angelegenheiten, wo es euch um etwas
zu thun iſt, das gemacht ſeyn muß, und ihr wol-
let zu einem Ziel kommen, iſts immer euere
erſte Regel, nicht viel Worte, und kein Predi-
gen! — Und die Lehre von Gott und der Ewig-
keit, die allein ſoll dem Menſchen, ob es ſchon
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/431>, abgerufen am 23.11.2024.
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