zu ihnen: Probieret, Buben! ob ihr die Linien findet, wo der Bach jezt hingeleitet seyn muß, wenn man so viel Land als immer möglich mit ihm überwässern will.
Die Buben sprangen wie gute Jagdthiere von ihm weg, links und rechts, kreuz und queer, wo das Wasser hin müsse? Aber sie wurden nicht ei- nig, und kamen, in ihrer Meynung getheilt, zurük.
Die einten meynten, man müsse den Graben zuerst links führen, gegen den Tannen-Eken, und von da erst wieder zurük gegen den Feldern, die rechts liegen.
Die andern glaubten, wenn man ihn gegen den Tannen-Eken führe, so bringe man ihn nicht mehr auf die Höhe vom Mooshübel, der dann troken bleiben müsse.
Es hats keiner getroffen, sagte der Lieutenant, und sezte hinzu: der Graben muß zuerst über den Vorhügel vom Moosweg, und dann erst herum zum Tannen-Eken.
O ho! wenn das Wasser über den Mooshübel gelaufen, so bringt ihr es nicht mehr auf die Hö- he zur Tannen, erwiederten die Buben.
O ho! erwiederte der Lieutenant: man füllt nur die Tiefe, die zwischen dem Hübel und dem Eken ist, ein Schuh, drey oder vier hoch aus, dann laufts, meyne ich, wieder zum Tannen- Eken.
Dann wohl, dann wohl, sagten die Buben.
Aber der Pfarrer war heut den ganzen Tag
zu ihnen: Probieret, Buben! ob ihr die Linien findet, wo der Bach jezt hingeleitet ſeyn muß, wenn man ſo viel Land als immer moͤglich mit ihm uͤberwaͤſſern will.
Die Buben ſprangen wie gute Jagdthiere von ihm weg, links und rechts, kreuz und queer, wo das Waſſer hin muͤſſe? Aber ſie wurden nicht ei- nig, und kamen, in ihrer Meynung getheilt, zuruͤk.
Die einten meynten, man muͤſſe den Graben zuerſt links fuͤhren, gegen den Tannen-Eken, und von da erſt wieder zuruͤk gegen den Feldern, die rechts liegen.
Die andern glaubten, wenn man ihn gegen den Tannen-Eken fuͤhre, ſo bringe man ihn nicht mehr auf die Hoͤhe vom Mooshuͤbel, der dann troken bleiben muͤſſe.
Es hats keiner getroffen, ſagte der Lieutenant, und ſezte hinzu: der Graben muß zuerſt uͤber den Vorhuͤgel vom Moosweg, und dann erſt herum zum Tannen-Eken.
O ho! wenn das Waſſer uͤber den Mooshuͤbel gelaufen, ſo bringt ihr es nicht mehr auf die Hoͤ- he zur Tannen, erwiederten die Buben.
O ho! erwiederte der Lieutenant: man fuͤllt nur die Tiefe, die zwiſchen dem Huͤbel und dem Eken iſt, ein Schuh, drey oder vier hoch aus, dann laufts, meyne ich, wieder zum Tannen- Eken.
Dann wohl, dann wohl, ſagten die Buben.
Aber der Pfarrer war heut den ganzen Tag
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zu ihnen: Probieret, Buben! ob ihr die Linien
findet, wo der Bach jezt hingeleitet ſeyn muß,
wenn man ſo viel Land als immer moͤglich mit
ihm uͤberwaͤſſern will.
Die Buben ſprangen wie gute Jagdthiere von
ihm weg, links und rechts, kreuz und queer, wo
das Waſſer hin muͤſſe? Aber ſie wurden nicht ei-
nig, und kamen, in ihrer Meynung getheilt, zuruͤk.
Die einten meynten, man muͤſſe den Graben
zuerſt links fuͤhren, gegen den Tannen-Eken,
und von da erſt wieder zuruͤk gegen den Feldern,
die rechts liegen.
Die andern glaubten, wenn man ihn gegen
den Tannen-Eken fuͤhre, ſo bringe man ihn nicht
mehr auf die Hoͤhe vom Mooshuͤbel, der dann
troken bleiben muͤſſe.
Es hats keiner getroffen, ſagte der Lieutenant,
und ſezte hinzu: der Graben muß zuerſt uͤber
den Vorhuͤgel vom Moosweg, und dann erſt
herum zum Tannen-Eken.
O ho! wenn das Waſſer uͤber den Mooshuͤbel
gelaufen, ſo bringt ihr es nicht mehr auf die Hoͤ-
he zur Tannen, erwiederten die Buben.
O ho! erwiederte der Lieutenant: man fuͤllt
nur die Tiefe, die zwiſchen dem Huͤbel und dem
Eken iſt, ein Schuh, drey oder vier hoch aus,
dann laufts, meyne ich, wieder zum Tannen-
Eken.
Dann wohl, dann wohl, ſagten die Buben.
Aber der Pfarrer war heut den ganzen Tag
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/424>, abgerufen am 27.11.2024.
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